Mehrwert durch Brennwert. WZ vom 24.03.2015
Mehrwert durch Brennwert
Joachim Knofius setzt auf effiziente Heiztechnik das spart Energie und Geld
Kaltenkirchen
Mit modernen Brennwertheizungen lässt sich viel Energie einsparen. Daran lässt Joachim Knofius keinen Zweifel. Als die Technik Ende der 1980-er Jahre noch in den Kinderschuhen steckte, hat der technikbegeisterte Kaltenkirchener seinen Hausneubau bereits mit einem Gas-Brennwertkessel ausstatten lassen, den es im Handel gar nicht zu kaufen gab. Die guten Kontakte in die Industrie ermöglichten ihm diesen Schritt. Und so fand sich in seinem Walmdach-Bungalow bald darauf der Prototyp eines namhaften Heizkessel-Herstellers wieder, der dabei war, seine Brennwerttechnik marktfähig zu machen. Ich wollte damals einfach die neueste Technologie haben, erzählt der heute 62-Jährige. Diese Entscheidung hat sich ausgezahlt durch geringeren Energieeinsatz und damit auch geringere Kosten.
Noch gut kann sich Joachim Knofius an die Abnahme des kleinen, kompakten Geräts mit 12 kW Heizleistung erinnern. Der hat ja gar kein Typenschild, habe der Schornsteinfeger festgestellt. Mit Bescheinigung des Herstellers durfte der Bauherr den Prototypen in Betrieb nehmen und konnte damit ein kleines Stück Pionierarbeit leisten. Mittlerweile sind die energiesparenden Brennwertkessel, ob mit Gas- oder Ölfeuerung, längst Stand der Technik. Und trotzdem sind sie nur in etwa einem Fünftel des Gebäudebestands zu finden. Hier liegt noch ein riesiges Potenzial.
Im Vergleich zu einem 15 bis 20 Jahre alten Standardkessel kann ein moderner Brennwertkessel pro Jahr nämlich mehr als zehn Prozent Energie sparen. Die Technik gilt als besonders effizient, da sie die in den Heizungsabgasen enthaltene Wärme besser nutzt. Der Dampf kondensiert, dabei wird Wärme freigesetzt und in den Heizkreislauf zurückgeführt. Im Prinzip funktioniert das wie ein Wasserkocher, sagt Joachim Knofius. Durch den hohen Nutzungsgrad hat die Abluft nur noch eine Temperatur von etwa 40 Grad Celsius. Bei herkömmlicher Technik ist die Abluft bis zu 150 Grad Celsius heiß und steigt ungenutzt aus dem Schornstein. Das ist Wärme, die man schon bezahlt hat und die belastet die Umwelt, so Knofius.
In der Praxis verpufft das Potenzial effizienter Heizungsanlagen aber auch heute noch oft. Denn nur ein Drittel der rund vier Millionen Brennwertkessel in Deutschland nutzt den Effekt akzeptabel aus. Das schließen die Verbraucherzentralen aus den Ergebnissen ihrer Aktion Brennwert-Check. Viele Heizungskessel seien für die Größe der Häuser überdimensioniert oder nicht optimal eingestellt. Sind die Brennwertkessel zu groß, produzieren sie mehr Wärme als das System benötigt. Das führt dazu, dass sich Geräte häufig ab- und anschalten.
Eine moderne Brennwertheizung ist besonders effektiv, wenn sie viele Stunden läuft, erklärt Joachim Knofius. Die Hersteller haben darauf reagiert und modulierbare Anlagen auf den Markt gebracht. Sie bremsen langsam ab, wenn sie sich dem erforderlichen Wärmebedarf nähern, und geben Gas, wenn das System mehr Leistung erfordert. Der Kaltenkirchener nennt dies den Vettel-Effekt. Knofius: Das ist das Nonplusultra.
Auch wer sein Haus modernisieren möchte, für den lohnt es sich, in effiziente Brennwerttechnik zu investieren. Anschaffung und Einbau kosten rund 6000 Euro und schließen kleinere bauliche Veränderungen am Schornstein ein. Entscheidend ist, dass die Rücklauftemperatur nach Durchlaufen der Heizkörper möglichst niedrig ist. Nur so kann der Abluft viel Restwärme entzogen werden. Mit effizienten Heizungspumpen und dem hydraulischen Abgleich, der bei der Heizungsmodernisierung vorgeschrieben ist, lassen sich weitere Einsparungen erzielen.
Und auch erneuerbare Energien lassen sich sinnvoll einbinden. Solarthermische Anlagen können die Brennwertkessel im Betrieb unterstützen und ihren Energiebedarf weiter senken. Im Sommer kann der solare Betrieb allein ausreichend sein, um das Brauchwasser zu erwärmen. Wer die Heizung in dieser Zeit komplett abschalten kann, spart also noch mehr.
Jens Neumann