Re: Kosovo
Bei den Baudenkmälern muslimisch-osmanischer Architektur im Kosovo handelt es sich um Moscheen, Badehäuser (Hammam) oder Mausoleen (Türbe).
Rote Moschee in Pejë/Peć: Seinen Namen hat das Gebäude von den roten Ziegelsteinen, mit denen es 1759/60 erbaut wurde. Die Moschee wurde 1999 weitgehend zerstört. Kurshumli-Moschee (deutsch: Bleimoschee) in Pejë/Peć: Das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert wurde in der Ära Tito zunächst als Munitionsdepot benutzt und durch eine Explosion zerstört. Seit 1965 war es wiederaufgebaut eine Moschee. 1999 wurde es niedergebrannt. Bayrakli Moschee (Al-Fāti Moschee/deutsch: Bannerträger-Moschee) in Pejë/Peć: Die Moschee wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert von Sultan Mehmet al-Fātih erbaut; 1999 niedergebrannt und nach dem Krieg mit italienischen Hilfsgeldern wiederhergestellt. Llapit (Lap) Moscheee in Prishtinë/Pritina: Die 1470 gebaute Moschee ist eines der ältesten Baudenkmäler in Prishtinë/Pritina. Sie wurde im Jahr 1999 durch einen Brand zerstört. Sultan Mehmet II al-Fātih Moschee in Prishtinë/Pritina: Erbaut 1460 von Sultan Mehmet II al-Fātih in der historischen Altstadt von Prishtinë/Pritina gehört sie zu den ältesten architektonischen Denkmälern der Stadt. Sie enthält dekorative Malereien aus dem 18. Jahrhundert. Großer Hammam (Großes Badehaus) in Prishtinë/Pritina: Erbaut am Ende des 15. Jahrhunderts in unmittelbarer Nachbarschaft der Sultan Mehmet II. al-Fātih Moschee. Das Gebäude ist eines der wenigen noch erhaltenen Beispiele für osmanische Badehäuser im Kosovo. Jasār (Yaār) Pascha Moschee in Prishtinë/Pritina: Als Baudatum wird 1834 genannt, andere Quellen geben das 16. Jahrhundert als Baubeginn an. Die Moschee wird täglich von der muslimischen Gemeinde genutzt. Sinan Pascha Moschee in Prizren: Die Moschee wurde vom Wesir von Prizren, Sinan Pascha, zu Anfang des 17. Jahrhunderts im Zentrum der Stadt errichtet. Die Dekorationen im inneren stammt aus dem 19. Jahrhundert. Das Gebäude wird von der muslimischen Gemeinde als Moschee genutzt. Hammām Mehmet Pasha (Badehaus Mehmet Pascha) in Prizren: Das Badehaus aus dem 16. Jahrhundert gilt als eines der herausragendsten Beispiele dieses Gebäudetyps auf dem Balkan. In seiner Architektur verbinden sich regionale mit orientalischen Elementen. Hadum (Khadim) Moschee in Gjakovë/Đakovica: Die Moschee wurde Ende des 16. Jahrhunderts errichtet. Ursprünglich bildete sie mit Schulen und islamischer Bibliothek ein einzigartiges Ensemble in der Altstadt, dieses wurde 1999 zerstört. Moschee in Deçan/Dečani: Die Moschee wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und 1998 teilweise zerstört. Mittlerweile wurde sie mit Hilfsgeldern aus Brunei wieder aufgebaut. Hammām des Ali Bey in Vushtrri/Vučitrn: Das Gebäude ist eines der ältesten osmanischen Badehäuser. Hammām (Badehaus) in Mitrovicë/Kosovska Mitrovica: Erbaut im 18. Jahrhundert ist das Badehaus ein Beispiel orientalischer osmanischer Architektur. Türbe von Sultan Murat I. in Obiliq/Obilić (Fushë Kosovë/Kosovo Polje): Das Mausoleum im osmanischen Stil wurde Ende des 14. Jahrhunderts errichtet. Es enthält ein Ehrenmal des Sultans und die Ehrenmäler zweier Paschas aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Am 17. und 18. März 2004 kam es im Kosovo zu einem erneuten Ausbruch ethnischer Gewalt. Nachdem ein Junge in einem Fluss nahe der ethnisch geteilten Stadt Mitrovica ertrank, heizten - einem Bericht der OSZE zufolge - albanische Medien mit Sensationsberichten die Stimmung an. Sie suggerierten, dass ein von Serben begangenes ethnisch motiviertes Verbrechen vorlag. Diese Behauptungen waren - beispielsweise nach Einschätzungen der renommierten International Crisis Group (ICG) - haltlos. In der Folge kam es zu landesweiten Aufständen der Albaner, die sich im wesentlichen gegen die noch im Kosovo verbliebenen Serben richteten. Es gab 19 Tote (11 Kosovo-Albaner und 8 Serben), rund 900 Verletzte. 700 Häuser von Serben, Aschkali und Roma, zehn Verwaltungsgebäude sowie rund 30 serbische Kirchen und zwei Klöster wurden beschädigt oder zerstört. Rund 4000 Menschen wurden vertrieben, 82 % davon waren Kosovo-Serben, die übrigen Roma, Ashkali, Kosovo-Ägypter und Albaner. Die Aufstände waren, nach Einschätzungen der ICG eher spontan als organisiert. Die Täter waren Jugendliche, politische Extremisten sowie einfache Kriminelle.
