habs mal kopiert,weiß nicht genau wohin damit,darum einmal extra;-)
Neulich nach der Nikolaus-Integration
Am
Montag nach Nikolaus (der. 6. Dezember fiel dieses Jahr auf einen
Sonntag) kam ich ins Büro und fand im Flur einige dieser
Schokoladenmännchen in rot-weißem Glitzerpaper eingepackt, die zu
Ostern auch als Hasen verteilt werden. Als ich mittags in die Mensa
ging, um mein vegetarisches Essen zu holen, gab es noch einen
Glitzerschokomann als Geschenk. Alle Schenkenden waren wirklich guten
Herzens und wollten die Tradition aufrecht erhalten, aber kaum jemand
wusste, worum es bei jener Tradition eigentlich ging.
Muslime
sollen wie bekannt in die Gesellschaft integriert werden. Gerade
einen Tag nach Nikolaus habe ich mich das mehr denn je gefragt, was
damit gemeint ist. Ja, wir hatten tags zuvor einige Süßigkeiten, falls
ein Kind an der Tür geklingelt hätte. Aber es werden immer weniger
Kinder, die das tun. Und ein Gedicht können die auch nicht mehr
aufsagen. Bestenfalls sagen sie: Süßes oder saures! Aber das hat
bekanntlich wenig mit dem Nikolaus zu tun. Es ist viel mehr die
Integration eines kapitalistischen Feiertages in die angeblich
christlich geprägte Gesellschaft. Wie viele ältere Bürger haben wohl an
jenem Sonntag sehnsüchtig darauf gewartet, dass doch irgend ein kleiner
Bub oder Mädel an der Tür klingelt und ein Weihnachtsgedicht aufsagt,
um sie dann zu beschenken? Stattdessen gab es Schokolade in
Bürogebäuden und in der Mensa von den jeweiligen Verwaltungen an die
Erwachsenen. Aber kaum ein Mensch weiß, was es eigentlich mit jenem
Nikolaus auf sich hat. Wie sollen Muslime in eine Gesellschaft
integriert werden, wenn es christliche Feier- und Gedenktage gibt,
deren Bedeutung kaum jemand den Muslimen erklären kann?
Eine
historische Person namens Nikolaus, auf den der 6. Dezember zurück zu
führen sei, hat es schließlich einstmals gegeben, den Heiligen Nikolaus
von Myra. Zwar sind die meisten Geschichten über ihn Legende, aber er
hat im 3. Jahrhundert nach Christi tatsächlich gelebt. Er war bereits
mit 19 Jahren Priester und hat am eigenen Leib als Opfer der
Christenverfolgung einiges Leid miterlebt. Als Sohn reicher Eltern soll
er sein ererbtes Vermögen unter den Armen verteilt haben, was der
Hauptgrund für seine Ehrung ist. Wäre das nicht ein integrativer Ansatz
für Muslime? Die Reichen sollen ihr Vermögen den Armen zur Verfügung
stellen, damit mehr soziale Gerechtigkeit in der Gesellschaft herrscht.
Ist es da nicht fast schon Blasphemie oder zumindest
Heiligenverachtung, wenn auch in den Banken Nikolausschokolade verteilt
wird? Aber wen sollte das stören, wenn niemand weiß, wessen gedacht
wird?
Ein bedeutsames Ereignis im Leben des Nikolaus dürfte
seine Teilnahme am Konzil von Nizäa gewesen sein. Aber wer weiß heute
schon noch in der christlich-jüdisch geprägten Gesellschaft, was das
Konzil von Nizäa war? Die Bild-Zeitung berichtet nicht darüber. Und bei
dem Konzil hat jener Nikolaus äußerst unchristlich einen anderen
Geistlichen namens Arius geohrfeigt!
