Modemacher: Giorgio Armani
Giorgio Armani gehört zu den lebenden Legenden der Mode. Keine Herren- oder Damenmodewoche in Mailand, auf der seine Entwürfe fehlen würden. Armani, der sich seit kurzem mit seiner Kollektion Armani privé sogar erfolgreich der Haute Couture widmet, ist in einem Alter, in dem andere längst in Rente sind, von ungebrochener Vitalität. So eröffnete er im Jahr 2004 in Schanghai ein großes Geschäft, dem nun dreißig weitere Läden im Reich der Mitte folgen sollen. Auch damit zeigt Armani, daß er immer mit dabei ist, wenn es um die Zukunft geht.
Braungebrannt und stets mit einem Lächeln auf den Lippen, immer auf dem Sprung - so kennt man den Mann, der alle anderen Männer dieser Welt von den Versteifungen und Verklebungen im Jackett befreite, der dem aus der englischen Tradition stammenden Sakko seine Bedeutsamkeit nahm und eine geradezu schwerelose Leichtigkeit gab. Nebenher nahm Armani dem Mann - gemeinsam mit seinem zum Barocken neigenden Widerpart Gianni Versace - auch noch die Krawatte und gab ihm das T-Shirt zum Anzug. Man könnte glauben, solche Änderungen seien nur ein kleiner Schnitt für einen Menschen. Aber es gehört besonders in der nicht gerade änderungswilligen Herrenmode viel Gespür und Hartnäckigkeit zu solchen Revolutionen.
Medizinstudent und Warenhaus-Einkäufer
Armani, der am 11. Juli 1934 im norditalienischen Piacenza als Sohn eines Managers und als Enkel eines Maskenbildners und Perückenmachers geboren wurde, lernte das Geschäft von der Pike auf. Nach zwei Jahren Medizinstudium, das dem Gefühl für den menschlichen Körper nicht geschadet haben wird, strebte er in die Mode.
Als Einkäufer für das Mailänder Warenhaus La Rinascente erwarb er das nötige wirtschaftliche Gespür für das, was sich an den Mann bringen lässt. Bei Altmeister Nino Cerruti lernte er puristisches Design. Mit Kenntnissen im Verkauf und im Design ausgestattet, eröffnete er 1970 ein eigenes Design-Atelier. Als er schließlich 1975 zusammen mit Sergio Galeotti Giorgio Armani S.p.A. gründete, war der Erfolg der fließenden Eleganz und ungezwungenen Bequemlichkeit nicht mehr aufzuhalten.
Stylist und Manager in einer Person
Armani, der das Wort Klassiker nicht liebt, weil es ihm zuviel nach Solidität und zuwenig nach Dynamik klingt, nahm mit klaren und bezwingend einfachen Schnitten und den entsprechend überzeitlichen Farben Grau, Beige, Weiß und Blau für sich ein. Nach dem Tod Sergio Galeottis 1985 übernahm er auch dessen 50-Prozent-Anteil an dem Modeunternehmen und ist seither Stylist und Manager in einer Person. Er weitete die Marke auf preisgünstigere Linien, Parfums, Möbel und Accessoires aus, und seit einiger Zeit kann man sich sogar im eigenen Club unter seinem Großgeschäft in Mailand dazugehörig fühlen.
Mehr als 2000 Filialen und Umsatzzuwächse selbst in schlechten Jahren sprechen für die Effizienz und Beliebtheit des unprätentiösen Designers, der sich am Ende einer jeden Modenschau am liebsten im nachtblauen T-Shirt verneigt. Dank gefühlter Jugendlichkeit beantwortet der Purist und Perfektionist, der er wohl in alle Ewigkeit bleiben möchte, Fragen zu seiner Nachfolge hartnäckig nicht