Zum Tango ist sehr viel zu sagen,er es ist mehr ein Gefuehl, als seine Musikrichtung. Unter diesem Link ist ein Video mit einer Tangoperformance ( 2005) zu finden von Angeles Chamaha ( Argentinien) und Michael Nodtochi ( Russland). Echten Uruguayanern stehen jetzt die Haaere zu Berge, denn es gibt eine echte Rivalitaet, zwischen Argentinien und Uruguay, besonders, wer das Mutterland des Tangos ist. Nun Angeles und Michael arbeiten New York mit C. Gavioto zusammen, der immerhin Tony-Gewinner des Broadways ist und da kann man schon mal ueber den Tellerand schauen, bei so viel Koennen. http://www.tangoblivion.com/media/video.html
Eigentlich kann man die Beziehung Montevideos zum Tango nicht schoener erzaehlen, als E. Haerter, dem Leiter der Tango Cafes in Goettingen Zitat
TANGO IN MONTEVIDEO ________________________________________
Was ich an Montevideo so liebe, ist die unspektakuläre Art, wie hier der Tango gelebt wird. Show-Tango ist, verglichen mit dem Angebot in Buenos Aires, praktisch nicht vorhanden. Wenn man zum ersten Mal nach Montevideo kommt könnte man sogar meinen, es gäbe hier überhaupt keinen Tango. Erst mit zunehmendem Heimischwerden in der uruguayischen Hauptstadt beginnt man zu begreifen, diese Stadt ist Tango. Wenn Buenos Aires auf mich jedesmal wie eine aufputschende Spritze wirkt, dann überkommt mich bei der Ankunft in Montevideo ein Gefühl der Ruhe und Entspanntheit. Der ganze Stress ist wie weggeblasen. Es ist wie ein tiefes Eintauchen in Tango-Poesie. Fast schmerzhaft empfinde ich die nostalgische Atmosphäre dieser Stadt, die wie eine Mischung aus Südamerika und Spanien der 50er Jahre wirkt. Ein wenig verstaubt und mit dem Charme einer vergangenen Epoche. Bruchstücke aus Tangotexten kommen aus der Erinnerung herauf ... "Schmerz eines alten Waldes" (H. Expósito) ... "und diese ungeheure Lust zu weinen, die uns manchmal überflutet ohne Grund" (H. Manzi), und du begreifst die darin liegenden Gefühle. Ich weiss nicht, woran es liegt. Ist es die sanfte, saubere Luft, die mit der ständigen Brise vom Rio de La Plata kommt, und die sich plötzlich zum Sturm verdichten kann ? Die Ampelkreuzung ohne Autos ... Das Café, das genau so aussieht wie es heisst: "Barrio Viejo" ... Die Wassermassen des Rio de La Plata ... an seinem Ufer die einsame Palme, windgepeitscht im strömenden Regen ... Eine Milonga vor loderndem Asado-Feuer im alten Mercado de la Abundancia ... In Montevideo haben Ulrike und ich unsere schönsten Tangoerlebnisse und unvergessliche Auftritte gehabt. Dabei wird hier keineswegs wahllos gejubelt. Wir haben erlebt, wie in einem grossen Theater ein argentinischer Tangosänger buchstäblich Baden gegangen ist. Selbst seine hervorragenden Musiker konnten daran nichts ändern. Der arme Mann schuftete schweissüberströmt, und doch gelang es ihm nicht, das Publikum zu begeistern. Dabei sang er nicht einmal schlecht. Es fehlte lediglich ein Fünkchen von dem, was aus einem vorgesungenen Tango ein Drama macht, wie es so oder ähnlich eine Zeitung formulierte. Das Publikum in Uruguay ist aufgeschlossen, herzlich, unvoreingenommen und kenntnisreich. Es lässt jeden gelten, der etwas rüberbringt, gleichgültig woher er kommt. (Selbiges gilt übrigens genauso