Auch wir gehen in 2005 nach Kanada und auch ich rege mich gelegentlich darüber auf, welche scheinbar hirnrissige Fragen in den diversen Foren gestellt werden. Dennoch: Irgendwie haben auch wir mal irgendwann angefangen uns zu informieren. Und zwar: Bevor wir unsere endgültige Entscheidung trafen. Du findest in den Foren viele Träumer, die sich einfach vorstellen, aus Deutschland wegzugehen und irgendwo wie "Gott in Frankreich" zu leben. Und dennoch: mich beeindrucken gerade die jungen Leute mit Ihren Auswanderungswünschen. Da steckt doch mancher konkrete und ernste Gedanke dahinter. Wenn es sich verwirklichen läßt, warum nicht? Allerdings ist die Masse der Gestrandeten unendlich. Wir verlassen Deutschland auch aus einer äußerst gesicherten Position heraus und gehen das Risiko eines totalen Neuanfangs ein. Das "WARUM" spielt da gar keine Rolle. Jeder will dieses Land ohnehin aus anderen Gründen verlassen. Ich warne nur immer wieder nachdrücklich vor Träumereien. Auch in anderen Ländern wird nur mit Wasser gekocht und geschenkt gibt es gar nirgendwo auch nur ein Fitzelchen. Nur wer wirklich arbeiten will, spart und sich den Gegebenheiten eines fremden Landes beugt, wird es schaffen Und sind wir da nicht gerade wieder bei den Punkten, aus denen so viele Menschen auswandern wollen...? Herzliche Grüsse Daniela
Re: Es nervt - nicht mehr lange
Hallo in die Runde,
Eure Diskussion habe ich interessiert gelesen und freue mich, daß die Jugend Deutschlands nicht nur aus einer trögen, ausbildungsresistenen "Null-Bock-Generation" besteht. Nur scheint das in Berlin auch noch nicht angekommen zu sein und so werden immer mehr Gesetze und Regelungen gerade auf diese Art Klientel zugeschnitten. So ist es kein Wunder, daß das schon Jugendlichen stinkt, die kaum aus der Schule oder noch in der Ausbildung sind, aber deren geistiger Horizont nicht gerade durch die Wände der Dorfdisco begrenzt wird.
Auswandern aus wirtschaftlichen Gründen unterscheidet sich in manchem Aspekt nicht so sehr davon, der Arbeit hinterherzuziehen, wenn man seine Heimat liebt und gerne dort war. In der neuen Gegend ist man noch Jahrzehnten "der Zugezogene" und in der Heimat schon bald nicht mehr wirklich zu Hause - dort geht das Leben weiter und man gehört nicht mehr richtig dazu. Ganz drastisch spüren das viele Familienväter, die wöchentlich einmal Frau und Kinder besuchen.
Weil "Vater Staat" Mobilität nach Kräften verteuert (sie aber andererseits einfordert) und ich wegen meiner Weiterbildung auch keine Zeit habe, fahre ich nur noch einmal im Jahr in die alte Heimat. Wenn dann das Geld für die Reise da wäre, wäre das auch von Lateinamerika aus nicht anders. Nur ist es eben für meine Eltern mental ein sehr großer Unterschied, ob die Distanz 400 oder 8.000 Kilometer beträgt - im ersteren Falle schafft man das notfalls mit dem Taxi in knapp vier Stunden. Und auch dieser mentale Unterschied wird vielen zu schaffen machen und manchen aufgeben lassen, das sollte man nicht unterschätzen und in seine Überlegungen mit einbeziehen.
Grüße, Peter
Re: Es nervt - nicht mehr lange
@CreteFreak
hallo Dein Beruf ist schon mal nicht schlecht zum Auswandern... aber, da Du schon an's Umschulen/weiterstudieren denkst: Krankenschwestern, und besser noch: Hebammen werden fast überall gesucht.
Selbst "Problem-Visa" -Länder nehmen die fast anstandslos.
Sollte Dir diese Berufe liegen, wäre es sicherlich eine anständige Alternative zu einem jahrelangen Med.studium.
Als Fotograph hat man aber (glaube ich zumindest) weltweit seine Problemchen... entweder man arbeitet als Freelancer, oder wird zwangsläufig bei Pass- und Hochzeitsfotos bleiben müssen. Als Freelancer muss man ganz schön hartnäckig sein und sicherlich so einige "Hungerjahre" durchmachen, bis man sich einen Namen gemacht hat.