Am 19. März 2004 gab der deutsche Verteidigungsminister Peter Struck bekannt, dass die Bundeswehr 600 zusätzliche Soldaten in die Region entsenden werde. Damit erhöhte sich das deutsche Kontingent im Kosovo auf etwa 3800 Soldaten. Die NATO entsandte weitere 1100 Soldaten zur Sicherung der Ordnung.
Die zweiten Parlamentswahlen im Kosovo konnte am 23. Oktober 2004 wiederum die LDK unter Präsident Rugova gewinnen. Sie kam bei einer Wahlbeteiligung von nur 53 % auf einen Stimmenanteil von über 45 %. Sämtliche ins Parlament eingezogenen albanischen Parteien sprachen sich für die baldige Unabhängigkeit des Kosovo aus. Die Mehrheit der Serben boykottierte die Wahlen.
Im Dezember 2004 wählte das Parlament den ehemaligen UÇK-Führer Ramush Haradinaj von der "Allianz für die Zukunft des Kosovo" (AAK) zum Ministerpräsidenten. Im März 2005 musste er zurücktreten, da der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) gegen ihn Anklage erhob. Haradinaj soll vor und während des Kosovo-Krieges schwere Verbrechen überwiegend an serbischen, aber auch an albanischen Zivilisten verübt haben. Zu seinem Nachfolger wurde Bajram Kosumi (ebenfalls AAK) gewählt. Dessen Koalitionsregierung gehörten außer zwei neuen Ministern alle aus dem alten Haradinaj-Kabinett an.
Mit dem Tod des kosovo-albanischen Präsidenten Ibrahim Rugova am 21. Januar 2006, kurz vor dem Beginn der Verhandlungen über den künftigen völkerrechtlichen Status des Kosovo, starb der einzige weltweit bekannte und anerkannte Politiker des Kosovo.
Zum neuen Präsidenten wurde am 10. Februar 2006 der als moderat geltende Politiker Fatmir Sejdiu, ein langjähriger Vertrauter des verstorbenen Amtsvorgängers gewählt. Sejdiu ist Jura-Professor an der Universität von Pritina. Er leitet seit Anfang der 90er Jahre die Partei Demokratisches Bündnis des Kosovo (LDK).
Am 1. März 2006 erklärte Ministerpräsident Bajram Kosumi seinen Rücktritt. Kosumis Rücktritt wird von örtlichen Beobachtern damit erklärt, dass er in der eigenen Partei Allianz für die Zukunft des Kosovo (AAK) unter Druck geriet. An seiner Stelle wurde am 10. März der frühere Chef des Kosovo-Schutzkorps (TMK), Agim Ceku zum Ministerpräsidenten gewählt. Das TMK wurde als Auffangorganisation für die UÇK geschaffen. Ceku war seit 1999 Generalstabschef der Guerillatruppe UÇK. Die AAK gilt als eine der Parteigründungen ehemaliger UÇK-Aktivisten.
Bei einem Besuch der deutschen KFOR-Soldaten im Feldlager Prizren am 15. Juli 2005 erteilte die CDU-Parteivorsitzende Angela Merkel einer Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien eine klare Absage. Bei den Statusverhandlungen müssten in jedem Fall die Interessen Belgrads Berücksichtigung finden.
Britische und US-Diplomaten haben jedoch deutlich gemacht, dass die Statusverhandlungen zur Unabhängigkeit des Kosovo führen sollen. Selbst Albert Rohan gestand in einem Interview ein, dass die Staatengemeinschaft eine Tendenz in Richtung eines souveränen Kosovo erkennen lässt.