für die Menschen in Argentinien !). Das Publikum am Rio de La Plata versteht sich nicht nur als Zuschauer, sondern als Mitbeteiligte an der Veranstaltung. Die Leute suchen vor und nach der Vorstellung Kontakt zu den Auftretenden und so mancher kommentierende Zwischenruf macht aus der ganzen Show einen lebendigen Austausch zwischen Publikum und Vorführenden. Die vielen "Grossen Tango-Galas", "Tangos mit Filmpremiere", "Tango-Marathons", "Tangos auf einer Flusskreuzfahrt", "Gastlehrer - berühmt aus der Sowieso-Show ...", wie sie dem konsumwütigen deutschen Publikum in immer grösserer Menge angeboten werden, sind in Uruguay völlig überflüssig. Hier gehört der Tango so selbstverständlich und unaufdringlich zur Alltagskultur, dass noch keiner auf den Gedanken gekommen ist, er könnte einer Anreicherung bedürfen. An einem Novembernachmittag sassen Ulrike und ich in der Altstadt von Montevideo, draussen an einem der Tische eines Restaurants, als ein alter Mann mit einer Gitarre auftauchte. Er hatte einen vollen weissen Bart und man sah seinem Anzug an, dass er sorgsam instandgehalten wurde. Der Mann begann zu singen "es la última farra de mi vida, de mi vida, muchachos, que se va ...", und seine alte, ein wenig zittrige Stimme passte so wunderbar zu dem wehmütigen Text, dass sich eine eigenartig dichte Atmosphäre ausbreitete. Wir begleiteten den Vortrag mit ein paar auf dem Pflaster getanzten Figuren, und die Leute an den anderen Tischen stimmten in den Gesang mit ein. Passanten blieben stehen und applaudierten der Szene. Aus dem Nichts heraus war eine 3-minütige Peña entstanden, an der alle Anwesenden beteiligt waren. Am Schluss gab jeder dem alten Tanguero ein paar Pesos con mucho gusto. Tango in Montevideo ...
Re: Tango-getanzte Melancholie
Hallo Fatma,
ein wunderschöner Bericht über den Tango. Danke:-))
Sonnig-frische Grüsse über den Arroyo
Tschicki
.......home is where my heart is.....
Re: Tango-getanzte Melancholie
Hallo Mate,
das ist Aesthetik und Harmonie pur, ein wahrer Genuss!
Gruesse
Constance
Julio Sosa, ein Macho mit Seele
Wie waers mit noch einem kleinen Ausflug in die Welt des Tangos
http://www.todotango.com/spanish/creadores/audio.asp?id=174&img=jsosa.gif anklicken und dann auf escuchar toda la lista ,oben rechts dreucken,dann erst lesen
In den fruehen Morgenstunden eines schwuelen 25. Novembers 1964, rast ein roter Sportwagen der Marke DKW mit enormer Geschwindigkeit durch das verschlafene Buenos Aires. Am Steuer ein erfahrener Fahrer, der aber auch verrueckt nach hohen Gerschwindigkeiten war. An der Kreuzunge der Strasse Figuero Alcorta im Stadteil Palermo, geraet der Wagen ausser Kontrolle und rast ungebremst in eine Mauer. Der Fahrer wird noch lebend aus dem voellig zerstoerten Wrack geborgen, aber seine Verletzungen waren so schwer, dass er am darauffolgenden Morgen vertarb.
Ganz Argentinien und Uruguay beweinte den fruehen Tod ( mit 38 Jahren)eines der begnadesten Interpreten des Tangos
Julio Sosa, genannt el Varon del Tango (der Mann des Tangos)
Anders als der Koenig aller Tangosaenger-Carlos Gardel , trat Sosa mit einer ausgepraegten maennlichen Ausstrahlung an.
Am 2. Februar 1926 kam er in der Stadt Las Pierdras( nahe Montevideo) zur Welt.
