falls Du mal reinguckst, würden sich sicher alle freuen, wenn Du mal kurz Bericht erstattest über Deine bisherigen Eindrücke:-))
Sonnige Frühlingsgrüsse Tschicki, die weiß, daß Deine ersten beiden Tage verregnet waren......
.......home is where my heart is.....
Re: Hallo Kashogi
ich bin immer neugierig
Gruß elale
es ist nie zu spät zu leben
Re: Hallo Kashogi
Hallo tschicki, die Ankunft war wirklich verregnet, der erste Eindruck von MVD nicht unbedingt so berauschend. MVD hat aber durchaus seinen Charme, dem man erliegen kann, trotzdem waere es fuer mich keine Stadt, in der ich leben wollte. Die ersten drei Tage haben mir dann auch gereicht (ich denke, dass ich in den 3 Tagen mehr Dieselabgase eingeatmet hab als sonst im ganzen Jahr nicht) und bin jetzt schon ueber 2000 km durchs Land gekommen. Ein ausfuehrlicher Bericht folgt natuerlich irgendwann. Nur so viel:
geiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiil !
Nach Uruguay kommt man ja nicht unbedingt wegen MVD, sondern wegen dem, was dahinter kommt. Ein Leben hier kann ich mir sehr wohl vorstellen. Durchaus eine Alternative zu SA!!
Soviel bis jetzt
Gruss Tilman
Re: Hallo Kashogi
Hallo Tilmann,
ich habs geahnt..............:-))) Wer Afrika liebt und trotzdem nach Alternativen sucht, der findet hier schon ein Plätzchen. Und "eine Welt in einem Land" hat man dann noch in Verbindung mit Argentinien, Chile etc., das quasi noch vor der Haustüre.
Wenn wir Wüste suchen gehts eben nach Argentinien in die Ecke von Salta o.ä.:-))
Lekker pad nog Tschicki
.......home is where my heart is.....
Re: Hallo Kashogi
Hallo Kashogi, du warst vor deinem UY Urlaub in dem Forum aktiv. Dann hast du das Land mit 3000 gefahrenen Kilometern etwas kennen gelernt. Jetzt habe ich wieder einige Beiträge von dir gelesen. Mich würde deine pauschale Meinung über das Land sehr interessieren. So eine Art Übersichtsbericht. (Plus Minus - Kräuterhexe lässt grüßen, hoffendlich positiver) Ich glaube es würden sich noch mehr dafür interessieren.
Fabian
PS. Falls es schon so einen Bericht gibt und ich ihn nur nicht gefunden habe, nicht gleich hauen.
Re: Hallo Kashogi
Hallo zusammen, da hier wohl doch einige auf die Zusammenfassung meiner Reiseeindrücke warten, möchte ich hier doch noch was zum Besten geben:
Meine Reise nach/durch Uruguay sollte in erster Linie kein Urlaub, sondern eine reine Informationsreise für mich werden. Aus diesem Grund hab ich es auch vermieden, mich auf irgendwelche touristischen Angebote einzulassen. Ich wollte das Land möglichst authentisch erleben, zu keinen Sehenswürdigkeiten tagsüber hingekarrt werden und abends bei gespielter Gauchoromantik am Lagerfeuer sitzen.
Am besten erkundet man ein Land im eigenen Auto ohne einen einheimischen oder dortlebenden Guide. Natürlich entgehen einem so viele Attraktionen, die ein Land auszeichnen, doch gerade das wollte ich beim Sammeln meiner ersten Eindrücke möglichst vermeiden. Einen "authentischen" Eindruck wollte ich mitnehmen. Denn wenn ich dort leben will, so bestimmt nicht wegen der touristischen Highlights.
Die ersten drei Tage in Montevideo haben mir das zur Gewissheit werden lassen, was ich schon vermutete: eine zu großen Teilen dem Verfall ausgelieferte Stadt mit unheimlich Charme, die in den Abgasen von Dieselmotoren zu ersticken scheint. Es blutet einem teilweise das Herz, wenn man den unaufhaltsamen Verfall unglaublich schöner Fassaden sieht. Was für ein Schatz vergammelt da, welche Bausünden wurden auch dort schon begangen.
Montevideo hat Charme, keine Frage, doch eine Stadt in der ich ständig wohnen möchte, ist es nicht.
Colonia scheint dagegen beim ersten Anblick, was den Erhalt alter Fassaden angeht, genau das Gegenteil von Montevideo zu sein. Doch beim zweiten Blick erkennt man den Touch einer Disneyidylle. An den Strassenrändern wurden teilweise Oldtimer hindrapiert, die schon seit Jahren am gleichen Fleck stehen. Das mag zunächst nostalgische Gefühle wecken, doch empfand ich es später als ziemlich affig. Auch dass ein café con leche hier das dreifache kostet im Vergleich zu MVD hat mich davon überzeugt, dort nicht länger als einen Nachmittag zu verbringen.
