Forum der BiGKU - Alternative Energien

Cuxhaven hat den Wind eingefangen. WZ vom 22.10.2012

Cuxhaven hat den Wind eingefangen. WZ vom 22.10.2012



Wirtschaft im Norden:  Von Wolfgang Buhmann

Cuxhaven hat den Wind eingefangen

Die
Entscheidung war außerordentlich weitsichtig und, weil überhaupt nicht
frei von Risiken, auch überaus mutig. Als Niedersachsen sich vor neun
Jahren entschloss, Cuxhaven zum führenden Standort der Offshore-Windindustrie
zu entwickeln, konnte niemand ahnen, dass diese nach dem politischen
Willen einmal das Rückgrat der deutschen Energieversorgung darstellen
würde.


300 Millionen Euro sind bislang in das Projekt an der Elbmündung
geflossen, weitere 100 Millionen stehen für die nächsten drei Jahre in
Aussicht. Herausgekommen ist Europas Dreh- und Angelpunkt der
Windkraftbranche: Ein gewaltiger Industriepark mit einer in sich
geschlossenen Wertschöpfungskette von der Produktion über die Montage
bis zur Verschiffung. Kein Wunder, dass sich mit diesem „Cluster“ vor
Augen auch Forschung und Entwicklung in unmittelbarer Nähe anzusiedeln
begonnen haben.


In der vergangenen Woche wurde ein weiterer richtungweisender
Bauabschnitt, der neunte (!) Liegeplatz für Errichter- und
Versorgungsschiffe, seiner Bestimmung übergeben. Denn es ist logisch,
dass sich auch die Service- und Wartungsbranche vornehmlich an diesem
Standort niederlassen wird, wenn die Vielzahl der geplanten Windparks
auf dem Meer vor der Betriebsaufnahme stehen. Die Einweihung gab den
Blick frei auf die Dimension des Gesamtvorhabens: Was das Ruhrgebiet
einmal für die Kohle als Energieträger des Industrialisierungszeitalters
war, dürfte Cuxhaven für den Wind einmal werden. Denn auch die
Verkehrsanbindungen mit einer Autobahn und dem Flugplatz Nordholz, der
keinerlei Verkehrsbeschränkungen unterliegt, fördern das Wachstum.


Auch Schleswig-Holstein hofft, an dem Offshore-Boom teilhaben zu können. Helgoland ist als Service-Stützpunkt
bereits im Geschäft. Husum und Büsum träumen. Rendsburg hat einen
Schwerlasthafen, aber keine Fracht. Brunsbüttel kämpft für eine
Schwerlast-Pier, hat aber dafür kein Geld. Und
Kiel hätte in Holtenau am Kanal, wenn es wollte, eine Produktionsfläche,
aber mangels politischer Weichenstellung bislang keine Interessenten.