Allgemein hin heißt es ja, dass derjenige, der in Deutschland nichts auf die Reihe bekommt, es auch nicht als Auswanderer im Ausland schaffen wird. Und da liegt leider durchaus Wahrheit drin.
Trotzdem gibt es aber erstaunliche Ausnahme: Typen, die man in Deutschland nur als Tagedieb und Taugenichts (keine Anspielung auf das wirklich sehr gute Buch mit gleichem Titel) bezeichnet, die aber plötzlich im Ausland voll aufblühen, über sich hinaus wachsen und Dinge auf die Beine stellen (z.B. als Unternehmer), dass einem schlicht die Spucke wegbleibt.
Woran liegt´s? Ich glaube, der Mensch ist manchmal eben doch nicht nur das, was er ist, oder was seine Mitmenschen in ihm sehen. Und der Einfluß der Umgebung, in der man lebt, und das Lebensgefühl und die Motivation, das/die man in dieser Umgebung einschließlich seiner Bewohner entwickelt, spielt doch eine nicht unerhebliche Rolle.
Was meint Ihr?
Re: Looser - oder vielleicht doch nicht?!
Also ehrlich gesagt kann ich mir nur schwer vorstellen, daß ein vom Charakter her zur Intelligenz- und Arbeitsverweigerung neigender auf Grund einer geänderten Umgebung und Lebenssituation auf einmal eine 180°-Wende macht und zum vorbildlichen Arbeitstier "mutiert"... Es mag sein, daß bsp. jemand in DE (oder wo auch immer seine alte Heimat sein mag) kurz vor der Selbstaufgabe steht, weil es warum-auch-immer nicht so recht weitergeht, und dann anderswo nochmal voll aufblüht. Aber die Grundlagen müssen m.E. vorhanden sein, ansonsten machst Du einen Taugenichts/Tagedieb wohl eher nicht mehr zum Vorbild für die arbeitende Bevölkerung.
Re: Looser - oder vielleicht doch nicht?!
Ich sprach von Ausnahmen - nicht vom "Regelfall oder von Vorbildern". Faul und unmotiviert muß übrigens kein Mangel an Intelligenz sein.
Re: Looser - oder vielleicht doch nicht?!
Du hast recht, gringo, solche Ausnahmen gibt es. Und ich würde vermuten ist natürlich reine Spekulation , daß die eher am oberen Ende der Intelligenzskala liegen. Oder eben mit einem speziellen Talent ausgestattet sind, das in Deutschland nicht nachgefragt wird ... kritisches Denken zum Beispiel, neue Ideen, unkonventionelle Lebenseinstellung.
Wenn man auf den Seiten nachschlägt, die sich mit "Hochbegabung" beschäftigen, erfährt man viele Geschichten von "Versagern". Weil das System nicht auf Leute mit einem IQ von über 130 eingerichtet ist. Verständlicherweise, denn nur 2% (oder so in dem Dreh) der gesamten Menschheit haben einen so hohen IQ. Und unter denen gibt es eben welche, die in der Lage sind, sich ein Arbeitsfeld in der Wissenschaft oder Forschung oder sonstwo zu suchen, deren Begabung dort geschätzt wird, aber es gibt auch viele, die schon auf der Schule versagen, weil sie einfach ständig unterfordert sind. Dann langweilen sie sich, werden frustriert, fangen an, im Unterricht zu stören und werden zu Schulversagern. Das hängt halt nicht nur vom IQ, sondern auch vom Charakter und von der Persönlichkeit ab. Nur weil man einen hohen IQ hat, ist man ja nicht automatisch eine gefestigte Persönlichkeit, die damit auch umgehen kann. Besonders als Kind nicht.
So jemand kann dann natürlich im Ausland aufblühen, wo ihm die deusche Bürokratie nicht alle Wege versperrt und ihn an allen Weiterentwicklungen hindert.
Und dann gibt es auch noch die jungen Leute, meist junge Männer, die früher erst im Krieg aufblühten, für die ein Leben ohne die tägliche Herausforderung von Leben und Tod nichts ist. Die einfach mehr Spannung im Leben brauchen und die deshalb in einem Leben, wie es von einem engen Staat wie Deutschland vorgeschrieben wird, nicht profitieren können. Da gehen sie eben ein wie Pflanzen, die man nicht gießt. Sobald sie dann in eine Umfeld kommen, wo ihre Fähigkeiten nützlich und gefragt sind, sind sie natürlich dann auch viel erfolgreicher als in Deutschland.