Arius vertrat eine Lehre,
die ein Muslim sehr gut verstehen könnte. Er behauptete, dass der Sohn
und der Vater nicht wesensgleich seien, sondern der Sohn ein Geschöpf
des Vaters sei, so dass es eine Zeit gegeben habe, als der Sohn nicht
existierte. Arius vertrat die Lehre, dass es nur einen wahren Gott gebe
und dass Jesus, der Sohn der Heiligen Maria, ein besonders
ausgezeichnetes Geschöpf sei. Wäre das nicht ein wunderbarer Ansatz, um
Muslime in die christlich-jüdische Gesellschaft zu integrieren? Welcher
Muslim könnte Arius Aussage widersprechen, eine immerhin im zweiten
Jahrhundert der Christenheit durchaus verbreitete Ansicht unter
Christen, aber es gab auch die Gegenansicht. Jener Streit unter den
Christen führte nahezu zur Spaltung der Christenheit und daher berief
Kaiser Konstantin das erste Konzil von Nicäa 325 ein, wo die Lehre des
Arius von der Mehrheit der Bischöfe als häretisch verurteilt wurde.
Vielmehr stellten sie fest, dass Vater und Sohn gleichen Wesens seien.
Arius selbst wurde verbannt und später vergiftet.
Nun hatte
ausgerechnet der Heilige Nikolaus jenen Arius beim Konzil von Nizäa
geohrfeigt! Wer jetzt aber denkt, dass der Disput zwischen Nikolaus und
Arius aufgrund der Wesensgleichheitstheorie gewesen wäre, der irrt
sich. Neben Arius hat auch Nikolaus das Schlussdokument des Konzils von
Nizäa nicht unterschrieben! Heutige Chronisten retten das Ansehen von
Nikolaus damit, dass sie behaupten, die Unterschriftenliste sei nicht
vollständig überliefert. Es liegt aber nahe, dass Nikolaus jene
Erklärung tatsächlich nicht unterschrieben hat (einmal abgesehen davon,
dass überzeugte Christen sich nicht von einem weltlichen
Gewaltherrscher zusammentrommeln lassen). Denn Nikolaus vertrat die
Thesen von Marcellus von Ancyra, der ebenfalls bei jenem Konzil
anwesend war. Marcellus von Ancyra wurde 336 wegen seiner Thesen als
Ketzer verdammt. Zweifelsohne stand auch er der Dreifaltigkeitstheorie
kritisch gegenüber!
Am 6. Dezember gedenken wir in Deutschland
also einer Person, die beim Konzil von Nizäa, in der erstmalig die
Dreieinigkeitsdoktrin unter Schirmherrschaft der weltlichen
Gewaltherrscher festgelegt wurde, eine Gegenposition vertreten hat und
zudem dafür bekannt ist, dass er seinen Reichtum an Arme verschenkt
hat. Wäre das nicht ein sensationeller Ansatz zur Integration von
Muslimen in die Gesellschaft? Müsste man nicht den Nikolaustag zum Tag
der Verbrüderung von Christen und Muslimen erklären?
Jedoch
hätte das zur Voraussetzung, dass Christen wissen, um was es am
Nikolaustag geht. Ist das aber überhaupt erwünscht? Wollen die
kapitalistischen Machthaber, die im Wachstumswahn sämtliche
christlichen Werte mit Füßen treten, überhaupt, dass die
christlich-jüdische geprägte Gesellschaft weiß, was für Feiertage sie
begeht? Ist es erwünscht, dass Christen zu Weihnachten daran denken,
wer da geboren ist, und wie er geboren ist, und wo er geboren ist?
Jemand könnte auf die dumme Idee kommen nachzufragen, wie es seinem
Geburtsort heute geht? Und sollen Christen z.B. wirklich am
Aschermittwoch darüber nachdenken, dass nicht die Ehebruchsaison
beendet, sondern die Fastenzeit der Christen eingeläutet wird?
Überhaupt, wer weiß denn noch, dass die Fastenzeit kein Monopol der
Muslime ist. Laden Christen ihre muslimischen Mitbürger in der
Fastenzeit zum gemeinsamen Fastenabendbrot ein? Wäre das nicht ein
schöner Ansatz zur Integration? Stellt sich nur die Frage, wer da wen
in was integriert? Ist es nicht eher so, dass Muslime in Deutschland
eine Chance für Christen sind, sich in ihre eigene Religion zu
integrieren.
Auch zu Pfingsten könnte man gemeinsam über den
Heiligen Geist sprechen, kommt doch der Begriff explizit im Heiligen
Qur´an vor. Wäre das nicht ein wunderbarer Ansatz zur Integration? Dazu
müssten Christen aber zunächst wissen, was Pfingsten ist.
