Umbau der vorhandenen TDI-Anlage in eine neue MDI-Anlage
Erweiterung der MDA-Anlage und
Neubau einer Anilin-Anlage
Der Erörterungstermin ist für Montag, den 18. März 2013 ab 10 Uhr im Elbeforum vorgesehen (Von-Humboldt-Platz 5 in 25541 Brunsbüttel). Falls erforderlich, kann die Erörterung an den folgenden Arbeitstagen jeweils ab 9 Uhr fortgesetzt werden.
Re: 18.03.2013: Erörterungstermin für Bayer
WZ vom 11.02.2013:
Amtliche Bekanntmachung:
Re: 18.03.2013: Erörterungstermin für Bayer
WZ vom 21.02.2013:
Landesamt setzt Erörterungstermin für Umbau des Bayer-Werks an Brunsbüttel /rp/sh:z
Die Vorbereitungen bei Bayer MaterialScience für die Umstellung des Brunsbütteler Werks auf die alleinige MDI-Produktion geht in die nächste Runde. Für die Produkte MDI (Schaumstoff) und Anilin wurde der Bau neuer Anlagen beantragt. Erweitert werden soll die am Standort vorhandene MDA-Anlage. Außerdem sind Änderungen im Logistik-Betrieb geplant. Jetzt hat das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) einen Erörterungstermin festgesetzt: Montag, 18. März, ab 10 Uhr im Elbeforum.
Vorangegangen ist die öffentliche Auslegung der Antragsunterlagen Ende 2012. In 63 Schreiben haben insgesamt 76 Einwender Stellungnahme zu den Bayer-Plänen erhoben. Nun sollen sie Gegenstand der Erörterung sein. Die Erörterung kann nach dem 18. März bei Bedarf an den folgenden Arbeitstagen jeweils ab 9 Uhr im Elbeforum fortgesetzt werden.
Auf dem Erörterungstermin besteht für die Einwender Gelegenheit, ihre Vorbehalte gegen die Pläne des Bayer-Werks zu erläutern und mit dem Vorhabenträger Bayer MaterialScience, dem LLUR und Sachverständigen zu erörtern.
MDI wird für harte Schaumstoffe benötigt. Die finden ihren Einsatz unter anderem in Dämmstoffen für Kühlgeräte und Gebäude. Ein Wachstumsmarkt durch den immer stärker werdenden Zwang zum Energiesparen. Die jetzige Produktion in Brunsbüttel wird von 200 000 auf 420 000 Jahrestonnen mehr als verdoppelt. Dafür gibt das BMS-Werk die Produktion von TDI für weiche Schaumstoffe komplett an das Werk in Dormagen ab. Bayer investiert rund 120 Millionen.
Re: 18.03.2013: Erörterungstermin für Bayer
Am 19. März wird die Erörterung ab 10 Uhr fortgesetzt.
Folgende Punkte der Tagesordnung müssen noch besprochen werden: Anlagensicherheit Umweltverträglichkeitsuntersuchung Verkehr Sonstiges
Re: 18.03.2013: Erörterungstermin für Bayer
WZ vom 19.03.2013:
So viel Sicherheit wie möglich Erörterung zur Produktionsumstellung im Brunsbütteler Bayer-Werk: Einwender sorgen sich vor allem um den Umgang mit Phosgen Brunsbüttel
Es geht um den Standort von Bayer in Brunsbüttel. Und es geht um die Sicherheit von Anwohnern. Gestern begann im Elbeforum die öffentliche Erörterung von Einwänden gegen das 120-Millionen-Vorhaben, mit dem der Chemiekonzern den Standort in der Schleusenstadt fit machen will für die Zukunft. Den Termin, der heute um 10 Uhr seine Fortsetzung findet, hatte das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume (LLUR) anberaumt: die Erörterung ist Teil des Genehmigungsverfahrens. 76 Einwender hatten im Vorfeld 63 Einwendungsschreiben an das LLUR verfasst. Vertreter des Werks, Einwender und Experten diskutieren die Kritikpunkte, versuchen, Bedenken auszuräumen.
