Geschichte
Geschichte
Vor dem Zweiten Weltkrieg
Olympique Marseille gehörte im Jahr 1932 zu den 20 Gründungsmitgliedern der Division 1,
einer im ersten Jahr noch zweigeteilten Spielklasse mit jeweils 10
Mannschaften. Marseille verpasste als Tabellenzweiter der Gruppe A das
Finalspiel der beiden Gruppensieger. Im folgenden Spieljahr stand
Olympique Marseille bereits dicht vor der ersten französischen
Meisterschaft, verlor jedoch als Tabellenführer sein letztes
Saisonspiel mit 1:3 beim Tabellenletzten CA Paris - einer Mannschaft, die bis dato 21 ihrer 25 Spiele verloren hatte - und fiel noch auf Platz 3 zurück. Der Titelgewinn
gelang erstmals 1937, wenngleich nach drei Niederlagen in den letzten
vier Saisonspielen der Punktvorsprung am Ende vollends aufgebraucht war
und sich das Team nur noch aufgrund des besseren Torverhältnis
gegenüber dem FC Sochaux durchsetzten konnte. Weitere Erfolge könnten durch den Kriegsausbruch, bis zu dem noch zwei Vizemeisterschaften folgten, verhindert worden sein.
Von 1945 bis in die 70er Jahre
Zwar konnte sich Olympique Marseille 1948 den zweiten Titelgewinn
sichern, versank danach aber mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit.
Sicherte sich der Klub 1958 am letzten Spieltag noch aufgrund des
besseren Torverhältnisses gegenüber dem FC Metz den Klassenerhalt, stieg das Team im folgenden Jahr als Tabellenletzter erstmals aus der Division 1 ab.
Nach einem einjährigen Gastspiel in der Saison 1962/63 etablierte
sich Marseille erst ab 1966 wieder in der ersten Liga und knüpfte unter
dem neuen Vereinspräsident Marcel Leclerc
einige Jahre später gar wieder an die großen Erfolge aus den 1920er und
1930er Jahren an. Größter Coup war die Verpflichtung des Jugoslawen Josip Skoblar, der 1971 mit seinen 44 Treffern maßgeblichen Anteil am dritten Titelgewinn hatte und dafür mit dem Goldenen Schuh ausgezeichnet wurde. Zu den erfolgreichsten Spielern seiner Zeit gehörten ferner Gilbert Gress und Roger Magnusson, später auch der Brasilianer Jairzinho.
Zwischen 1969 und 1972 gewann Olympique Marseille je zweimal die
französische Meisterschaft und den französischen Pokal. International
blieben die Erfolge dagegen aus; im Landesmeisterpokal unterlag Marseille 1971 im Achtelfinale Ajax Amsterdam (1:2, 1:4), im folgenden Jahr schied die Mannschaft bereits in der ersten Runde gegen Juventus Turin (1:0, 0:3) aus.
Steiler Aufstieg, tiefer Fall
Nach durchwachsenen Jahren gehörte Olympique Marseille ab Ende der
1980er Jahre wieder zu Europas Spitzenklubs. Nachdem der ambitionierte Bernard Tapie
1985 das Amt des Vereinspräsidenten übernommen hatte, investierte der
Klub in den folgenden Jahren viel Geld für die Neuverpflichtungen von
Spielern mit internationalem Format. Zu ihnen gehörten neben den
Deutschen Karlheinz Förster, Klaus Allofs und Rudi Völler auch Alain Giresse, Jean Tigana und insbesondere Jean-Pierre Papin. Fünfmal in Folge, von 1988 bis 1992, wurde Papin Torschützenkönig der Division 1
und hatte damit maßgeblichen Anteil an den vier aufeinanderfolgenden
Meisterschaften ab 1989. Auch international machte die Mannschaft nun
auf sich aufmerksam. Im Europapokal der Landesmeister scheiterte Marseille 1990 erst im Halbfinale an Benfica Lissabon (2:1, 0:1), 1991 gar erst im Endspiel an Roter Stern Belgrad mit 3:5 im Elfmeterschießen. 1993 gelang Olympique im Champions-League-Endspiel gegen den AC Mailand schließlich in München durch das Tor von Basile Boli der bis heute einzige Europapokalsieg.
