Auswandern - Spanien, Italien und die Balkanländer

Adios España!

Adios España!

Hola compatriotas,

Wir sagen Spanien nach 3 Jahren wieder „Adios“. In ein paar Wochen ist es soweit.
Nun, wir sind nicht zum Leben oder als Rentner hierhin gekommen, sondern der Aufenthalt war von Anfang an hauptsächlich auf den Job ausgerichtet.

Es gab viel Positives als auch Negatives.

NEGATIV:
Die spanischen Arbeitsbedingungen als Angestellter und die Arbeitsmentalität, obwohl wir zu den sog. „Hochqualifizierten“ zählen, die in Spanien absolut gesucht werden und meist nur als Import zu bekommen sind. Es gab für unser Gusto im Unternehmen einfach zu viele Leute mit „Hacendado-“ (Großgrundbesitzer)-Mentalität. Kriecht man dem Chef nicht massiv in den Hintern, ist das Arbeitsleben SEHR anstrengend. Ferner glauben die Spanier, dass sie in allem einfach die Besten sind, obwohl sie hinter Europa und dem Rest der Welt mit so vielen Dingen 20 bis 30 Jahre hinterher hinken. Wenn man mit einem guten „deutschen“ Gehalt eingestiegen ist, verdient man für spanische Verhältnisse eh zu viel, und die weitere Gehaltsentwicklung kann man vergessen. Berufliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind sehr dürftig. So gesehen, verstehen wir mittlerweile, warum manche spanische Akademiker doch lieber in´s Ausland gehen. Und die Krise hat uns bestärkt, es ihnen gleich zu tun.

Gesundheitssystem – fatal!

Immobilien sind völlig überbewertet.

Das Rechtssystem. Auf dem Papier gut, in der Praxis aber eine Katastrophe. Besser NICHT in irgendeinen Streitfall geraten.

Verbraucherschutz: ein Witz!

Die Spanier sind sich selbst am nächsten und bilden einen extrem geschlossen Zirkel. Kaum eine Chance auf mehr, als oberflächliche Beziehungen.

Das spanische Amigo-System (siehe auch vorherigen Absatz). Hast du keine langjährigen Kontakte, stehst Du ziemlich auf dem Trockenen.

(Liste nicht abschließend)


POSITIV:
Klima, Licht, Landschaft und Geschichte. Das macht selbst gute Laune, wenn einen der Job mal wieder völlig niederdrückt.

Die Leute reden mehr miteinander und schreiben weniger Emails.

Unser spanischer Tierarzt war Klassen besser als unser spanischer Hausarzt.

Preise für Dienstleistungen sind in Spanien immer noch angenehm niedrig.

Die spanischen Städte und Dörfer leben. Es gibt überall noch kleine Geschäfte, Läden, Bars, Restaurants und damit Diversifikation. In Deutschland sind die Innenstädte mittlerweile praktisch tot, und man muß zum „Einkaufsparadies“ auf die grüne Wiese; dort gibt es dann nur Einheits-Brei.

„Verboten“ ist in Spanien im Gegensatz zu Deutschland ein fast unbekanntes Wort. Es geht im täglichen Leben eher nach „leben und leben lassen“. Das ist angenehm.

Die Steuererklärung (als Angestellter). Einfach und effektiv. Man kann zwar fast nix absetzen, aber dafür ist die Sache in 10 Minuten erledigt.

(Liste nicht abschließend)


KLEINES RESÜMEE
Wir werden Spanien auf jeden Fall vermissen.
Da wir uns hier viele unserer deutschen Ecken und Kanten abgestoßen haben, können wir uns nicht so recht vorstellen, wieder in Deutschland zu leben oder dort länger zu bleiben. Ob das realisierbar ist, ist eine andere Sache...
Wo ist das Land, in dem man sowohl gut arbeiten ALS AUCH leben kann? Spanien ist es definitiv nicht.

Saludos,

Gringo


Re: Adios España!

Ja, das ist es eben: Der große Unterschied zwischen Urlaubmachen und irgendwo leben und arbeiten.

Wollt Ihr denn jetzt erst einmal wieder nach Deutschland? Ich könnte mir nicht vorstellen, noch einmal in Deutschland zu leben, aber manchmal hat man ja keine Wahl.

Was Du so beschreibst, was an Spanien angenehm ist, das ist ja genau das, was an Deutschland so schrecklich ist. "Verboten" ist das wichtigste Wort überhaupt, und die Steuererklärung ... ein Graus. Ganz abgesehen vom Wetter.

Ich weiß nicht, ob die Spanier so viel jammern wie die Deutschen, aber das ist auch etwas, das ich im Ausland nicht vermisse.

Momentan würde ich sagen, Namibia ist durchaus ein Land, in dem man sowohl gut leben als auch ohne großen Streß arbeiten kann, Jobs gibt es genug, das Leben ist angenehm, das Wetter auch. Das einzige Problem ist nur, daß sie es den Leuten, die arbeiten wollen und qualifiziert sind, so schwer machen, hier auch arbeiten zu dürfen. Aber vielleicht ändert sich das ja auch mal wieder.


Re: Adios España!

Zitat: Anna_kl
Momentan würde ich sagen, Namibia ist durchaus ein Land, in dem man sowohl gut leben als auch ohne großen Streß arbeiten kann. Ja, das sehe ich natürlich genauso, nur ob es Gringos Ansprüchen gerecht wird ist die Frage. Immobilien sind - zumindest in Windhoek - ebenfalls hoffnungslos überteuert, und die beruflichen Weiterbildungschancen tendieren auch gegen Null. Die Verdienstmöglichkeiten scheinen in manchen Bereichen ganz ordentlich zu sein wenn ich sehe was für Häuser (und wo) sich viele Leute leisten können, in anderen Bereichen sind sie aber sehr gering.
Dazu kommt die Zurückhaltung was die Erstellung von Work Permits angeht.
Da wir all diese Dinge geklärt haben bzw nach einem anstrengenden Arbeitsleben in D andere Prioritäten setzen ist Namibia für uns der ideale Platz zum Leben (wobei die momentane Kältewelle - die zweite bereits innerhalb von zwei Wochen - mich doch etwas in Zweifel stürzt ), nur ist er es auch für andere?
Momentan mag ich gar niemandem raten nach Namibia zu kommen, obwohl dieses Land fachkundige und kompetente Menschen dringend nötig hätte.

Re: Adios España!

Ja, da stimme ich Dir voll und ganz zu. Ich bin froh, daß ich hier bin, aber momentan kann man kaum jemand raten, es uns nachzumachen. Man soll die Hoffnung aber nie aufgeben.