Es geht uns um langfristige Entscheidungen, die nicht nur für Bayer Bedeutung haben, sondern auch für die Nachbarn, betonte Werkleiter Dr. Klaus Gebauer. Gleichwohl müsse man nicht in jedem Punkt einer Meinung sein. Für das Werk hat die geplante Investition auf jeden Fall grundlegende Bedeutung, machte Gebauer deutlich: Es dreht sich um die entscheidende Weichenstellung für die Zukunft unseres Standorts. Denn die Leverkusener Konzernmutter setze künftig auf die Produktion in Großanlagen. So weit sei das Werk im ChemCoastPark aber noch nicht. Daher die beabsichtigte Produktionsumstellung von MDI (200 000 Jahrestonnen) und TDI als Schaumstoffprodukte auf die alleinige Herstellung von MDI (420 000 Tonen im Jahr) für harte Schäume, wie sie in Dämmstoffen verwendet werden. Ein Knackpunkt aus Sicht der Einwender ist dabei der Umgang mit Phosgen (siehe Infokasten).
Für das Unternehmen kein Problem, betonte Gebauer. Die Bayer-Sicherheitsstandards gelten inzwischen für die Phosgen-Produktion weltweit, betonte er. Ohnehin sei das Sicherheitskonzept des Industrieparks sehr hoch entwickelt. Gutachten hätten dies bestätigt. Wir möchten unseren Beitrag leisten, damit Bayer am Standort investiert und uns eine langfristige Zukunft gibt, betonte der Werkleiter.
Dr. Karsten Hinrichsen und Eilhard Stelzner äußerten sich jedoch skeptisch, was den Umgang mit einer Substanz angeht, die als Grünkreuz im Ersten Weltkrieg traurige Berühmtheit erlangte und Zehntausende das Leben kostete.
Hinrichsen betonte gegenüber unserer Zeitung, dass es nicht darum gehe, den Ausbau von Bayer MaterialScience in Brunsbüttel zu verhindern. Wir sehen uns als Teil der Genehmigungsbehörde, erklärte er seine Einstellung. Aber, so der Brokdorfer, es solle versucht werden, das höchstmögliche Maß an Investitionen in die Sicherheit herauszuholen und sich nicht mit für das Werk günstigeren Mindeststandards zufrieden zu geben. Einen Jahresprofit kann man hier investieren, befand er. An die Adresse Klaus Gebauers betonte er, dass er ihm die geäußerte Sorge um die Sicherheit der Nachbarschaft abnehme. Aber Konzern und Aktionäre wollten Geld sehen, und jedes Mehr an Sicherheit kostet Geld. Hinter sich wissen Hinrichsen und Stelzner die Umweltorganisation BUND. Das sei zumindest dann wichtig, wenn es doch zu einer Klage kommen solle.
Ganz wichtig ist den beiden Einwendern im Zusammenhang mit Phosgen die Einhausung des Reaktors mit Beton und nicht wie geplant mit Trapezblechen. Diese hielten einer Explosion nicht Stand, sagte Hinrichsen. Da genüge auch nicht, wie im jetzigen Reaktor, eine Wand aus Ammoniak. Offen sind für ihn Folgen von Terrorismus oder eines Flugzeugabsturzes. Selbst ein denkbarer Bruch des Elbdeichs werfe Fragen auf: Wie hoch steht dann das Wasser auf dem Werksgelände?
Ohnehin vermisste Hinrichsen einen Sicherheitsbericht bei den Antragsunterlagen von Bayer. Daher müsse dieser Punkt ausgeklammert und gesondert erörtert werden. Das hätte jedoch ein schnelles Ende der gestrigen Erörterung bedeutet, dreht sich doch ein Großteil der Einwände um Gefahren im Zusammenhang mit Phosgen.
Dazu allerdings hatten die Vertreter des LUR eine andere Auffassung. Die Unterlagen genügten den Anforderungen, sonst wäre die Erörterung gar nicht zustande gekommen. Zudem sei der Umweltgutachter Dr. Ralph von Dincklage mit einer weiteren Expertise beauftragt worden. Die sei jedoch noch nicht fertig, erklärte der Fachmann. Ralf Pöschus
Phosgen: tödliches Atemgift Phosgen ist ein sehr giftiges Gas. Es ist gut in organischen Lösungsmitteln löslich (beispielsweise Benzol, Toluol, Chlorbenzolen und andere), es löst sich in Wasser unter allmählicher Zersetzung zu Kohlenstoffdioxid und Salzsäure, weshalb für die Synthese oder Umsetzung von Phosgen wasserfreie organische Lösungsmittel verwendet werden müssen. Gelangt Phosgen beim Einatmen in die Lungenbläschen (Alveolen), zersetzt es sich dort allmählich zu Kohlenstoffdioxid und Salzsäure. Folge ist ein qualvoller Tod. Im Ersten Weltkrieg wurde es als Kampfgas Grünkreuz eingesetzt. Im Bayerwerk dient Phosgen der Herstellung des Hartschaums MDI. Es wird auch verwendet bei der Herstellung von CDs, Medikamenten und Farbstoffen. Es besteht aus Chlor und Kohlenstoffmonoxid.Quelle: Wikipedia
Re: 18.03.2013: Erörterungstermin für Bayer
WZ vom 20.03.2013:
Viele Fragen angestoßen Erörterung zum Genehmigungsverfahren für Bayer-Pläne gestern abgeschlossen Brunsbüttel/rp
Tag 2 im Erörterungsverfahren um die von Bayer MaterialScience im ChemCoastPark beabsichtigte Produktionsumstellung auf MDI (harte Schaumstoffe). Wie am Montag zog sich auch gestern die Sorge der Einwender vor den Folgen eines Unfalls mit Phosgen durch die Erörterung. Dieser Stoff, im ersten Weltkrieg als Massenvernichtungswaffe Grünkreuz eingesetzt, ist Teil des Verfahrens zur Herstellung von MDI.