Wesentlich lebendiger und authentischer empfand ich praktisch alle anderen Städte und Siedlungen im Westen und Norden des Landes. Paysandú, Salto, Rivera, Treinta y Tres, um nur einige zu nennen, haben nach zweitem Blick alle für mich trotz teilweise sehr armseliger Verhältnisse mehr Charme als das rausgeputzte Colonia, weil es eben lebendige, echte, authentische Städte ohne diese Disneyidylle sind. Landschaftlich hat mir die Gegend am Rio Uruguay und zwischen Melo und Treinta y Tres sehr gut gefallen. Die Atlantikküste ist natürlich konkurrenzlos attraktiv, aber dort ist der Ausverkauf des Landes schon in vollem Gange. Wunderschöne Landstücke mit Meerblick werden hier in kleinen Parzellen von 2-5 Hektar Größe teuer verscherbelt.
Interessant für mich war auch das Gebiet zwischen Rocha und Minas. Hier ist es zwar deutlich dichter bevölkert als im Norden, doch die Nähe zum Meer ist eben auch was. Für mich ist in erster Linie ausschlaggebend, dass man Platz um sich herum hat, und nicht nach 10 oder 20 Metern der Nachbar schon einem auf der Pelle hockt.
In Punta del Este waren jetzt in der Vorsaison die Hälfte der Geschäfte geschlossen, jeder zweite Laden der auf hatte war ein Immobilienfritze. Dort wird gebaut auf teufel-komm-raus. Ein Hochhaus nach dem anderen entsteht. Was hier in der Saison los ist, ich kanns mir so ungefähr vorstellen. Nichts für mich.
Was mich besonders im Norden des Landes immer wieder aufs neue fasziniert hat: hält man unterwegs an und schaltet den Motor aus, hört man nur Vogelstimmen und sonst keine "Zivilisationsfürze". Nachts ein sternenklarer Himmel mit deutlich erkennbarer Milchstraße, wie ich sie in D praktisch nur aus meiner Kindheit her kenne. Genau das ist es, was ich persönlich so fantastisch an Uruguay empfinde.
Zwischendurch bin ich (leichtsinnigerweise) immer wieder auf Nebenwege abgebogen, die in keiner meiner Karten verzeichnet waren. Auch mein GPS hätte mir ohne das richtige Kartenmaterial wenig genutzt. Doch was man man nicht alles bei aufsteigendem Glücksgefühl gepaart mit Tatendrang. Was mir immer klarer wurde, ohne eigenes Land ist man nur Zuschauer und steht vor endlosen Zäunen. Unberührte Natur im eigentlichen Sinne gibt es praktisch auch hier nicht. Alles ist irgendwie genutzt, parzelliert und eingezäunt. Das meiste sind Weiden für Rinder, Pferde und Schafe.
Jeder wird das Land sicher anders erleben. Für mich war es eine Reise, die in mir den Wunsch zu mehr geweckt hat.
Bei aller Euphorie und dem Glücksgefühl, das in einem aufsteigt, wenn man durch das Land fährt, darf man aber auch die Schattenseiten Uruguays nicht ganz verdrängen. Das Land ist spitzenmäßig für den, der die Taschen voller Geld hat, der sein Einkommen aus ausländischen Quellen speisen kann. Aber wehe denen, die für ihr Leben dort kämpfen müssen. Arbeitslosigkeit weit über 20%, viele verlassen ihre Wohnungen wegen Perspektivlosigkeit gar nicht mehr. Gebettelt wird dort, weil es ums nakte Überleben geht. Nach Aussagen von Einheimischen höchste Selbstmordrate der Welt. Staatliche Unterstützen extrem mager. Klar, dass da für Sanierungsmaßnahmen und Umweltschutz kein Geld vorhanden ist.
Aussagen, wie billig doch alles im Vergleich zu D ist, müssen ehrlicherweise ins richtige Bezugssystem gebracht werden. Für Einheimische, die für Hungerlöhne dort arbeiten müssen ist es keineswegs so billig, wie hier mach einer in seiner euphorischen Stimmung kundtut. Seien wir ehrlich, wir hier in D sind (noch) auf der Sonnenseite des Lebens. Ein durchschnittlicher Uruguayer kann es sich nicht leisten, mal so eben zum Urlaub nach Europa zu fliegen, was hier umgekehrt nach ein bißchen Sparen sich theoretisch jeder leisten kann, auch daran sollte man denken, wenn man Preise vergleicht und es zum Kotzen findet, was in D alles so kostet.