Bis Oktober 2005 verfolgte die UNMIK eine Politik des standards before status. Dadurch sollten bestimmte Mindestanforderungen in Politik, Verwaltung und insbesondere bei der Behandlung ethnischer Fragen gesichert werden, bevor eine Entscheidung über den künftigen Status des Kosovo fällt.
Ende September 2005 stellte der norwegische Diplomat Kai Eide im Auftrag von UN-Generalsekretär Kofi Annan einen Bericht über die Entwicklung des Protektorats fertig. Ausschlaggebendes Kriterium für die besonders von der albanischen Mehrheit geforderten Verhandlungen über den künftigen Status der Provinz sind die seitens UNMIK und der PISG definierten und vom UN-Sicherheitsrat Ende 2003 verabschiedeten Standards zu Menschenrechten, Sicherheit, Gesetz und Demokratie im Kosovo.
Trotz erheblicher Mängel empfahl Kai Eide in seinem Bericht "den nächsten Schritt in der politischen Entwicklung des Kosovo zu nehmen". Am 24. Oktober 2005 beschloss der UN-Sicherheitsrat, dass Verhandlungen über die Statusfrage des Kosovo aufgenommen werden können.
Am 20. Februar 2006 begannen die Status-Verhandlungen in Wien. Verhandlungsführer ist von Seite der Kosovo-Albaner der Präsident des Kosovo Fatmir Sejdiu. Zweiter Verhandlungsführer der Albaner in Wien ist Hashim Thaçi, Oppositionsführer und ehemaliger UÇK-Führer.
Der ehemalige finnische Staatspräsident Martti Ahtisaari leitet die Verhandlungen. Während die Kosovo-Albaner die volle staatliche Unabhängigkeit der Provinz fordern, lehnt Belgrad dies ab und will lediglich eine weitreichende Autonomie zugestehen.
Bei den Gesprächen über die Dezentralisierung und Gründung neuer Gemeinden, in denen die nicht albanische Bevölkerung einen Autonomiestatus erhalten soll gibt es noch keine Einigungen. Belgrad will 17 neue Gemeinden mit serbischer Mehrheit bilden, die Albaner maximal fünf anerkennen. Außerdem schlagen die Kosovo-Albaner die Bildung einer ethnisch neutralen Kommunalregierung vor. Die Serben verlangen dagegen, dass sie ihre Gemeinden selbstständig verwalten und besondere Beziehungen zu Belgrad unterhalten dürfen. Außerdem fordern sie Sicherheitsgarantien, Bewegungsfreiheit und ein Rückkehrrecht für serbische Flüchtlinge. Weiterer Streitpunkt bleibt die Zukunft der geteilten Stadt Kosovska Mitrovica. Die Serben wollen die Teilung besiegeln, die Albaner lehnen dies ab. Die UNO will die Kosovogespräche noch 2006 abschließen.
Die UÇK (Ushtria Çlirimtare e Kosovës/dtsch.: Befreiungsarmee des Kosovo) ausgesprochen [ˌuːʧeːˈkaː] war eine albanische Verbergen]1 Geschichte 1.1 Entstehung 1.2 Erste Anschläge und öffentliche Auftritte 1.3 1998: Offensive und Rückschlag 1.4 1999: UÇK und Nato im Kosovo-Krieg 2 Organisation 2.1 Stärke 2.2 Bewaffnung 2.3 Ausbildung 2.4 Gliederung und Kommandostruktur 2.5 Logistik 3 Finanzierung 3.1 Spenden 3.2 Drogenhandel 4 Die Transformation der UÇK 4.1 Entwaffnung 4.2 Gründung des Kosovo-Schutzkorps 4.3 UÇK-Mitglieder in der Polizei des Kosovo 5 Nachfolgeorganisationen außerhalb des Kosovo 5.1 Die Mazedonische UÇK 5.2 Die UÇPMB in Südserbien 6 Die UÇK und der Internationale Strafgerichtshof 7 Literatur: 8 Weblinks
Im Februar 1982 gründeten Kosovo-Albaner in Deutschland die Partei Lëvizja Popullore e Kosovës / LPK (dtsch.: Volksbewegung von Kosovo) als Konkurrenzorganisation zur pazifistisch orientierten Partei LDK von Ibrahim Rugova. Die LPK befürwortete von Anfang an den bewaffneten Kampf gegen die serbischen Streitkräfte. Im Mai 1993 wurde in Pristina die Lëvizja Kombëtare për Çlirimin e Kosovës / LKÇK (dtsch.: ( Nationale Bewegung für die Befreiung des Kosovo) als Abspaltung der LDK gegründet, sie war ebenfalls unter Kosovo-Albanern in Deutschland aktiv. Auch diese neue Partei versuchte zumindest, sich eine militärische Abteilung zu schaffen.
