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Windräder können Flugzeuge vom Kurs abbringen. WZ vom 13.09.2013

Windräder können Flugzeuge vom Kurs abbringen. WZ vom 13.09.2013



Windräder können Flugzeuge vom Kurs abbringen
Bremen

Windkraftanlagen kontra Flugsicherheit – das sei ein Thema, das
zunehmend an Bedeutung gewinne, erklärte der Chef des
Bundesaufsichtsamtes für Flugsicherung, Nikolaus Herrmann, gestern in
der Niederlassung der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Bremen. Ein
akutes Risiko bestehe nicht, „aber unser sehr hohes Sicherheitsniveau
wird beeinträchtigt“.


Worum es bei der Gefährdung des Luftverkehrs geht, erläuterte Axel
Raab, Leiter der Presseabteilung der DFS. Die An- und Abflugrouten von
Flugzeugen werden über Funksignale definiert, die die Flieger direkt von
sogenannten Drehfunkfeuern bekommen. Ein gutes Dutzend dieser Funkfeuer
gibt es in Norddeutschland. Hohe Gebäude und Fernsehtürme oder eben
auch Windenergieanlagen könnten diese Signale stören, indem ihre
metallischen Bauteile die elektromagnetischen Wellen reflektieren. Das
Flugzeug bekäme das Signal dann nicht nur direkt vom Funkfeuer, sondern
zusätzlich auch als Störsignal. „Die beiden überlappen sich und addieren
sich zu einem falschen Signal, das das Flugzeug von seinem Kurs
abbringen kann.“ Die falschen Signale von Hochhäusern und Fernsehtürmen
seien dabei zu korrigieren, erklärte Raab. Bei Windkraftanlagen mit
ihren drehenden Flügeln und Rotorköpfen sei diese Korrektur nicht
möglich.


Windkraftanlagen stellten nicht per se eine Gefahr für den
Luftverkehr dar, dies hänge stets von Standort, Höhe und Anzahl der
Rotoren ab, betonte Herrmann. Aber in einem Radius von 15 Kilometern um
jede Drehpunktfeueranlagen müsste jede neue geplante Anlage geprüft
werden. Und dabei kommt es zunehmend zu Ablehnungen durch die
Flugsicherungsbehörden. 2012 seien von rund 1200 Anträgen zehn Prozent
abgelehnt worden. Inzwischen dürfe die Quote bei über 20 Prozent liegen,
so Herrmann.


Die „undifferenzierte Ablehnung“ von Windkraftanlagen sei ohne
anlagespezifische Begründungen nicht akzeptabel, wetterte in dieser
Woche Schleswig-Holsteins Energieminister Robert
Habeck (Grüne). Hintergrund: Im Kreis Ostholstein waren in den
vergangenen Monaten 68 Anlagen abgelehnt worden – und lediglich 16
genehmigt. Habeck spricht von einem „bundesweiten Ärgernis“. Dies
wiederum weist Herrmann zurück: „Wir sind keine Verhinderer der
Energiewende, wir sind für die Sicherheit im Luftverkehr verantwortlich
und müssen mitunter unangenehme Entscheidungen treffen.“Ralf Michel