Forum der BiGKU - Alternative Energien

Anwohner gegen Biogas-Anlagen. WZ vom 09.03.2010

Anwohner gegen Biogas-Anlagen. WZ vom 09.03.2010



Anwohner gegen Biogas-Anlagen
Poyenberger verteilen 20-seitige Broschüre – Sie befürchten unerträgliche Verkehrsbelastungen im Ort
Poyenberg

Biogas in Poyenberg – nicht jeder ist damit einverstanden. Eine
Initiativgruppe aus Einwohnern macht mobil gegen den Bau einer Anlage
und die Erweiterung einer zweiten. Die Biogas-Gegner
haben eine 20-seitige Broschüre erstellt und verteilt. Diese wird
sowohl in Poyenberg als auch in benachbarten und ebenfalls betroffenen
Gemeinden wie Meezen (Kreis Rendsburg-Eckernförde)
verteilt. Dr. Knut Fischer und seine Mitstreiter befürchten vor allem
eine immense Verkehrsbelastung auf den Dorfstraßen und damit
einhergehend einen Verfall der Immobilienpreise. Darüber hinaus
zweifelt die Gruppe die Umweltbilanz an.


Der Streit in der Gemeinde schwelt schon seit vergangenem Jahr. „Im November haben wir erfahren, dass eine neue Biogas-Anlage
von 1500 Kilowatt in Richtung Silzen entstehen und eine weitere in
Richtung Meezen auf 2000 Kilowatt erweitert werden soll“, berichtet
Fischer über die Anfänge. Dabei sei der Lärm durch die
Schwerlasttransporte im September/Oktober zur bereits bestehenden
Anlage unerträglich gewesen. „Die geplanten Anlagen hätten eine
Versiebenfachung bedeutet.“ 121 Unterschriften wurden gesammelt. Mit
Erfolg, so Fischer. Die Biogas-Ausbauanträge seien auf insgesamt 2000 Kilowatt reduziert worden.


Doch für die Initiativgruppe „Biogas in Poyenberg?“ ist auch dies
nicht hinnehmbar. Straßenverschmutzung, Lärm und Gestank würden derart
zunehmen, dass die Dorfstraßen kaum noch für den normalen Verkehr
nutzbar seien. Und mit der Ruhe und mit der Sicherheit sei es auch
vorbei, wenn die Transporte im Drei-Minuten-Takt
durch den Ort führen. „Wir können hier dann praktisch nicht mehr
leben.“ Laut Rechnung von Fischer werden 12 450 Transportbewegungen für
die beiden Biogas-Anlagen erforderlich sein.
„Das ist dann schlimmer als in einem städtischen Industriegebiet.“ Die
Folge werde auch sein, dass sich die Preise für Immobilien halbierten
oder Häuser gänzlich unverkäuflich würden.


Bei seinen Recherchen ist Dr. Knut Fischer auch zu dem Schluss
gekommen, dass Stromerzeugung aus Mais/Gras/ Getreide nicht zur Lösung
von Umweltproblemen geeignet sei. Sowohl Energiebilanz als auch
Ökobilanz sprächen dagegen. Von 100 Prozent der in der Anlage
eingebrachten Energie verblieben bis zum Schluss nur etwa 20 bis 22
Prozent in Form von elektrischer Energie. Das bedeutet laut Fischer:
Ein Hektar Silomais reicht gerade zur Stromversorgung von zwei
Haushalten.


Mit der Ökobilanz sieht es – so sieht es die Initiative – nicht viel besser aus. Biogas-Anlagen leisteten keinen Beitrag zur Umweltentlastung, sondern trügen im Gegenteil zur Klimaschädigung bei. Denn durch die Mais-Monokultur
und die dadurch verbundene erhöhte Düngung würde Lachgas – das
schädlichste Treibgas überhaupt – freigesetzt. Dieses Gas führe zu
Klimaschäden, die um ein Vielfaches höher seien als das, was bei der
Stromerzeugung aus Biogas an Treibhauseffekten vermieden werden könne,
heißt es in der Broschüre.


Risiken sieht die Initiative auch für die Betreiber selbst – durch
eventuelle steigende Produktionskosten und durch die hohe Verschuldung
durch den Bau der Anlagen.


Mit all ihren Informationen hofft die Initiative, Bau und Erweiterung
noch stoppen zu können. Eines ist allerdings klar: Über einen
Bürgerentscheid wird dies nicht gehen. Denn über alle Angelegenheiten,
die mit Bauleitplänen zu tun haben, sind keine Bürgerentscheide
zulässig. Also hoffen die Initiatoren auf die Gemeindevertretung und
auf die Biogas-Betreiber.
„Mit unserem Papier wollen wir die Diskussion mit sachgerechten
Informationen unterstützen“, sagt Manfred Burzlaff. Denn vor allem eine
umfassende Information hätten die Bürger bisher vermisst.Joachim Möller