Tendenziell wurden die beiden Parteien von jüngeren Albanern und Kosovo-Albanern im westlichen Ausland unterstützt. Rugovas LDK hatte ihren Rückhalt vor allem in der vom kommunistischen Jugoslawien der sechziger und siebziger Jahre geprägten albanischen Führungsschicht des Kosovo.
Schätzungsweise 5000 ethnische Albaner hatten in den Folgekriegen des ehemaligen Jugoslawien auf Seiten Kroatiens oder der Muslimisch-kroatischen Föderation Bosniens gegen die Serben gekämpft. Ein Teil davon schloss sich später der UÇK an.
Die Zusammenhänge zwischen diesen verschiedenen Gruppen bei der Gründung der UÇK sind noch nicht hinlänglich erforscht. Fest steht, dass sich 1994 verschiedene im Untergrund agierende bewaffnete Gruppen zur UÇK zusammenschlossen, so der ehemalige UÇK-Führer Ramush Haradinaj. Im gleichen Jahr begann die UCK systematisch Waffen zu kaufen und ihre Kämpfer auszubilden.
Von 1996 bis Anfang 1998 hat sich die UÇK zu 21 Mordanschlägen bekannt: Fünf (serbische) Polizisten, fünf serbische Zivilisten und elf Albaner, die als Kollaborateure bezeichnet wurden. Nach Angaben des serbischen Innenministeriums war sie in dieser Zeit verantwortlich für den Mord von 10 serbischen Polizisten und 24 Zivilisten.
Zum ersten Mal wurde sie im Mai 1997 in der internationalen Presse erwähnt. Zum ersten mal traten UÇK-Mitglieder öffentlich in Uniform am 28. November 1997 auf beim Begräbnis des Kosovaren Halit Gecaj. Er war bei einem UÇK-Angriff auf eine serbische Polizeistation im Kreuzfeuer ums Leben gekommen. Das Begräbnis fand statt in der Ortschaft Laus/Llaushe in der Großgemeinde Srbica/Skenderaj und wurde von 20.000 Kosovo-Albanern besucht. In dieser Phase ihrer Tätigkeit wurde die UÇK von den Kosovo-Albanern weniger wahrgenommen als nationale Armee und mehr als Organisation in der Tradition der baskischen ETA oder der irischen IRA.
Die Kämpfe dauerten 1998 etwa von Februar bis Oktober. Die UÇK ging zunächst in die Offensive und kontrollierte bis Anfang Juli etwa ein Drittel des Kosovo, diese Regionen wurden als befreite Gebiete deklariert. Von August an traten die serbischen Kräfte zum Gegenschlag an und eroberten nach und nach die meisten der von der UÇK gehaltenen Territorien. Die UÇK konnte der Übermacht des Gegners in offener Auseinandersetzung nur wenig entgegensetzen, sie sah sich 13.000 Mann der serbischen (paramilitärischen) Sonderpolizei, 6500 Angehörigen der jugoslawischen Armee und 400 serbischen Paramilitärs (sogenannte Tiger serb.: Tigrovi) gegenüber.
Infolge der Kämpfe kam es zur weitflächigen Zerstörung von kosovo-albanischen Siedlungen, im Sommer 1998 registrierten die UN-Hilfsorganisationen etwa 50.000 bis 60.000 vom Krieg Vertriebene im Kosovo. Ziel der UÇK in dieser Phase war es die eigene kosovo-albanische Zivilbevölkerung vor Übergriffen zu schützen.
Spätestens mit Beginn des Kosovokrieges am 24. März 1999 wurde die UÇK faktisch zu einem Verbündeten der Nato. Während des Krieges hielt die Nato - was die Ziele der Bombardierung angeht - ständigen Kontakt mit der UÇK. Dieser dürfte über die albanische Armee und inoffizielle Kanäle wie die CIA oder die westlichen militärischen Ausbilder vor Ort gelaufen sein. UÇK-Angehörige, die von der britischen SAS ausgebildet waren, wurden mit Nato-Kommunikationsmitteln ausgerüstet in das Kosovo geschleust und halfen, die Nato-Bomber ins Ziel zu steuern.
Mit dem Rückzug der serbischen Streitkräfte Anfang Juni 1999 und dem darauf folgenden Einmarsch der Nato in das Kosovo begann das Ende der UÇK: UNO und die Nato-geführte KFOR verlangten Entwaffnung und Auflösung und wollten auch nicht die Bildung einer Armee des Kosovo zulassen. Offiziell wurde die UÇK am 20. September 1999 aufgelöst; faktisch wurde sie in verschiedene Nachfolgeorganisationen transformiert.