Re: Looser - oder vielleicht doch nicht?!
Zitat: Anna_kl ...Leute mit einem IQ von über 130 ... nur 2% (oder so in dem Dreh) der gesamten Menschheit haben einen so hohen IQ...Wußte gar nicht, daß ich einer solchen Elite angehöre...!
Re: Looser - oder vielleicht doch nicht?!
Ich würde auch sagen, dass es darauf ankommt wie man erfolgreich definiert, und in welchen Land derjenige denn auf einmal Erfolg hat. Ich kann nur von Namibia ausgehen: hier gibt es eine ganze Reihe von Deutschen, die vor Jahren (als es noch einfach war) hierherkamen weil sie in Deutschland nichts zustande gebracht hatten, aber meinten für Afrika würde es noch reichen. Damals zumindest war es so, denn die Ansprüche hier waren (und sind) viel niedriger als in D. Beispiel gefällig? Die Waschmaschine meiner Kollegin war defekt. Bis der (deutsche) Monteur überhaupt mal auftauchte vergingen Wochen. Als die Reparatur endlich erfolgt war schien alles in Ordnung, soweit so gut. Rechnung wurde bezahlt - da tauchte derselbe Fehler wieder auf. Der Mann wurde erneut bestellt, "behob" den Fehler auf die gleiche Weise wie zuvor, und bekam auch wieder Geld dafür...Meine Kollegin hat inzwischen eine neue Maschine gekauft. Sie hat sich zwar über den Mann geärgert, aber hier ist man froh wenn überhaupt jemand kommt und etwas repariert. Man ist viel eher bereit, mangelhaften Service als gegeben hinzunehmen. Das macht es in Europa erfolglosen Unternehmern leicht, hier eine Firma zu führen. Noch dazu weil man überall billige Arbeitskräfte bekommt und man, wenn man es geschickt anstellt, überhaupt nicht mehr selber zu arbeiten braucht. Wir haben, seit wir hier sind, schon etliche solcher "Geschäftsleute" kennen gelernt. Als erfolgreich kann ich sie nur bezeichnen, weil sie es immer wieder schaffen die Menschen hier erfolgreich übers Ohr zu hauen, oder weil sie trotz deutlicher Unfähigkeit auf ihrem Gebiet tatsächlich Geld verdienen. Leider führt das nach kurzer Zeit dazu, dass diese Geschäftsleute von sich selbst absolut überzeugt sind. In Deutschland wären sie schon längst untergegangen.
Re: Looser - oder vielleicht doch nicht?!
Erst mal "Loser" und nicht "Looser". In der Schule war ich auch Loser, heute bin ich Hanglooser ;-) An diese IQ-Sache glaube ich nicht so sehr, halte das für davon abhängig, wie geübt jemand im Umgang mit den jeweiligen Testverfahren ist. Bei mir kann es auch nicht solcher Grund gewesen sein, sonst wäre ich längst Ersatz-Kiwi geworden.
Ich denke, dass es sehr von den gegebenen Umständen abhängt, etwa dem sozialen Background, der Vereigenschaftung, Flexibilität, der Ausprägung von Potenzialen, dem Verhältnis zwischen Akzeptanzbandbreite in einer Gesellschaft und dem Momentum 'Open mind' , was ein Mensch in seiner Position erreichen kann.
Man kann sich noch so sehr bemühen und anstrengen. Wenn man in einer für seine spezifische Ausprägung der Persönlichkeit zu Fähigkeitsverhältnisses ungünstigen oder ungeeigneten Umgebung groß wird und dort weiterhin lebt, sind die Chancen gering, dass man wirklich etwas reißen kann.
In einem anderen Land kann es sein, die Mentalität akzeptiert etwa Andersdenken, alternative Lösungs- und Lebenswege, oder das Äußere ist nicht so erheblich bei der Job-Chance. Vielleicht kommt man mit den Bedingungen besser klar, mit den Leuten, erreicht dort mehr Lebensqualität oder ähnliches. Sind die Umstände günstig bestellt, kann auch aus dem, der hier als Loser gilt, da, wo die Situation passt, ein Senkrechtstarter werden. Manchmal reicht da schon ein halbwegs harmonisches Arbeits- oder Lebensumfeld hin, oder die Aussicht auf Chancen, wo im Heimatland nur stur die Vorschrift gilt. Die neue Umgebung, ein Neuanfang, andere Herausforderungen, andere Kollegen, endlich als 'richtiger' Mensch akzeptiert zu werden, das entlockt der Asche eines niedergebrannten Seins neue Keime.
