Manipulationen am Weltklima gefährlich. WZ vom 26.02.2014
Schwere Nebenwirkungen
Kieler Forscher: Manipulationen am Weltklima wenig effizient und gefährlich
Kiel/dpa
Kieler Wissenschaftler warnen eindringlich vor dem Versuch, die
Erderwärmung mit Hilfe von Großtechniken zu bremsen. Die Potenziale
solcher Techniken des sogenannten Climate Engineering seien relativ
gering, die Nebenwirkungen aber könnten massiv sein, betonten die
Forscher des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel. Sie haben in Computersimulationen die globalen Langzeitfolgen von verschiedenen Climate-Engineering-Maßnahmen untersucht. Die Ergebnisse der Studie präsentieren sie im angesehenen Fachjournal Nature Communications.
Selbst wenn verschiedene Technologien kombiniert angewendet würden,
ließe sich das Ziel, den globalen Temperaturanstieg bis 2100 auf etwa
zwei Grad Celsius zu begrenzen, nicht erreichen, schreiben die Forscher
in ihrem Fachartikel. Nach Angaben des Teams um David Keller und
Professor Andreas Oschlies sind die einzelnen Technologien entweder
relativ ineffektiv mit begrenzten Wärmereduzierungen (weniger als acht
Prozent) oder haben schwere Nebenwirkungen. Einmal ergriffene Maßnahmen
könnten nicht gestoppt werden, ohne dass sich der Klimawandel danach
beschleunige.
So gibt es Vorschläge, die Ozeane mit Eisen zu düngen, damit zusätzliches Plankton Kohlendioxid (CO2)
aus der Luft binden kann. Andere Ideen setzen in der Atmosphäre an, wo
mit Aerosolen oder Spiegeln die Sonneneinstrahlung reduziert werden
soll. Die Düngung der Ozeane habe zwar für eine verstärkte Bindung von
CO2 durch das Plankton gesorgt, aber auch
für eine Ausbreitung von Sauerstoffminimumzonen in den Meeren, betonen
die Kieler Forscher.
Die Aufforstung der Sahara?
Für ihre Studie wählten sie fünf viel diskutierte Maßnahmen: Die
Abschirmung von Sonnenstrahlung in der Atmosphäre, die Aufforstung
großer Wüstengebiete in Nordafrika und Australien sowie drei
verschiedene Techniken, mit denen Kohlendioxid im Ozean gebunden werden
soll. Parallel ließen die Wissenschaftler ihr Erdsystemmodell ohne
klimaregulierende Maßnahmen auf Grundlage aktueller Prognosen des UN-Klimarats laufen.
Selbst unter idealen Voraussetzungen war der Nutzen der einzelnen
Maßnahmen in den Modellen begrenzt. Die Aufforstung der Sahara und des
australischen Outbacks habe sogar die Erderwärmung verstärkt. Die
Wälder absorbierten zwar Kohlendioxid aus der Atmosphäre, dafür wurde
die Erdoberfläche aber dunkler und konnte mehr Wärme speichern,
erläuterte Keller das Phänomen. Für Oschlies wäre der schlimmste Fall,
wenn der Monsun sich nördlich oder südlich verschieben oder in Indien
sogar ganz ausbleiben würde. Die Reduzierung von CO2-Emissionen sei der effektivste Weg, den Klimawandel aufzuhalten, resümierten die Kieler Forscher.