ich schreibe zurzeit eine Ausarbeitung, u.a. zu Südafrika, und möchte im Zuge dessen auch auf gängige Klischees eingehen, die Deutsche mit Südafrikanern verbinden.
Kann mir hierzu vielleicht jemand weiterhelfen, vielleicht sogar mit Literaturquellen zu diesem Thema? Ich bin für jeden Hinweis dankbar.
Re: Bitte um Mithilfe: Gängige Klischees Südafrika
Hallo, Markus,
"Klischees" sind gefährlich, weil sie eben oft nicht einen (vereinfachten) Abdruck der Wirklichkeit, sondern ein Zerrbild, meist verkürzt, zeigen. Als Bayer habe ich oftmals darunter zu leiden - so ein Masskrugstemmer, der ständig Schweinshaxen isst und am liebsten in einem Königreich leben würde, mit einer Sprache, die keiner versteht, der nicht Berufsösterreicher ist. Dass Bayern viel mit High Tech zu tun hat, übersieht man schnell.
Du hast nach Klischees der Deutschen über Südafrikaner gefragt.
Das Auffallendste für mich bei uns Deutschen (wenn ich in Deutschland bin und so rumfrage) und unseren "Klischees" über die Südafrikaner ist eigentlich der hohe Grad der Unkenntnis. Präzise Kenntnisse sind erschreckend selten. Zuerst einmal wird "Reiseland, Afrika pur, Safari" gedacht, "weit weg" und dann fällt den Leuten "Nelson Mandela und davor Apartheid" ein. "Gold" und "Diamanten" sind weitere Schlagwörter. Sobald man bei Leuten, die noch nie in Südafrika waren, weiterfragt, merkt man, dass selbst die geografische Lage unklar ist: Ja, Südafrika liegt im Süden - aber westlich oder östlich von Deutschland? 3000 km südlich? Irgendwo kommt im Süden erst einmal das Mittelmeer, da ist man ja schnell dort heutzutage, dann bald die Sahara, dann ein paar Wilde und dann so ein merkwürdiger weißer Außenposten. Die Weißen, das sind doch fast die Hälfte der Südafrikaner? Halb so viele Einwohner wie Australien, oder? Da gibt es doch sicher endlose Wüsten und in den Oasen Dattelpalmen? Die Städte müssen ganz ordentlich sein, Kapstadt ist doch die Hauptstadt? Gibt's da genug Trinkwasser?
Aktuelle Dinge, vor alle, wenn sie schrecklich sind, wie die fürchterlichen Ausbrüche von Ausländerfeindlichkeit (eigentlich: Feindlichkeit gegenüber armen und fleißigen Teufeln) dieser Tage oder bei AIDS-Wissenden die AIDS-Statistiken, vor allem die damit in Verbindung gezeigten Bilder, lassen immer wieder "Favellas", Hütten aus Materialien von der Müllhalde, als Hauptwohnungsart der Schwarzen vermuten.
Von da ist es nicht weit zu den Klischees der Deutschen über die Südafrikaner: Der Südafrikaner ist weiß oder schwarz oder er ist ein "Mischling": Ist er weiß, geht es ihm gut; ist er schwarz, muss es ein bemitleidenswerter und ausgebeuteter Kerl sein, für den man in der Kirche und anderswo am besten sammeln geht. Bei den Farbigen weiß man meist gar nichts. Und sonst: Wenn die kein Englisch reden, versteht man sie nicht, denn die haben so Eingeborenensprachen drauf oder irgend so eine holländische Mundart dort.
Meine eigenen Klischees sind, als ich 1995 innerhalb von Minuten zusammengebrochen. Am Tag der Ankunft mussten wir für uns ein paar Lebensmitteleinkäufe tätigen, und da schickte uns ein Kollege zu einem großen Supermarkt. Als ich vor der Fleischwaren-Kühltheke stand und etwas wie einen Bayerischen Leberkäse sah, fragte ich die (schwarze) Verkäuferin, was das denn sei und sie fragte mit Fingerzeig zurück "Do you mean Leberkaese or Bauernkaese?". Als ich ihr dann sagte, dass ich gerade aus der Leberkäs-Metropole eingeflogen worden sei, lachte sie und zeigte mir die Auswahl an Weißwurst- und sonstigem Senf.
Zuvor war ich in Windhoek zwischengelandet und der Flughafen entsprach (damals) ganz genau meiner Vorstellung: Sand, Sand, asphaltierte Landebahn, Palme, großer Blechhangar, Palme, großes Blechgebäude mit Abfertigung und Aufenthaltsraum, Palme, Sand, Sand. So stellt man sich Afrika vor - und dann draußen ein Allradfahrzeug (Typ Land Rover, alt), das einem zur Safari mitnimmt. Und Tiere, Tiere, Tiere, mehr als im Zoo. - Der Johannesburger Flughafen in seiner (bescheidenen) Modernität war dann eine richtige "Ent-Täuschung" - kam mir vor wie etwa der alte Münchner Flughafen (Riem).
Das Gute: Überraschend viele Leute in Deutschland haben Interesse an Südafrika und (leider auch durch aktuelle Ereignisse) dann wird das Bild recht schnell realistisch, weniger "gefühlsbetont", diversifiziert sich. Und so unterschiedlich wie die Südafrikaner untereinander sind - oder sollte man "die vielen südafrikanischen Völkerschaften" sagen? -, sind wohl nur wenige Völker: Ein noch nicht durchgerührter Völker- und Traditionen-Mischkessel. Die US-Amerikaner mit ihren vielen Wurzeln haben wenigstens schon den Thanksgiving-Day miteinander.
Hilft's?
Freundliche Grüße
Wolfgang
Re: Bitte um Mithilfe: Gängige Klischees Südafrika
Zitat: WPK Zuvor war ich in Windhoek zwischengelandet und der Flughafen entsprach (damals) ganz genau meiner Vorstellung: Sand, Sand, asphaltierte Landebahn, Palme, großer Blechhangar, Palme, großes Blechgebäude mit Abfertigung und Aufenthaltsraum, Palme, Sand, Sand. So stellt man sich Afrika vor - und dann draußen ein Allradfahrzeug (Typ Land Rover, alt), das einem zur Safari mitnimmt. Und Tiere, Tiere, Tiere, mehr als im Zoo.Das ist aber schon echt lange her. Der Flughafen Windhoek sieht jetzt sehr modern aus. Okay, man steigt über eine lange Treppe aus dem Flugzeug und muß dann über die Betonpiste zum Abfertigungsgebäude (nicht aus Wellblech) ein paar Meter laufen, aber ansonsten ist es wenn auch auch klein, so doch recht fein. Und die Tiere sind wohl mittlerweile ausgewandert.
Die Autos sind alle neuester Bauart und davon gibt es massenhaft. Man sieht überhaupt kaum ein altes Auto in Windhoek, alles glänzt und glitzert, große SUVs und auch kleinere Autos, die aber in der Minderzahl sind.