Auswandern - Westafrika & der Süden

Alltag in Namibia

Re: Alltag in Namibia

Nun, was Siggi vorschlägt, wäre vielleicht machbar (vielleicht aber auch nicht - ich kenne mich da nicht aus und habe auch nicht den Ehrgeiz, mich da einzuarbeiten). Aber generell ist es schon ein wenig so, wie Anna angedeutet hat: Das Papier, auf dem der Gesetzestext steht, ist geduldig. Und wenn z. B. derjenige, der über die Auftragsvergabe entscheidet, findet, dass eine Firma zuwenig schwarz ist, dann bekommt sie eben keinen Auftrag. Außerdem war gerade das Verfahren gegen den neuen Staatspräsidenten Zuma wegen Korruption ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie hier mit dem Gesetz umgegangen wird. Man hat einfach - Gewaltenteilung hin oder her - den Generalstaatsanwalt, der sich geweigert hat, das Verfahren einzustellen, seines Amtes enthoben und einen anderen eingesetzt, der die Anklage zurückgezogen hat, obwohl - wie er selbst zugab - die Verdachtsmomente weiterbestehen. Aber es sei eben nicht sichergestellt, daß Zuma ein faires Verfahren erhalten könne. Die Regierungspartei ANC hat schon ein Jahr zuvor vorgeschlagen, das Verfahren nicht vor Gericht auszutragen, sondern eine politische Lösung zu finden. Und jetzt, nachdem Zuma im Amt ist, heisst es eben: lasst die Vergangenheit Vergangenheit sein und schaut lieber in die Zukunft.

Das ist nur ein Beispiel dafür, wie hier das Justizwesen funktioniert. Ich hätte da auch keine Lust, mich auf ein Risiko einzulassen und würde es wie mein damaliger Nachbar machen - nämlich den Hut an den Nagel hängen und meinen Ruhestand eben ein paar Jahre früher genießen.

Re: Alltag in Namibia

Zitat: 36510
...den Hut an den Nagel hängen und (den) Ruhestand ... genießen.Gute Idee - aber wer finanziert selbigen?!?

Re: Alltag in Namibia

Wenn Du jahrelang, sogar jahrzehntelang, ein gutgehendes Geschäft hattest, finanzierst Du den locker selbst. Das scheint nicht das Problem zu sein, wenn ich mir die Leute hier so betrachte. Wenn ich mir ausrechne, was ich so täglich noch zum Leben brauche, wenn ich keine Miete zahlen muß (die war vorher neben Internet der größte Brocken in meiner monatlichen Rechnung), dann ist das wirklich nicht viel.

Und viele Leute haben auch noch weitere Häuser, die sie vermieten, oder Geld angelegt oder, oder, oder. Früher war es ja spottbillig, Land zu kaufen und Häuser zu bauen. Aber auch jetzt noch wäre das zu überlegen. Momentan werden hier Stadtteile wie Khomasdal (der Stadtteil, der früher nur den Farbigen vorbehalten war, so wie Katutura den Schwarzen) "aufgewertet", das heißt, dort kann man noch vergleichsweise preiswert Grundstücke kaufen, und Bauen ist ja sowieso nicht so teuer.

Der Anwalt, der den Kaufvertrag für unser Haus gemacht hat, erzählte von diversen Projekten dort. Man baut einen Komplex für ca. 3 Mio, darin enthalten sind ca. 10 Einheiten. Townhouses oder so. Und bei den Mietpreisen hier hat man die Investition schnell drin und macht Gewinn. Wenn man sich dann 20 Jahre später zur Ruhe setzt, braucht man sich keine Sorgen mehr zu machen.

Gerade zum Mieten werden immer mehr Objekte gesucht, die Makler sind schon ganz verzweifelt, weil es viel zu wenig Objekte zum Mieten gibt. Und es kommen immer wieder viele Leute, die nur auf Zeit im Land und deshalb nicht direkt ein Haus kaufen wollen. Zumal die Preise dafür ja auch ständig steigen. Wie die Mieten auch. Jedes Jahr 10-20% Mieterhöhung, aber Dein Kredit bei der Bank wird zur Zeit ständig billiger, weil die Zinsen dauernd gesenkt werden. Also das könnte sich schon lohnen.

Zudem bezog sich, wenn ich das richtig verstanden habe, die Geschichte mit dem schwarzen Teilhaber bei Peters Nachbarn ja auf Regierungsaufträge. Also wenn Du privat ein Geschäft betreibst, drückt Dir wahrscheinlich nicht so schnell jemand einen schwarzen Teilhaber auf, und dann mußt Du auch nicht in Rente gehen. Da kannst Du arbeiten, bis du 80 bist, solange Du private Auftraggeber findest (oder andere mittelständische Unternehmer). Und das ist normalerweise nicht schwer.

Re: Alltag in Namibia

Zitat: Anna_kl
...kannst Du arbeiten, bis du 80 bist...Ich bevorzuge immer noch die Rente mit 40, also wenn sich spontan jemand findet, der das Ganze für mich sponsern möchte...?!

Re: Alltag in Namibia

Zitat: schoolar
Ich bevorzuge immer noch die Rente mit 40, also wenn sich spontan jemand findet, der das Ganze für mich sponsern möchte...?! Ich auch, aber zum einen ist es dafür zu spät, zum anderen hat mir die Krise einen Strich durch die Rechnung gemacht. Merkt ihr etwas von der Krise?