Julio Maria Sosa Venturini, wurde als Sohn eines Landarbeiters und einer Waescherin in sehr karge Verhaeltnisse geboren. Spaeter sagte er ueber diese Zeit Es fehlte mir an Allem, nur nicht an der Liebe meiner Eltern Auch als er schon beruehmt und reich war, verleugnete er nie seine Herkunft und blieb ein Mann des Volkes mein Vater war Analphabet, meine Mutter eine Dienerin, den Anzug fuer meinen ersten Auftritt musste ich mir von einem Freund leihen
Die Herzen beiderseits des Rio de la Plata flogen ihm zu, denn er war einer von Ihnen, durch eine harte Jugend der Gegelegnheits-Jobs gegegangen, fuehlte er das, was er sang
Auch die Wirren der Liebe waren ihm nicht fremd, bereits mit 16 Jahren heiratete er Aida Acosta, von der sich aber nicht viel spaeter trennte.
Hinzukam, dass er mit einer sehr angenehmen Stimme und einer starken Ausdruckskraft gesegnet war.
Ueberliefert ist die Anekdote, dass Sosa in Buenos Aires durch Cafes tingelte und eines Morgens hoerte ihn dort der Intendant, des groessten Theaters von Buenos Aires und bereits am selben Abend, hatte Julio Sosa sein Debut auf der wichtigsten Buehne der Hauptstadt.
Es regenete Auftrittsangebote mit den besten Tango-Orchestern und 1958 versuchte er sich erneut im Mysterium der Ehe, diesmal hiess die Braut Nora Ulfed und zuerst lief alles gut, die Tochter Aba Maria wurde geboren. Aber dann ging es wie in so manchem Tango besungen ist: besser getrennt, als miteinander.
Er heiratete nie wieder, blieb aber bis an sein Lebensende mit Susanna Beba Merighi zusammen.
Ab 1960 fand er auch Freude am Schreiben und brachte ein Buch heraus: Dos horas antes del alba und schrieb den Text zum Tango seis años
1961 erfand der Journalist Gasparis den Beinamen Varon del Tango, der so zustreffend war, dass alle ihn uebernahmen Er nahm unzaehlige Platten auf, sang in allen grossen Radiostationen,bekam Filmrollen, aber blieb der, der er immer war.
Zum Beispiel, als er mit 23 Jahren das erste Mal nach Buenos Aires kam, hatte er gar kein Geld, ein Freund versprach ihm Logis, aber wie dahinkommen.? Er nahm ein Taxi in der Hoffnung, der Freund werde es bezahlen.Unterwegs erzaehlte er seinen Werdegang und der Choffeur, fuhr ihn voellig umsonst mit den besten Wuenschen fuer seinen Erfolg. Jahre danach liess Sosa den Taxifahrer ueber alle Medien suchen, um ihn zu entlohnen, leider hat er sich nie gemeldet.
Daeneben hatte er eine grosse Leidenschaft fuer Autos, er hatte zuletzt 3 Stueck Eine Isetta, ein de Carlo 700 eine DKW Fissore,
alle Autos fuhr er zu Schrott und die DKW war sein Schicksal
Er wurde im Salon La Argentina aufgebahrt( dort lag auch Gardel) und ca 25 000 Personen nahmen persoenlich Abschied.
Julio Sosa ist auch 40 Jahre nach seinem Tod lebendig in jeder Ecke Montevdieos,denn der Tango, Anfang 1900 geboren am Rio de la Plata, faengt das Gefuehl Uruguays ein, Melancholie und Lebensfreude liegen dicht beieinander. Er beschreibt Geschichten, die voll Leben sind, von Liebe , Einsamkeit, der Schwere des Seins, aber auch von der Freude handeln.
Mit tiefer Liebe haengen die Uruguayaner und Argentinier an ihrer Musik. Es gibt Radiosender, die spielen nur Tango, 24 Stunden am Tag.
Und Julio Sosa singt
Re: Tango-getanzte Melancholie
Sorry Fatma,
hab in lauter Euphorie den Link über Deinen hier schon geposteten Bericht nochmals geschrieben. Der Bericht ist aber einfach zu schön:-))