Auswanderer = Glücksritter, Umweltschänder oder Ausbeuter?
Hallo an Alle,
ich habe heute in einem Forum auf einen Beitrag wie "Leben in Peru" bzw. "Meine ist auch schwarz ..." folgene Anwort bekommen:
Zitat: yourway
Ausbeutung der Ressourcen yourway 5. Januar 2007
Verfaßt am 5. Januar 2007 um 7:56, Thema: Peru
Hallo Matthias, eine schöne Geschichte. Ein Wermutstropfen bleibt. Die Goldwäscher sind neben den Ölbohrern und Abholzern die schlimmsten Sünder für das Ökosystem der Region.
Was für Dich wie ein Abenteuer klingt ist ein Teil der lokalen Katastrophe. Gerade die Glücksritter machen das Land kaputt und schaden der dortigen Bevölkerung mehr, als sie helfen.
Wenn ich dann noch Export von Balsaholz höre, schwamt mir übles...
Du solltest Deinen Chancenvorsprung (Geld, Bildung, Herkunft) dazu nutzen, dem Land zu helfen, statt es auszubeuten.
Folgende Antwort:
Lieber unbekannter, namenloser yourway
Abgesehen davon, dass das hier kein Ökoforum ist erstmal ist mir ja die Spucke weggeblieben bei soviel Blödsinn.
Wie lange hast Du denn in Südamerika gelebt, dass Du so genau weißt, welchen Schaden die Glücksritter = Auswanderer dort anrichten? Da Du ja von
Ökosystem der Region,
Teil der lokalen Katastrophe und schaden der dortigen Bevölkerung mehr, als sie helfen
sprichst, können wir bestimmt davon ausgehen, dass Du Dich mehrere Jahre dort aufgehalten hast und deshalb aus persönlicher Erfahrung sprichst und nicht irgendwelche abgedroschenen Ökoformeln wiederholst.
Bei meinem Goldsucherabenteuer habe ich gemerkt, wie gefährlich die Leute dort mit dem Quecksilber umgehen. Viele Krankheiten und Spätschäden durch jahrelang im eigenen Körper angesammeltes Quecksilber kosten jährlich viele Leben. Leben von Menschen, die aus der Not heraus, ihre Familien zu ernähren, jedes Risiko und jeden Schaden aus Liebe in Kauf nehmen und es jederzeit wieder tun würden.
Ich habe seinerzeit den Leuten am Fluss beigebracht, wie man sich aus einfachsten Mitteln ein Retorte bastelt. Das ist ein kleiner Destillator, mit dem man über 90% des Quecksilbers zurückgewinnt und es nicht in die Umwelt mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen abgibt/verdampft. Sogar mit einer halben Kartoffel kann die Gefahr um ein vielfaches herabsetzen.
Darf ich denn mal fragen, was Du für die Leute dort getan hast? Auch irgendetwas außer Sprüchen? Es gibt wohl immer noch Hunderttausende Familien in ganz Südamerika, die von der Gold- oder Edelsteinsuche leben. Wollen wir die jetzt wegrationalisieren und ein hermetisch abgeriegeltes Biotop herstellen? Was habt Ihr denn getan oder tut es gerade, um Euere eigene Welt sauber zu halten? Ich bin mir sicher, dass in dem Fluss, der am nahesten zu Deiner Wohnung vorbeifließt, ein Supermultivielfaches an Schwermetallen enthalten ist, als dort. Das habt Ihr dort selbst reingeschüttet. Und nun wollt Ihr den Menschen dort erzählen, wie man es besser macht? Führen durch Vorführen, mein Lieber. Das ist ja gerade so, als wenn ein Kinderschänder und Raubmörder uns jetzt die Mär von anständigen Leben erzählen will
Was die Ölfirmen angeht: Ich persönlich habe noch nie von einem südamerikanischen Ölkonzern gehört. Die heißen doch normalerweise TOTAL, Shell, Aral, BP, Elf und so weiter. Der PC an dem Du gerade sitzt, besteht zum Großteil aus Materialen, die aus der Ölproduktion abfallen. Auch der Stuhl, auf dem Du sitzt vor dem Spanplattentisch, mit dem ganzen Kleber und Kunststoff. Falls er aus Holz ist, und dann auch noch Mahagoni
Der Strom, der Deinen PC gerade speist ist das Ökostrom, Sonnenenergie? Wahrscheinlich stammt er aus dem nächsten Kernkraftwerk. Tschernobyl sei gegrüßt. Wir freuen uns schon auf den radioaktiven Niederschlag von Euch Umweltverteidigern.
Zu guter Letzt: Ich habe Balsaholz exportiert, weil ich dem ökologischen Raubbau von Primärwald eine Alternative bieten wollte. Auch hier gibt es Hunderttausende Menschen, die schließlich davon leben. Von heute auf morgen verbieten, bringt gar nix.
Da ist der Balsaholzbaum (Ochroma Pyramidale) genau die richtige Wahl. Ein Kilo Samenkörner enthält bis zu 130.000 einzelne Samen. Wächst fast überall. In einem einzigen Jahr gewinnt er bis zu 4 Meter an Höhe und 10 cm an Durchmesser. Nach 5 Jahren schlagreif produziert er ein Holz mit vielfachen, unschlagbaren Vorteilen VOR ALLEM ABER PRODUZIERT ER EINKOMMEN FÜR DIE MENSCHEN, DIE BISHER MAHAGONI, ROTE ZEDER UND ANDERE EDELHÖLZER geschlagen und exportiert haben.
So, und jetzt kommst Du. Was hast Du denn für die Umwelt und die Menschen (übrigens auch deren Kinder) dort unten getan?
Selbstgefällige, vollgefressene, gelangweilte und frustrierte Ökofreaks mögen die Leute dort unten jedenfalls nicht. Lieber wagemutige Auswanderer, die mit schlagkräftigen Ideen Abhilfe zu den ökologischen und ökonomischen Problemen schaffen.
Und Tschüss,
Matthias (ich trau mich, meinen Namen zu sagen)
Wer allein arbeitet, addiert. Wer zusammen arbeitet, multipliziert.