Zum Schluss noch ein Erlebnis, dass mich zum Abschlus meiner Reise auch heute noch bewegt, wenn ich dran denke:
Am letzen Tag saß ich nachmittags auf der Plaza Independencia um die letzen Sonnestrahlen einzufangen. Mir fiel eine ziemlich abgemagerte Hündin auf, die schwanzwedelnd auf jeden zugelaufen ist, auch zu mir, um nach Futter zu betteln, aber immer leer ausgegangen ist. Da es mein letzter Tag war und ich auch noch genügend Pesos in der Tasche hatte, bin ich in den nächsten Laden um hab eine Tüte Frolic für 50 Pesos gekauft, hab mich wieder auf eine Bank an der Plaza Independencia gesetzt und hab die Hündin gefüttert. Das Bewegende war nicht die dankbare Hündin, sondern daß innerhalb kürzester Zeit vier Uruguayer zu mir kamen um sich dafür zu Bedanken, daß ich die Hündin füttere. Ich konnte nicht alles verstehen, was sie mir sagten, doch das Schlüsselwort "gracias senor" war auch für mich verständlich. Ich habe während meines Rückflugs immer wieder daran denken müssen, was für liebenswerte Menschen das doch waren. Bedanken sich dafür, daß ich etwas tue, was sie vermutlich selbst gern getan hätten aber nicht konnten, weil ihnen die Mittel fehlen.
Solch eine Dankbarkeit ist wirklich bemerkenswert und lässt Uruguay für mich in einem ganz anderen Licht erscheinen.
Re: Hallo Kashogi
Hola Tilmann,
ein wirklich sehr schöner Beitrag den Du da geschrieben hast. Sehr eindrucksvoll in Worte verfasst.
Besonders der letzte Absatz, der kann einem ja die Tränen in die Augen treiben. Jedenfalls als selbst Hundebesitzer.
Con muchos Saludos y Servus Conni
Meine Heimat ist dort, wo ich geboren bin - aber mein Zuhause kann überall auf der Welt sein
Re: Hallo Kashogi
Hallo Tilman,
Connis Antwort kann ich mich nur anschließen. Ein guter Aufsatzschreiber war ich noch nie. Aber Du hast alles wunderschön in Worte gepackt, was man ansonsten nur empfinden kann wenn man die Natur hier erlebt. Vielleicht verstehst Du nun auch, was ich hier mit meinen vielen Postings ausdrücken wollte.
Im übrigen wünsche ich mir, daß noch mehr Berichte der anderen kommen, auch von denen die sie uns bisher vorenthielten.
Grüsse aus dem sonnigen El Pinar Tschicki
.......home is where my heart is.....
Re: Hallo Kashogi
Im Bericht von Kahogi steht aber auch, daß man die Taschen voller Geld haben muss, um in U. gut zu leben. Das ist auch mein Resumee eines 2 monatigen Aufenthaltes in U. Also nix für Aussteiger, Romantiker, Selbstversorger-Farmer und ähnlicher Spinnereien. U. ist kein Auswanderungsland, sondern ein Land in dem man gut jetzt investieren kann. Ein Witz, wenn junge gutausgebildete Uruguayer aus Not auswandern müssen, hier von einem Einwanderungsland zu reden. Wer auswandern will, sollte in die klass. Auswanderunsländer gehen.
Ein sehr guter Bericht, den ich 100 %ig unterschreiben kann, mit Ausnahme Colonia, mit dem zu hart ins Gericht gegangen wurde.
Meine Kurzfassung: Man kann kommen als Rentner, hier bekommt man (noch) vielmehr für sein Geld, die Rente sollte aber ausreichend sein. Oder du hast 1 Mio Euro, investierst es in Farmland, kaufst ein Haus an der Küste, um dort mit deiner Familie zu leben. Ein Traum (weinigstens für mich ).
Grüsse
de M.
Re: Hallo Kashogi
Hallo de mojacar,
das Land ist "für Aussteiger, Romantiker, Selbstversorger und sonstige Spinner" schön, WENN man über einen soliden finanziellen Hintergrund verfügt. Es wurde auch des öfteren in Forumseinträgen betont. Allerdings ist "finanzieller Hintergrund" ein dehnbarer Begriff. Auch in Deutschland ist nicht jeder Millionär. Der Normalverbraucher ist zufrieden mit seinem eigenen Häuschen mit Garten, und als Rentner mit seiner Rente, die er sich einteilt, ein anderer muß mal eben schnell zum Kaffeetrinken nach Paris fliegen.
Sei reell, ist es heute in Spanien anders? Ich weiß es von "klassischen Auswanderungsländern" wie Namibia und Südafrika, daß es dort zwischenzeitlich auch nicht anders ist.
Auch Leute die "ausreichend" Geld im Rücken haben müssen es einteilen, denn Geld kann von heute auf morgen futsch sein.