Stärke, Bewaffnung und Grad der Organisation waren bei der UÇK in verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung und in verschiedenen Regionen höchst unterschiedlich. Am Anfang bestand die Bewaffnung im wesentlichen aus Kalaschnikows chinesischer, jugoslawischer und russischer Produktion, dazu kamen vermutlich Minen. Die Angaben zur Stärke sind einerseits stark vom Zeitpunkt abhängig. Andererseits spielt auch die Qualität eine Rolle: Berücksichtigt man nur die militärisch gut ausgebildeten Kämpfer ergibt sich eine deutlich geringere Zahl als wenn man jeden Kosovo-Albaner dazuzählt, der eine Kalaschnikow trug und sich als UÇK-Kämpfer fühlte.
Seriösen Belgrader Medien zufolge hatte die UCK im Jahr 1997 etwa zwischen tausend und 2000 Kämpfern. Wegen der bewaffneten Auseinandersetzungen im Jahr 1998 und des Kosovo-Krieges sowie den damit verbundenen Vertreibungen kamen sehr viele Freiwillige hinzu - durch Rekrutierungen im Ausland, im Kosovo und in Flüchtlingslagern. Nach Schätzungen der KFOR gab es 1998 etwa 15 000 UCK-Mitglieder, am Ende der Kämpfe dürften es etwa 20 000 gewesen sein.
Die UÇK konnte im Kampf mit den Serben im Kosovo nur solche Waffen einsetzen, die von Größe und Gewicht her von Mauleseln über die albanischen Berge ins Kosovo transportiert werden konnten. Größeres Gerät stand ihr daher so gut wie nicht zur Verfügung.
Zur Bewaffnung der UÇK zählten zu Beginn überwiegend Sturmgewehre vom Typ Kalaschnikow AK-47. Darüber hinaus verfügte sie später über Gewehrgranaten und wenige panzerbrechende Waffen, Panzerabwehrwaffen vom Typ RPG-7 und RPG-8, Mörser und Minen.
Die Waffen kamen zu einem großen Teil aus Albanien, wo seit dem Lotterieaufstand vom März 1997 über eine halbe Million Waffen im Umlauf waren. Eine weitere Quelle waren die Bestände der ehemaligen jugoslawischen Volksarmee (gekauft in Serbien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien und Mazedonien). Dazu kamen Waffen aus der früheren Sowjetunion, China, Singapur, Tschechien, Ungarn, Rumänien und Bulgarien.
Ein Teil der Bewaffnung kam auch aus NATO-Ländern. So hob laut einer dpa-Meldung vom 12. April 1999 die italienische Polizei ein umfangreiches Waffenlager aus, das so die Meldung "für die UCK bestimmt war. Etwa 30 Tonnen Kriegsgerät, darunter Luft- und Panzerabwehrraketen, Granatwerfer und Maschinengewehre". Die Waffen seien in aus Deutschland stammenden Lastwagen mit bosnischen Kennzeichnen versteckt und als Caritas-Hilfslieferung für Kriegsflüchtlinge in Albanien deklariert gewesen. Unklar blieb, wo die Lkw die Waffen unter denen sich über 1000 aus einem NATO-Arsenal in Deutschland entwendete Granaten befanden geladen haben.
Eine zentrale Rolle bei den Waffenlieferungen an UCK kommt der albanischen Regierung zu. Hashim Thaçi erklärte, die Nato habe keine Waffen geliefert, aber andererseits die Bewaffnung auch nicht verhindert.
Die Ausbildung durch die albanische Armee begann im Jahre 1996. Von 1998 an trainierten Ausbilder der privaten US-Firma Military Professional Resources Incorporated sowie Mitglieder britischer und deutscher privater Sicherheitsfirmen die UCK. Zwischen 1998 und Juli 1999 wurden UCK-Mitglieder in Italien, der Türkei, Deutschland und dem Kosovo unterstützt beziehungsweise ausgebildet. In den Trainingscamps in Albanien waren während des Kosovokrieges inoffiziell deutsche und britische Ausbilder tätig.
CIA-Berater halfen der UÇK spätestens seit 1999 mit militärischen Handbüchern zur Ausbildung und Ratschlägen zur Bekämpfung serbischer Polizei- und Armeeeinheiten. Es ist unklar, ab wann genau solche Unterstützung gewährt wurde.
