Auswandern - Nordafrika & Ostafrika...

Marokko

Marokko

Hallo,
bin am Gedankenaustausch mit Leuten interessiert, die überlegen nach Marokko zu übersiedeln, um dort zu leben, arbeiten! (oder es schon verwirklicht haben!)

Jemand hier?

Gruß
Wolfgang

Re: Marokko

Grüsse euch!

Unsere Familie wird auch eines Tages nach Marokko "auswandern" (in die Heimat zurück gehen). Wir haben vor, mit unseren Verwandten dort ein Projekt aufzubauen... Mal sehen, was die Zukunft bringt! Momentan ist noch nichts aktuelles, aber wir bereiten uns langsam darauf vor...
Wo soll es denn hingehen? Warst du schon öffters in Marokko? Was sind so die Beweggründe?

Freue mich auf den Austausch ;p

Marokko

hallo!

ich spiele auch mit dem gedanken, nach marokko auszuwandern.
bin mir jedoch noch nicht 100 %ig sicher. ich will mich eingehend informieren, nicht das ich es bereue aus mangel an "hätt-ich-das-mal-gewusst"... würde mich auch über einen austausch an gedanken und infos freuen...

liebe grüße!

Re: Marokko

Hallo,

wir haben bereits mit der Auswanderung begonnen. Mein Mann, für den es die Rückwanderung war, hat in seiner Heimatstadt eine Bäckerei eröffnet. Diesen Beruf hat er auch erlernt. Ich werde ihm, wenn Gott will mit meiner Tochter folgen, wenn mein Sohn Abitur gemacht hat. Er ist jetzt in der 10. Klasse. Wir leben jetzt schon 3 Jahre getrennt.

Die Bäckerei läuft mittlerweile ganz gut, die Probleme sind aber vielfältig. Und obwohl wir seit 20 Jahren auf die Aus- bzw. Rückwanderung hingearbeitet haben, war unsere Kapitaldecke zu niedrig.

An hier übliche Absicherung wie Krankenversicherung, Rentenversicherung ecc. ist dort natürlich nicht zu denken, wie aber bei den meisten Marokkanern nicht. Man muß sich eben einschränken und mit dem zufrieden sein was man hat.

Ich würde mich auch über Kontakte mit bereits in Marokko ansässigen freuen.

Gruß
aminaH

Re: Marokko

Hallo aminaH,
danke für deinen Beitrag.
Das notwendige Kapital ist wohl bei den meisten das grundlegende Problem, so auch bei uns!
Wäre interessant zu erfahren auf welche Schwierigkeiten ihr gestoßen seid, bzw. wie ihr darauf hingearbeitet habt nach MA zurückzukehren.
Aus welchen Gegend kommt dein Mann?

Viele Grüße Stevia

Re: Marokko

Hallo Stevia,

mein Mann kommt aus Tetouan in Nordmarokko, ca. 50 km von Tanger entfernt. Es ist eine sehr schöne Stadt mit Rifgebirge, Meer und ca. 350-400 000 Einwohnern.

Wir haben seit wir uns kennengelernt haben, jeden ersparten Pfenning in Marokko investiert, zuerst Hausbau mit meinem Schwiegervater (eine Wohnung gehört offiziell uns), dann Landkauf nebenan, Bebauung dieses Stückes Land. Jetzt haben wir in diesem Gebäude unten die Bäckerei und oben eine Wohnung, die aber leider durch schlechte Dachisolierung(miserable Handwerker, mehrmals neue Anläufe zur Verbesserung)sehr feucht und damit unbewohnbar geworden ist. Handwerker kann man im großen und ganzen vergessen, sogar die die sich Meister nennen.

Die Probleme im Geschäftsleben sind ja vielfältig:

Korruption (ganz schlimm) auf allen Ebenen.
Personal (sehr unzuverlässig)
Preisbindung bei bestimmten Waren.

Da das Brot der staatlichen Preisbindung unterliegt, darf der Bäcker ohne Zustimmung seinen Brotpreis nicht erhöhen, selbst wenn das Mehl immer teurer wird. Die Verdienstspanne ist gering und mein Mann muß schuften bis zu 18 Stunden am Tag. Und das 7 Tage in der Woche.

Er ist bisher nicht in der Lage gewesen, einen einzigen seiner Angestellten (einschl. sich selbst) in irgendeiner Art und Weise zu versichern, weil es finanziell nicht drin war.
Durch die zu geringe Kapitaldecke konnte er nur alte Autos zum Liefern kaufen (er verdient mehr an Zulieferungen an kleine Läden als im eigenen Geschäft), die regelmäßig kaputt sind. Außerdem fahren die Marokkaner sehr abenteuerlich und es wurde ihm mindestens schon ein Wagen zu Schrott gefahren. Im moment hat er 3 Stück am Laufen, davon ein neuer, den aber nur er fährt.

In der Backstube arbeitetet er (neben dem Liefern) und sein Bruder, die beide den Bäckerberuf gelernt haben. Alles andere sind angelernte Jugendliche bzw. Kinder, die nicht mehr zur Schule gehen können oder wollen. Davon gibt es in Marokko sehr viele, leider. Die Eltern bringen ihre Kinder zu meinem Mann, damit sie wenigstens einen Beruf lernen.