Re: Es nervt - nicht mehr lange
Hi @ all,
ich habe die Beitrage aufmerksam gelesen und ich muss gestehen, ich gehöre auch zu den Leuten die jung (in meinem Fall 19 j. und habe eine Ausbildungs als Bürokaufmann hinter mir und würde arbeiten wollen, ab Sommer 2005 werde ich fürs Fachabi gelernt ) sind und Auswanderungspläne haben. Ich finde die Gründe hierfür sind sicherlich bei jedem anders und sollten in meinen Augen auch nur eine untergeordnete Rolle für Kritik geben. Man sollte sich lieber die deutsche Gesellschaft mit ihren Verzogenen werten anschauen, die dafür sorgen, dass es solche Foren überhaupt gibt.
In einigen Punkten möchte ich mich CreteFreak anschließen, wenn sie z.B. sagt man zählt als Außenseiter wenn man anders ist und anders denkt, dann aber das "Deutschtum" (man möge mir verzeihen für dieses Wort) zu verteufeln, finde ich dann doch übertrieben. Schließlich musst du hier noch einige Jahre leben.
Re: Es nervt - nicht mehr lange
Hallo Schwarzer Schatten!
Ich finde es keinesfalls verwerflich, dass Du Dich mit Auswanderungsplänen trägst. Weiß Du, es ist leider nur das Problem, dass viele junge Leute meinen, es werde Ihnen im Ausland eine Existenz geschenkt und da ist alles ander, besser, höher, weiter und schneller als hier. Dem ist einfach nicht so! Gerade wir, die wir uns im Ausland niederlassen und dort leben und arbeiten wollen, müssen uns ganz extrem profilieren. Für uns kommt das neue Land, eine andere Sprache, andere gesellschaftliche Normen erschwerend zur Gründung einer neuen Existenz dazu. Wer sich da alles gut und wohl überlegt und die Sache mit System angeht, hat auch gute Chance. Träumer dagegen gehen auch im Ausland gnadenlos unter und das tun sie hier auch! Toi, toi, toi! Daniela
Re: Es nervt - nicht mehr lange
Ich sehe es ja ähnlich wie du, dass die meisten Denken "was für tolle andere Länder". Wenn man so blauäugig aussteigt, ist ja wie schon mehrmals gesagt, das scheitern schon vorprogrammiert.
Aber das was du angesprochen hast, sind garnicht meine Beweggründe wieso ich mir gedanken um das aussteigen mache/gemacht habe. Kennst du das Gefühl sich nicht heimisch zu fühlen? Gerade hier beginnt der kasus knacksus. Wieso sollte ich in einem Land bleiben in dem ich nicht das Gefühl habe heimisch zu sein? Warum sollte man sich dann nicht auf die Suche nach diesem Gefühl machen?
Man sollte die Leute nicht verurteilen, nur weil sie anders ticken als ihr. Da beginnt doch gerade die Schwäche in der deutschen Gesellschaft, den Leuten keine "freie Meinung" und kaum Chancen auf Verwirklichung zu geben. Da ist die deutsche Gesellschaft doch sehr intolerant.
Re: Es nervt - nicht mehr lange
Hallo schwarzer Schatten!
Und ob ich das kenne - das Gefühl sich nicht heimisch zu fühlen. Ich selber bin eher "wurzellos". Vielleicht fällt es mir daher leichter, das Land zu verlassen. Aber finden Leute wie wir überhaupt irgendwo das Gefühl, dass wir uns heimisch fühlen. Ich denke mal, es liegt an der gesamten Mentalität in Deutschland, dass ich mich hier nicht wohl fühle. Klar haben wir unser gutes Einkommen, ein paar Freunde und Bekannte. Eben alles, was man so braucht. Es hört sich auch völlig bescheuert an, aber: Wenn ich in Kanada bin, atme ich pure Freiheit. Mein Auge kann weit schweifen, ohne immerzu auf irgendwas zu stoßen. Ich kann durchatmen. Die Menschen sind super nett und super tolerant. Man hilft sich schnell und unkompliziert. Es gibt halt nicht so viele Menschen und jeder könnte in einer Notsituation den anderen brauchen. Freundlichkeit ist echt und herzlich und wenn mich da jemand fragt: "Wie geht es Dir?", dann weiß ich, es ist nicht nur eine rhetorische Frage, sondern echtes Interesse.
Also: Wenn Du Dich hier nicht heimisch fühlst, mach Dich auf die Suche nach Deinem Traum. Wenn Du es realisieren kannst, lebe Deinen Traum. Aber immer dran denken: Ein wenig Sicherheit ist gut. TRÄUME KANN MAN NICHT ESSEN:) Liebe Grüsse Daniela