Von Februar 1999 an gab es einen Generalstab angeführt von Sulejman Selimi. Er wurde am 1. Mai 1999 durch Agim Çeku ersetzt. Etwa zur gleichen Zeit entstand das politische Direktorat unter Hashim Thaçi, dieses scheint jedoch auf die militärische Kommandoebene nur einen geringen Einfluss gehabt zu haben. Das Kosovo wurde in sieben Operationsgebiete unterteilt.
De facto agierten die einzelnen - mitunter rivalisierenden - regionalen Gruppierungen im wesentlichen unabhängig voneinander. Eine durchgängige vertikale Kommandostruktur (von oben nach unten) gab es nicht.
Die UCK war aufgeteilt in einen harten Kern von mehreren hundert professionellen Kommandos, denen auch Mitglieder der ehemaligen jugoslawischen Sicherheitskräfte (Polizei und Armee angehörten). Daneben gab es die breite Masse der lokalen Heimwehren.
Wenn überhaupt dürfte nur die Munitionsversorgung zentral geregelt worden sein. Die Angehörigen der Truppe lebten von gespendeten, beschlagnahmten oder anderweitig organisierten Lebensmitteln. Im Sommer 1998 gab es drei Feldlazarette, allerdings keine organisierte erste Hilfe für Verwundete.
Über die Finanzierung der UÇK gibt es naturgemäß keine nachprüfbaren Angaben; die Zahlen sind oft widersprüchlich. Zusammenfassend kann man sagen, dass der weitaus größte Teil der Gelder für die UCK von im Westen (Deutschland, Schweiz, Österreich, USA) lebenden Kosovo-Albanern kam und das darin in deutlichem Umfang Gelder aus illegalen Aktivitäten enthalten waren. Bis Anfang 1999 werden die Einnahmen der UÇK aus legalen und illegalen Quellen auf eine Summe zwischen 500 und 900 Millionen Mark geschätzt.
Die unter den Serben halb stillschweigend geduldete pazifistisch orientierte Schattenregierung unter Ibrahim Rugova hatte in den neunziger Jahren bei den Auslandskosovaren drei Prozent des Einkommens als Spende eingetrieben. Ende 1997 forderte die UÇK deren Premierminister auf, ihr die gesammelten Gelder zu übergeben. In der Folge kam es zu erbitterten Auseinandersetzungen um diese Gelder.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt begann die UÇK auch selbständig Gelder im Ausland - etwa bei der albanischen Gemeinde in New York - zu sammeln. Wie ein UÇK-Offizieller später erklärte, sei es den ausländischen Kosovaren überlassen worden, ob sie die Abgabe an die Rugova oder an die UÇK spendeten. Nach Angaben von Kosovaren, die sie gegenüber kroatischen beziehungsweise amerikanischen Medien machten, sollen es beispielsweise in Kroatien 4 Millionen Mark, in den USA zehn Millionen Dollar gewesen sein.
Die Berliner Zeitung zitiert am 04. März 1999 Erkenntnisse westlicher Geheimdienste, denen zufolge die Hälfte der UCK-Gelder aus Drogenhandel stamme.
Wie die "Berliner Zeitung" in Brüssel erfuhr, schätzen die Geheimdienste allein die bisherigen Einkünfte der UCK auf über 900 Millionen Mark. Mindestens die Hälfte davon stamme aus Gewinnen des illegalen Rauschgifthandels; der Rest werde in Fonds gesammelt, die Namen trügen wie "Das Vaterland ruft" oder "Das Heimatland bittet um Deine Hilfe". "Dunkles oder gewaschenes Geld macht einen großen Teil der Mittel für die UCK aus", hieß es. Der Drogenschmuggel reiche vom Quellenland Afghanistan bis nach Westeuropa. Daß ein großer Teil des Rauschgift-Vertriebs in der Europäischen Union in den Händen von Kosovo-Albanern liegt, ist auch bei der europäischen Polizeibehörde Europol in Den Haag bekannt.
Berliner Zeitung: Textarchiv
Offiziell wurde die UÇK am 20. September 1999 aufgelöst. Gleichzeitig wurde eine Art Nationalgarde mit dem Namen Kosovo-Schutzkorps (albanisch Trupat e Mbrojtjes se Kosovës/TMK) unter der Führung von Agim Çeku gegründet, die von der UÇK-Führung als Kern einer neuen Armee des Kosovo betrachtet wurde.
Agim Çeku, Oberkommandierender der UÇK, umriss Im Jahr 1999 die Ziele der UÇK im neuen Kosovo wie folgt: "Ein Teil wird Teil der Polizei werden, ein Teil wird Zivilverwaltung werden, ein Teil die Kosovo-Armee, eine Verteidigungsstreitkraft werden. Und ein anderer Teil wird sich als politische Partei formieren."