In dem Sinne -- der Mensch ist auch das Ergebnis dessen, was seine Umwelt aus ihm formt, oder ihm aus sich zu machen gestattet.
Re: Looser - oder vielleicht doch nicht?!
Zitat: gringo Allgemein hin heißt es ja, dass derjenige, der in Deutschland nichts auf die Reihe bekommt, es auch nicht als Auswanderer im Ausland schaffen wird. Und da liegt leider durchaus Wahrheit drin.
Was meint Ihr?Ich meine, dass ist riesiger Schwachsinn. Sorry für meine Ehrlichkeit... Wer sagt sowas? Die Leute, die keinen Mut haben, was Neues zu probieren. Die Leute, die zu faul sind, sich nach einem besseren Leben umzusehen. Die Leute, die niemand im Ausland haben will. Die Leute, die nur neidisch sind. Ich sag auch niemandem, dass er gehen soll, das muss jeder selber wissen!
Es gibt natürlich auch "Loser" unter den Auswanderern, genau wie bei jeder anderen Gruppe... aber es gibt auch verdammt viele Hochgebildete und exzellente Fachkräfte, die hier rauswollen.
Hab's schon anderswo geschrieben, Gründe gibt es genug: der moralische Verfall große Teile der Bevölkerung, die politische Lage, die horrenden Steuern (wozu hier bleiben wenn man nur der Leibeigene des Staates ist?), die pessimistische und kalte Mentalität, die falschen Prioritäten im Leben (dickes Auto, iPhone und Armani-Hemd sind wichtiger als Familie und Kinder), schlechtes Klima, demographische Entwicklung, Familienfeindlichkeit, Neidgesellschaft etc....
Mehr dazu später...
Re: Loser - oder vielleicht doch nicht?!
Ich glaube du hast das falsch verstanden, denn diese Leute: Zitat: FreeLibertarian Die Leute, die keinen Mut haben, was Neues zu probieren. Die Leute, die zu faul sind, sich nach einem besseren Leben umzusehen. Die Leute, die niemand im Ausland haben will. Die Leute, die nur neidisch sind.sind genau diejenigen die gemeint sind, die eben nix auf die Reihe bekommen, nicht in Deutschland, und damit schon gar nicht im Ausland. Es war also nicht gemeint dass nur Loser auswandern wollen, sondern ob an der Aussage "wer in D schon nix auf die Reihe bringt schafft es im Ausland auch nicht" was Wahres dran ist. Der einzige Auswanderungsgrund dieser Leute ist übrigens meiner Meinung nach der Glaube dass es woanders besser laufen wird, weil sie nicht einsehen dass die Probleme in ihnen selbst liegen - und sie sie unweigerlich mitnehmen werden. Natürlich gibt es daneben auch solche die das Zeug dazu haben sich im Ausland ein neues Leben aufzubauen, aber das war ja auch gar nicht in Frage gestellt.
Zitat: FreeLibertarian Ich sag auch niemandem, dass er gehen soll, (...)Wieso sollte man das auch tun?
Re: Looser - oder vielleicht doch nicht?!
Zitat: FreeLibertarian Ich meine, dass ist riesiger Schwachsinn. Sorry für meine Ehrlichkeit... Wer sagt sowas? In meiner Jugend war ich enthusiastisch. Ich war fest davon überzeugt, jeder könne alles erreichen. Die Lebenserfahrung hat mir gezeigt, dass dem nicht so ist.
Genauso kenne ich Duzende von Auswanderern. Diejenigen, die anfangs groß im Thema Selbstdarstellung sind, mehrere Projekte gleichzeitig anpacken, ja von denen hört man nach einiger Zeit gar nichts mehr. Es sind ganz wenige, die erfolgreich sind. Leider. Ich kenne keinen einzigen Fall, wo es jemand in meiner Wahlheimat geschafft hat, aber in DE nichts auf die Reihe bekam.
Vielleicht ist das z.B. in den USA oder in Australien anders. Aber in meiner Wahlheimat ist es sicher viel schwerer als in DE.
Sicher gibt es Menschen, die beispielsweise in ihrer Jugend zu faul oder zu vergnügensorientiert sind, später ihre Einstellung ändern und sich daher ein Erfolg einstellt. Das ist aus meiner Sicht wahrscheinlicher, als es durch Auswanderung zu etwas zu bringen.