Gruß
Siggi

Re: Alltag in Namibia

Ja, das stimmt, für die Rente mit 40 ist es denn jetzt doch einiges zu spät.

Wir hier in Namibia sind nur am Rande von der Krise betroffen, die Diamantminen haben relativ viele Leute entlassen und einige andere Firmen auch, aber da Afrika nicht so in die Weltwirtschaft eingebunden ist und die Banken hier auch nicht einfach so Schrottpapiere kaufen können, sind die Auswirkungen verglichen mit dem Rest der Welt relativ harmlos.

Viel schlimmer war es, als die Firma "Ramatex" zugemacht hat. Da sind 28.000 Leute auf einen Schlag auf die Straße gesetzt worden, das war aber schon lange vor der Krise.


Re: Alltag in Namibia

Zitat: siggi_siggi_siggi
...zum anderen hat mir die Krise einen Strich durch die Rechnung gemacht. Merkt ihr etwas von der Krise?Ich persönlich spüre sie durchaus schmerzhaft, wie ich an anderer Stelle schon mal geschrieben habe. Die Wirtschaft Südafrikas übrigens auch. Gestern kamen die jüngsten Zahlen zum GDP: Es schrumpfte aufs Jahr hochgerechnet im ersten Quartal um 6,4 %! Das ist weit mehr als erwartet. Der building contractor, der mein Haus renoviert hat, hat mir am Wochenende gesagt, dass er pleite ist, weil er für einen Großauftrag sein Geld nicht bekommen hat. Ein Block mit 30 neuen Wohnungen steht nun zur Zwangsversteigerung - und die Preise liegen 1 Drittel unter den vor noch einem Jahr projektierten. Und ob die verbliebenen 2/3 in der Versteigerung erlöst werden, ist auch noch sehr die Frage. Das ist zwar nur ein kleiner, aber wohl nicht untypischer Mosaikstein im Bild der südafrikanischen Wirtschaftslage.

Viele Grüße
Peter

Re: Alltag in Namibia

So schlimm kann Südafrika aber auch nicht dran sein, wenn der Rand gegenüber dem Euro ständig steigt. Wenn es Südafrika wirklich schlecht ginge, müßte der Euro doch eigentlich viel höher sein.

Aber sicherlich ist Südafrika mehr von der Krise betroffen als Namibia, schon allein weil es eine viel größere Wirtschaft hat.

Zum Alltag in Namibia: Neuester Streich der Telecom: Wir hatten doch ADSL beantragt. Antrag wurde auch angenommen. Nun haben wir nachgefragt, und da wurde uns gesagt, daß in dem Area, in dem wir sind (sehr zentral in Windhoek), keine Anschlüsse mehr für ADSL frei wären. Und sie könnten auch nicht sagen, wann es wieder welche gäbe.

Gut, dachten wir, die Telecom bietet ja auch WiMax an, nehmen wir halt das. Da ist die Höchstgeschwindigkeit zwar nur 512K, aber besser als nichts. "Nein", sagt der Mann von der Telecom, "wo es ADSL gibt, gibt es kein WiMax." Tja, also kein Internet.

Re: Alltag in Namibia

Zitat: Anna_kl
...So schlimm kann Südafrika aber auch nicht dran sein, wenn der Rand gegenüber dem Euro ständig steigt...Also ich persönlich habe eigentlich auch eher den Eindruck, daß Südafrika zumindest mal nicht flächendeckend von dieser Krise betroffen ist - Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die "Regel"...

Zitat: Anna_kl
...also kein Internet...Wer braucht denn wirklich Computer und/oder Internet - wir befinden uns doch erst im 21. Jahrhundert...?! Ich drück' die Daumen, daß es dann bald mit dem DSL-Anschluß klappt. Und dann gebe ich ja die Hoffnung nicht auf, daß auch die afrikanischen Märkte irgendwann für Mitbewerber der ortsansässigen (staatlichen...?!) Telkom geöffnet werden, und dann sollte hier vielleicht endlich europäischer Standard anno 2002/2003 Einzug halten.

Re: Alltag in Namibia

Dein Wort in Zeus' Gehörgang ... Mensch, ich sage Dir, ich war vielleicht sauer, als der Telecom-Typ mir das sagte. Es gibt ja noch einen anderen Anbieter hier, MWEB, die kommen aus Südafrika, und in Südafrika sind die auch recht billig. Die bieten auch WiMax an. Aber hier in Namibia sind die sauteuer, und zudem haben wir die letzten zwei Jahre nur schlechte Erfahrungen mit denen gemacht. Da die Telecom damals in dem Stadtteil, in dem wir wohnten, kein DSL und nichts angeboten hat, mußten wir MWEB nehmen. Jetzt hatten wir gehofft, wir sind die endlich los, und nun sieht es so aus, als müßten wir uns wieder mit denen rumschlagen, um überhaupt ein schnelles Internet zu haben.

Alles mit 3G ist einfach zu teuer auf die Dauer, und wir können ja schlecht ein Analogmodem an die Analogtelefonleitung anschließen, da kommt man sich ja vor wie in der Steinzeit. Außerdem würde es unseren Anforderungen auch gar nicht genügen.

Ich bin echt sauer ...