Die Mitglieder der UÇK traten in der Folge das Kosovo-Schutzkorps ein, gingen zur Polizei, in die Politik, die Wirtschaft, wandten sich dem organisierten Verbrechen zu oder zogen sich ins Privatleben zurück. Die einzelnen Tätigkeitsfelder sind dabei nicht als strikt voneinander getrennt zu begreifen.
Nach einem Abkommen mit der KFOR mit dem Titel Undertaking of Demilitarization and Transformation by the UCK, das im Juni 1999 unterschrieben wurde, sollte die UÇK ihre Waffen abgeben. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie nach Schätzungen von UNO-Experten etwa 32.000 bis 40.000 Waffen verschiedenen Typs. Abgegeben wurden 8.500 Schusswaffen verschiedener Art dazu 200 Mörser, 300 Panzer-Abwehrwaffen, sowie weniger als 20 Luftabwehrwaffen. Dazu kamen 27.000 Granaten und über 1.200 Minen, sowie mehr als sechs Millionen Schuss Munition für leichte Schusswaffen. Nach Ablauf der neunzig Tage beschlagnahmte die KFOR darüber hinaus über tausend Gewehre, rund 400 Pistolen und Revolver, sowie einige Maschinengewehre, Panzer-Abwehrwaffen, Granaten, Minen und Munition.
Es blieben somit, nach Schätzungen der UNO-Experten etwa 22.000 bis 30.000 Waffen, die nicht abgegeben wurden. Sie dürften sich zum Teil in Waffenlagern in Albanien (in der Region Bucaj und Krumë) zum Teil im Kosovo selbst befinden. Die UNO-Experten nehmen an, dass sich etwa 11.800 bis 15.800 im Besitz illegaler paramilitärischer Gruppen befinden und etwa 8000 bis 18.000 in Privatbesitz.
Insgesamt gesehen, war die Entwaffnung nur teilweise erfolgreich. Es verblieben offenkundig ein Teil der gerade angeschafften moderneren Waffen in Waffenlagern, um für den aus UÇK-Sicht schlimmsten Fall (Wiedervereinigung mit Serbien) gerüstet zu sein. Ein anderer Teil wurde schlicht privatisiert.
Parallel zur versuchten Entwaffnung wurde das Kosovo-Schutzkorps gegründet, faktisch eine Nachfolgeorganisation der UÇK. Uniformen und Abzeichen ähneln denen der UÇK. Der Kern der Truppe besteht aus 56 ehemaligen UÇK-Offizieren, die - ebenso wie der frühere und derzeitige Befehlshaber - direkt von der UÇK in das Schutzkorps übernommen wurden, die Aufteilung in Regionalkommandos entspricht weitgehend der UÇK-Aufteilung. Von rund 18.000 Bewerbern waren 17.348 ehemalige UÇK-Kämpfer.
Der ehemalige Oberkommandierende Agim Ceku hat diese Kontinuität 1999 in einem Interview klar betont: "Wir sehen das Schutzkorps als Brücke zwischen der UÇK, einer Organisation in Kriegszeiten hin zu einer regulären modernen Armee des Kosovo."
Anders als das Kosovo-Schutzkorps war die Polizei des Kosovo keine faktische Nachfolgeorganisation der UÇK. Allerdings sollen bei der Neugründung der Polizei interne Quoten zur Aufnahme festgelegt worden sein; demnach standen der UÇK fünfzig Prozent zu, zwanzig Prozent sollten von ehemaligen Mitgliedern des früheren jugoslawischen Polizeikorps gestellt werden - also im wesentlichen Kosovo-Albaner, die zu jugoslawischen Zeiten Polizisten waren, diesen Posten aber unter dem Milosevic-Regime verloren hatten. Die Quote für ehemalige UÇK-Mitglieder sei im Jahr 2001 annähernd erreicht worden, so die Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung. Der Dienst in der Polizei könne bei ehemaligen UÇK-Angehörigen zu Loyalitätsproblemen führen.
Nach der Beendigung des Krieges im Kosovo entstanden in Südserbien und Mazedonien Nachfolgeorganisationen der kosovarischen UÇK, die in mehrheitlich albanischen Regionen den bewaffneten Kampf fortsetzten.
1999 wurde in Mazedonien die Ushtria Çlirimtare Kombetare (UÇK) gegründet. Die "Nationale Befreiungsarmee" der albanischen Mazedonier kämpft nach ihren Aussagen gegen die Unterdrückung ihrer Landsleute.