Zurück
zu Weihnachten. Es mag in Deutschland, Österreich und der Schweiz
merkwürdig anmuten, aber Jesus und Maria waren tatsächlich keine
Deutschen; nicht einmal Europäer! Gemäß biblischer Geschichte waren sie
zudem Migranten. Ein in allen Kirchen verehrter Migrant, wäre das
nicht ein Ansatz zur Integration. Dazu müssten Christen aber die
Geschichte zu Weihnachten kennen, auch mit aktuellem Bezug. Doch die
meisten kennen nur den Konsumrausch, ohne zu wissen, was Jesus
einstmals mit den Händlern im Tempel gemacht hat. Sie müssten wissen,
was es mit dem Weihnachtsbaum, diesem modernen Götzen der
Geschenkausspuckmentalität auf sich hat, denn dort, wo Jesus gelebt
hat, gab es keine solchen Bäume. Sie müssten wissen, warum (und wann)
ein Weihnachtsmann erfunden wurde und wie jene merkwürdige Gestalt im
Bekanntheitsgrad sogar Jesus und Maria verdrängen konnte. Warum fragt
man Kinder eigentlich Glaubst Du an den Weihnachtsmann und bringt ihm
nicht den wahren Glauben bei? Wäre hier nicht ein wunderbarer Ansatz
dafür gegeben, Muslime zu integrieren? Schließlich kennen
praktizierende Muslime die Geschichte Marias und Jesu, selbst wenn sie
sich in einigen Details unterscheidet vom Christentum. Sie ist aber
immer noch christlicher als das, was man z.Z. aus dem Advent gemacht
hat.
Was viele Zwangsassimilierer vergessen haben (oder nie
wussten), ist die Tatsache, das gerade der Advent eine der besten
Voraussetzungen für Integration birgt. Advent vom Latainischen
adventus, was Ankunft heißt bezeichnet die Jahreszeit, in der
sich die Christenheit sich auf die Ankunft des Erlösers vorbereitet.
Warten wir nicht alle gemeinsam auf einen Erlöser? Zudem warten Muslime
neben ihrem Erlöser Mahdi, auch auf die Rückkehr Jesu. Wäre die
Adventszeit nicht eine wunderbare Gelegenheit zur Verbrüderung in der
konstruktiven Erwartung? Aber Advent in Deutschland ist nur noch eine
andere Bezeichnung für verkaufsoffene Wochenenden mit Glühwein in der
Innenstatt. Sehr besinnlich wirkt die Atmosphäre mit den
Lichterketten und dem Kerzenduft, aber was ist eigentlich der Inhalt
der Besinnung außer dem Kaufrausch?
Muslime können sich
hervorragend in eine christliche Gesellschaft integrieren! Und
überzeugte Christen werden praktizierende Muslime niemals als Bedrohung
empfinden, sind doch die Gemeinsamkeiten viel größer, als das
zweifelsohne bestehende Trennende. Aber eine Gesellschaft, die im
missbrauchtem Namen des Christentums den Bullen und Bären frönt, sich
vor Freiheitsstatuen verneigt und vor der Macht der Mächtigen
niederwirft, eine Gesellschaft, in der die Selbstverwirklichung über
dem Gemeinwohl steht, solch eine Gesellschaft wird Muslime stets als
Bedrohung empfinden, da jene Muslime an ihr christlich-jüdisches Erbe
erinnern und den Götzendienst ablehnen.
So esse ich nach meiner
Mittagspause jenen Schokoladen-Nikolaus, der auch ein Osterhase sein
könnte, denke über diese heilige Zeit der Christenheit nach, und bin
traurig über das, was man mit den Christen macht. Meine Gedanken
kreisen um die Integration. Und ich komme zu dem Schluss, dass es die
praktizierenden Muslime im Land sind, die den verbliebenen Christen die
Chance geben, sich zu integrieren. Aber wer würde mir das glauben?
Ich
wünsche allen Christen eine gesegnete Adventszeit und eine echte
Annäherung an Jesus und Maria. Möglicherweise kann das Kopftuch auf der
Straße sie ja an die Heilige Maria erinnern. Und dann bitte ich in
aller Höflichkeit: Bitte denken Sie einmal darüber nach, wer und warum
jenes Kopftuch herunterreißen will; nicht nur von der Muslima, sondern
auch von Maria.
Ganz liebe Grüße von Fatima mit Jemile,Amir und Kasim