Auf den sportlichen Höhepunkt folgte 1993 für Olympique Marseille
der jähe Abstieg. Nachdem bekannt wurde, dass Vereinspräsident Bernard
Tapie vor dem Punktspiel gegen US Valenciennes
Bestechungsgelder gezahlt hatte, wurde die französische Meisterschaft
aberkannt, der Verein 1994 in die Zweite Liga zurückgestuft und Tapie
im Jahr 1997 zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt. Der
Verein war an seinem Tiefpunkt angelangt und stand aufgrund hoher
Schulden Mitte der 1990er Jahre am Rande des Ruins. Auch der
Europapokal von 1993 erhielt späte Makel. Anfang 2006 gestand
Jean-Jacques Eydelie in einem Gespräch mit der französischen
Sportzeitung L'Équipe ein, dass mit Ausnahme von Rudi Völler
alle Spieler vor dem Champions-League-Endspiel gegen den AC Mailand
eine ihnen in ihrer Zusammensetzung nicht bekannte Injektion erhielten.
Ähnliche Dopingvorwürfe äußerte bereits im Jahr 2003 der irische
Nationalspieler Tony Cascarino in einer Kolumne der britischen Tageszeitung The Times. Da 13 Jahre nach dem Finalspiel keine endgültige Klärung mehr zu erwarten war, verfolgte die UEFA
Eydelies Dopingvorwürfe trotz anfänglicher Überlegungen und Mailänder
Titelansprüchen jedoch nicht mehr weiter. Im Mai 1999 unterlag
Olympique im UEFA-Pokal Finale dem AC Parma mit 0:3
Im 21. Jahrhundert
Zur Jahrtausendwende erholte sich der Klub wieder und verpasste 1999 mit einem Punkt Rückstand auf Girondins Bordeaux nur knapp die Meisterschaft. Im Mai 2004 unterlag Marseille im UEFA-Pokalfinale mit 0:2 gegen den FC Valencia.
Die Saison 2005/06 endete für Marseille enttäuschend und spiegelte die
Ergebnisse des Vorjahres wider. In beiden Jahren verpasste Marseille am
letzten Spieltag mit einem Unentschieden bei Bordeaux die UEFA-Pokal-Qualifikation aufgrund des schlechteren Torverhältnisses gegenüber dem Tabellenvierten.
Olympique ist erneut in einen Skandal verwickelt, bei dem es um
illegale Transaktionen in Zusammenhang mit der Verpflichtung neuer
Spieler, hinterzogene Sozialabgaben u.ä. aus den Jahren ab 1997 geht.
Ein Gericht hat kürzlich insgesamt 13 Personen zu teilweise
mehrjährigen Freiheits- und hohen Geldstrafen verurteilt, darunter den
Ex-Präsidenten Robert Louis-Dreyfus
und weitere Vorstandsmitglieder von OM, mehrere Anwälte und
Spielervermittler/-berater (einer der bekanntesten: Ex-Nationalspieler Jean-François Larios); lediglich der damalige Sportdirektor Marcel Dib wurde freigesprochen.
Ungeachtet aller Probleme ist OM einer repräsentativen Umfrage
zufolge der in Frankreich aktuell beliebteste einheimische
Fußballverein (Quelle: France Football vom 6. März 2007).
Das Erreichen der Vizemeisterschaft in der Saison 2006/07 und des dritten Platzes 2007/08 erlaubte OM wieder, an der Champions League
teilzunehmen. Jedoch erreichte man nur den 3. Platz in der Gruppe A, um
schließlich im Achtelfinale des UEFA-Cups vom späteren Pokalgewinner Zenit Sankt Petersburg besiegt zu werden.
Michel