Sie trat erstmals im Januar 2001 mit Feuerüberfällen im Norden des Landes in Erscheinung und bekannte sich zu einem Anschlag auf die Polizeistation von Tearce. Ihr erstes "befreites Gebiet" rief die UÇK im Februar in Tanuevci aus und kontrolliert nach eigenen Angaben inzwischen weite Gebiete im nordwestlichen Gebirge des Landes.
Die Regierung schätzt die UÇK auf etwa 500 Rebellen, die UÇK spricht von bis zu 4.500 Kämpfern und 500.000 Sympathisanten in der Bevölkerung.
Bisher nicht eindeutig geklärt sind die Beziehungen zwischen der mazedonischen UÇK zu der aufgelösten Untergrundarmee im Kosovo. Obwohl viele Kämpfer im Kosovo rekrutiert werden, stammt die Mehrheit aber offensichtlich aus Mazedonien.
Der politische Führer der mazedonischen UÇK ist Ali Ahmeti, der bereits in der Kosovo-UÇK gekämpft hat. Ahmeti stammt aus dem westmazedonischen Albaner-Gebiet bei Kičevo. 1981 von den damaligen jugoslawischen Behörden zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, ging er nach seiner Freilassung zunächst in die Schweiz und kehrte später wieder in den Kosovo zurück.
Der militärische Führer der mazedonischen UÇK, Generalstabschef Gezim Ostreni, war einst jugoslawischer Armeeoffizier und hatte im Kosovo bereits der dortigen UÇK und danach dem Kosovo-Schutzkorps angehört.
In dem an der an das Kosovo angrenzende mehrheitlich albanisch besiedelten südserbischen Region Preevo wurde die Befreiungsarmee Preevo, Medveđa und Bujanovac (Ushtria Çlirimtare e Preshevës, Medvegjës dhe Bujanocit - UCPMB) aktiv.
Im Sommer 2000 kündigte die Chef-Staatsanwältin des ICTY an auch Verbrechen zu untersuchen, die von albanischen Extremisten im Kosovo einschließlich ehemaliger UCK-Mitglieder begangen worden seien. Der bislang prominenteste Angeklagte ist der ehemalige Premierminister und frühere UCK-Bezirkskommandeur Ramush Haradinaj. Die Anklageschrift gegen ihn spricht von einer "kriminellen Vereinigung" (joint criminal enterprise).
Chronologie des Kosovo
Eroberung 1912 - Teil des Nazi-Satellitenstaates Albanien - Autonomie - Volksaufstand - Interventionen des Westens
1912: Das Königreich Serbien erobert in einem blutigen Feldzug den Kosovo vom zerfallenden Osmanischen Reich. Auf zwei Serben kamen im Kosovo schon damals drei Albaner.
1918: Kosovo geht zusammen mit Serbien im Vielvölkerstaat Jugoslawien auf.
1941: Nach der Zerschlagung Jugoslawiens fügen Nazi-Deutschland und Italien den größten Teil des Kosovo an ihren Satellitenstaat Albanien an.
1945: Als Provinz der Teilrepublik Serbien geht Kosovo zurück an Jugoslawien.
1974: Kosovo erhält eine weitgehende Autonomie, bleibt aber Teil Serbiens.
1989: Der serbische Präsident Slobodan Milosevic kassiert die Autonomie wieder ein. Die Albaner rufen eine unabhängige Republik Kosova aus und leisten passiven Widerstand.
1998: Nach einer Polizeiaktion gegen eine Befreiungsarmee des Kosovo bricht im Februar ein Volksaufstand gegen die serbische Herrschaft aus. UNO und EU lehnen eine Unabhängigkeit des Kosovo ab.
1999: Die Nato interveniert zugunsten der Albaner und bombardiert 78 Tage lang serbische Ziele. Anschließend wird die Provinz unter Nato-Besatzung und UN-Verwaltung gestellt.
2006: Beratungen über den endgültigen Status des Kosovo beginnen.
2007: UN-Beauftragter Martti Ahtisaari empfiehlt im Februar nach Konsultation beider Seiten eine bedingte Unabhängigkeit. Serbien und Russland lehnen den Vorschlag ab. Im September lässt UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon eine Troika aus einem amerikanischen, einem russischen und einem EU-Diplomaten weiter verhandeln. Die Troika übergibt Ban Ki Moon am 7. Dezember ihren Abschlussbericht: Die Verhandlungen werden als gescheitert erklärt; die Troika, selbst gespalten, macht keine Vorschläge. (nmn, APA, STANDARD, Printausgabe 10.12.2007)