Dr. Karsten Hinrichsen und Eilhart Stelzner hinterfragten gestern vor allem, wie der Phosgenreaktor gesichert ist, damit sich bei einem Störfall das Gas nicht ausbreitet.
Sicherheit geht vor Produktion, umriss Augusto Perico-Cortez das Bemühen im Chemiewerk, einen möglichst umfassenden Schutz vor unerwarteten Gefahren zu bieten. Der Experte für Phosgensicherheit verglich das Konzept mit den vielen Lagen einer Zwiebel. Jede Lage diene dazu, die vorherige abzuschotten. Das ist ein System, das sehr zuverlässig ist, so Perico-Cortez.
Wir bauen eine Anlage, bei der es keinen Stoffaustritt geben wird, erklärte Dariusz Jablonksi, zuständig für die Anlagensicherheit im Bayer-Werk.
Karsten Hinrichsen bohrte nach, wollte wissen, wie viel Phosgen denn innerhalb des Reaktors austreten könne, bis Sicherungsmaßnahmen greifen. Hier ist laut Antrag immerhin von 183 Kilo in den sechs Minuten bis zum Abschalten des kompletten Prozesses die Rede. In den ersten drei Minuten, in denen die Überwachungssensoren die Anlage schließen und Phosgen neutralisiert werden soll, sind es 81 Kilo.
Der Fertigungsprozess kann durch sehr einfache Mittel gestoppt werden, erklärte Perico-Cortez. Bei der Anlage würden sicherheitsrelevante Systeme und Steuerungen stets doppelt eingebaut und die Anlage mit Reserven versehen.
Gegen 16.30 Uhr war die Erörterung beendet, eine Fortsetzung wird es nicht geben. Hinrichsen und Stelzner haben für die Einwender eine Reihe Fragen angestoßen, die im Zuge des Genehmigungsverfahrens durch das noch ausstehende Gutachten jetzt noch beantwortet werden sollen. Unser Ziel war es, Ideen zu liefern, was der Gutachter noch berücksichtigen könnte. Wir werden sehen, erklärte Karsten Hinrichsen. Allerdings würden manche Aspekte total ausgeschlossen, wie etwa Hochwasser, das den Elbdeich überspült. Beim benachbarten Kernkraftwerk gelten dagegen ganz andere Auflagen. Ähnlich verhalte es sich Folgen von mit Erdbeben. Da macht der Gesetzgeber Unterschiede. Insgesamt sei er mit dem Verlauf unzufrieden. Die wesentliche Unterlage, der Sicherheitsbericht, fehle. Daher hätten die Einwender gar nicht die richtigen Fragen stellen können.
Ich erwarte, dass die Antragsteller alle technischen Möglichkeiten ergreifen, die eine Gefährdung anderer ausschließen, betonte Bürgermeister Stefan Mohrdieck, der gestern Vormittag die Erörterung verfolgte, ich denke, dass wir es mit einem sehr verantwortungsvollen Betreiber zu tun haben. Den Einwendern zollte der Verwaltungschef Respekt, dass sie sich in eine so komplexe Materie eingearbeitet hätten. Immerhin: 17 Aktenordner fassen die Antragsunterlagen.
Wir haben ganz wichtige Themen erörtern können, so der Brunsbütteler Bayer-Sprecher Günter Jacobsen. Es hat einen kritischen, aber konstruktiven Dialog gegeben. Erhoffter Baubeginn ist 2014, Fertigstellung 2016. Zunächst muss aber die Gehemigung erfolgen.