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Windkraft: Der Norden ist spitze.WZ vom 15.08.2014

Windkraft: Der Norden ist spitze.WZ vom 15.08.2014

Windkraft: Der Norden ist spitze
Bundesweit wurden im ersten Halbjahr 650 Windräder gebaut / Ein Viertel davon wurde in Schleswig-Holstein errichtet
Kiel/kim

Schleswig-Holstein hat es wieder an die
Spitze geschafft. Nachdem im „windigen“ Norden drei Jahre lang die
Kapazität der Windkraftanlagen deutlich weniger wuchs als bei der
Konkurrenz in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern,
spürt die Energiewirtschaft zwischen Ost- und Nordsee jetzt wieder
kräftigen Rückenwind. „Mit 159 Windrädern und einer neuinstallierten
Leistung von 443 Megawatt trägt das nördlichste Bundesland im ersten
Halbjahr gut ein Viertel zum Zubau in ganz Deutschland bei“, teilte der
Bundesverband Windenergie gestern in Kiel mit. Es folgten Niedersachsen
(190 Megawatt) und Brandenburg (189) mit Anteilen von je elf Prozent
sowie Mecklenburg-Vorpommern (174) mit gut zehn
Prozent. In ganz Deutschland übertraf die im ersten Halbjahr
installierte Leistung bei 650 neuen Anlagen an Land mit 1723 Megawatt
das Vorjahresergebnis um 66 Prozent.


Die Verdreifachung des Zubaus in Schleswig-Holstein
im Vorjahresvergleich führt Verbandspräsident Hermann Albers wesentlich
darauf zurück, dass die Landesregierung 2012 zusätzliche
Windeignungsflächen ausgewiesen hatte. Im Grünen Energie-Musterland Baden-Württemberg wurde übrigens nur ein neues Windrad aufgestellt. „Weil die Naturschützer so viel klagen“, klärt Albers auf.


Ganz zufrieden ist er allerdings auch mit dem Wachstum im Norden
nicht Die Windausbeute könnte um 30 Prozent größer sein, wenn die Mühlen
höher in den Himmel wachsen dürften. Im Bundesschnitt liegt die
Nabenhöhe im Schnitt bei 113 Metern, im Norden nur bei 84, weil Kommunen
sich sperren – vor allem wegen der Blinklichter, die ab einer Höhe von
100 Metern von Seiten der Flugsicherung vorgeschrieben sind.


Wind von vorne gibt es laut Albers auch wegen der Reform des EEG-Gesetzes. Der kräftige Zuwachs beim Windenergie-Ausbau beruhe nämlich nur auf einem Vorzieh-Effekte:
Weil zum 1. August die garantierte Vergütung um bis zu 25 Prozent
abgesenkt wurde, haben alle Windmüller beim Bau Druck gemacht, um noch
die alte Subventionshöhe zu ergattern. Jetzt steht die Branche laut
Albers vor „großen Herausforderungen“. Der Zubau an Land werde sich
deshalb in Deutschland von voraussichtlich 3300 bis 3700 Megawatt in
diesem Jahr auf 2500 bis 3000 Megawatt im Jahr 2015 verringern. Dies
wäre aber immer noch ein guter Wert.


Ausgesprochen kritisch äußerte sich der Verbandspräsident über die
angekündigte Ausschreibungspflicht für den Bau neuer Anlagen, die bis
2017 greifen soll. Der günstigste Anbieter soll dann jeweils den
Zuschlag bekommen. Dies beunruhige Hersteller wie Betreiber und ganz
besonders die Beteiligten an den in Deutschland populären
Bürgerwindparks, sagte Albers. Erfahrungen in anderen Ländern zeigten,
dass das Ziel sinkender Preise mit Ausschreibungsmodellen nur sehr
schwer zu erreichen sei. Immer wieder komme es vor – aktuelles Beispiel
Irland –, dass Konzerne Ausschreibungen für sich entscheiden, dann
jedoch gar nicht bauen.


Bemerkenswert ist aus Sicht des Bundesverbandes, dass die Mitte und der
Süden Deutschlands ihren Anteil an der gesamten Windenergie-Erzeugung
erhöhen. Nur noch 40 Prozent der installierten Leistung befindet sich
demnach in den windstarken nördlichen Bundesländern. Die Mitte komme
mittlerweile auf 45 Prozent. Rheinland-Pfalz
erreichte im ersten Halbjahr beim Zubau mit 161 Megawatt den fünften
Platz in Deutschland, vor dem Freistaat Bayern mit 141 Megawatt. Der
Grund: Die Technik hat sich derart entwickelt, dass auch an weniger
windstarken Standorten effizient Strom produziert werden kann.



Windkraft in Zahlen
In Schleswig-Holstein
gibt es 3088 Windmühlen die eine Gesamtleistung von 4340 Megawatt
bringen. Das ist Platz drei nach Niedersachsen (7819 Megawatt) und
Brandenburg (5233). Der Strombedarf wird im Norden zu 62 Prozent aus
erneuerbaren Quellen gedeckt. Das Ziel, bis 2025 das Dreifache des
eigenen Stromverbrauchs an Öko-Strom zu
produzieren, haben Dithmarschen mit 328 Prozent und Nordfriesland
bereits geschafft. Allerdings ist an der Westküste strukturbedingt der
Stromverbrauch vergleichsweise gering.