Es wird fast rund um die Uhr in der Backstube gearbeitet, nachmittags bis ca. 16.30 das letzte warme Brot und abends wieder ab 22 Uhr. Sie arbeiten in Schichten.
Oft gehen die Kinder der Tagesschicht erst nachhause, wenn die Sonne untergeht. Sie bleiben lieber da und spielen mit den anderen Fußball. Da die Familien groß sind, werden sie scheinbar nicht vermißt.

Im Sommer während der Badezeit oder der Zeit wenn viele Hochzeiten gefeiert werden kann es sein, daß sie garnicht zur Arbeit kommen oder einfach aufhören. Er ist also froh, wenn er mal einen Stamm an Arbeitern hat, die regelmäßig da sind. Es gibt keinen Vertrag, also sind sie frei zu kommen und zu gehen, genau wie er frei ist, sie zu feuern.
Die Zustände sind schlimm. Damit die Kinder nicht einfach wegbleiben, fährt er in den Sommermonaten oft Freitags nach dem Freitagsgebet mit den Jungen zum Schwimmen und bleibt dort mit ihnen ein paar Stunden.Freie Tage gibt es nicht für alle. Allerdings werden die Kinder auch bezahlt, wenn sie krank sind und er läßt sie manchmal auch noch zwischendurch spielen, weil sie noch kindlich sind.

So, das war es mal fürs erste.
Werde morgen weiterschreiben.

Gruß
aminaH


Re: Marokko

Hallo aminaH,

danke für deine ausführlichen worte, auch wenn diese gerade nicht ermunternt sind.
Die Frage die sich stellt, ist sicherlich auch die nach den Gründen einer Rückwanderung, bzw. einer "Übersiedelung".
Jeder Mensch strebt ursächlich nach Friede, Freiheit und Lebensglück. Diese Begriffe sind jedoch für jedes Individuum so unterschiedlich wie die Anzahl aller möglichen Farbtöne und hängt also mit dem gesetzten Ziel zusammen!

Wenn also jemand - in diesem Fall dein Mann - dort so hart schuften muß, dabei aber glücklich (???) sein kann in seiner Heimat zu sein, dann ist das ja völlig ok.
Ansonsten könnte er wohl in Deutschland "bequemer" leben.

Die Korruption ist anscheinend das größte Problem und wird sich jedem in den Weg stellen, der etwas "unternehmen" will.
Das mit der Unzuverlässigkeit durchschaue ich noch nicht so ganz.
Liegt das an der Mentalität?

Einen Ansatzpunkt sehe ich vielleicht in deinem Bericht.
Wenn die Handwerker dort wirklich so schlecht arbeiten (habe das schon öfters gehört) und unzuverlässig sind, würden sich ja da evtl Möglichkeiten ergeben. Wie siehst du das?

Ich freue mich wieder von dir zu hören.
Bis dahin
Liebe Grüße

stevia

Re: Marokko

Hallo,

das mein Mann trotz chuften lieber dort unten bleiben will, hat seine Gründe:

wenigstens gehört er dort nicht zu einer Minderheit, sondern es ist seine Heimat
es scheint fast immer die Sonne und er kommt mit dem Klima besser klar als hier.


@Handwerker. Bei seinem letzten Besuch hier erzählte mein Mann, dass er dort auf einen Polen getroffen sei, der schon lange dort lebe und eine eigene Werkstatt betreibe und im Gegensatz der marokkanische Handwerker eine sehr gute Arbeit macht, er seinerseits aber auch meinen Mann als Geschäftspartner schätzt wegen seiner Zuverlässigkeit.

Beispiele für tolle Handarbeiten kann wohl jeder bringen, der schoin mal ein Haus gebaut hat. Das bei und die Muster der Kacheln nicht immer aneinander paßten war ja noch eine Kleinigkeit, aber das wir nch einigen Jahren das Badezimmer wieder rausreissen mußten um festzustellen, daß die Rohre verkehrt rum ineinandergeschraubt waren, war schon keine Kleinigkeit mehr. Die Pampe aus den Rohren lief nämlich nicht hinein- sondern heraus und kam dann langsam durch die Wand in den Patio gesickert, in dem es dann entsetzlich stank.

Gute Handwerksarbeit müßte sich eigentlich dort auch lohnen. Und ein Geschäft zu gründen dürfte dort nicht so schwer sein.

Gruß
aminaH

Re: Marokko

Hallo,

die Unzuverlässigkeit liegt sicher an der Mentalität und an der Angewohnheit vieler Marokkaner, alles auf die Vorherbestimmung durch Allah s.t. zu schieben. Dies ist aber ein falsches Verständnis der Vorherbestimmung, denn es heißt nicht, dass man die hÄnde in den Schoss legen soll und sich nicht bemühen muß.

Gruß
aminaH

Re: Marokko

Hallo aminaH,

wie denkst du darüber mit der Metalität zurechtzukommen, wenn Du dort lebst. Wie sieht Deine konkrete 'Vorstellung vom Leben dort aus. 3 Jahre getrennt, das ist schon ein hartes Stück!
Welche Erwartungen hast Du an ein Leben dort, bzw. worin Dein Tagewerk dann bestehen?

Mir ist klar, daß ich ziemlich neugierig bin. Möchte jedoch alle möglichen und unmöglichen Aspekte (soweit das geht) beleuchten und darüber nachdenken. Jede neue Information ist dann natürlich willkommen!

Gruß Stevia