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"Akzeptanz für Kohlekraft schwindet dramatisch". WZ vom 09.09.2011

"Akzeptanz für Kohlekraft schwindet dramatisch". WZ vom 09.09.2011

„Akzeptanz für Kohlekraft schwindet dramatisch“

Christian Barz über sein Mitwirken in der Bürgerinitiative
Brunsbüttel

Er hat sich in der Schleusenstadt einem nicht sehr populären Thema
verschrieben: Christian Barz engagiert sich in der Bürgerinitiative
Gesundheit und Klimaschutz Unterelbe/Brunsbüttel gegen Kohlekraft. Der
45-Jährige ist Techniker für Industrieelektronik und lebt auf der
Südseite.


Sie engagieren sich in der Bürgerinitiative gegen Kohlekraft. Warum?
Wenn man etwas bewegen will, muss man sich engagieren, und dass sich
dieser Einsatz lohnt hat sich ja schon gezeigt: Das von GDF-Suez
in Brunsbüttel geplante Kohlekraftwerk konnten wir bereits verhindern.
Dass Kohlekraftwerke extrem umweltschädlich sind, braucht man ja
eigentlich keinem mehr erklären.
Denken Sie, dass
sich Kohlekraftwerke am Energiestandort Brunsbüttel wirklich verhindern
lassen, nachdem sogar der Ministerpräsident beim Festakt zum
Stadtjubiläum die Unterstützung von Kohlekraft signalisiert hatte?
Ich bin überzeugt davon, dass Südweststrom (SWS) seine Pläne für das in
Brunsbüttel geplante Kohlekraftwerk bald begraben wird. Die Akzeptanz
für diese Art der Energieerzeugung schwindet in der Bevölkerung
dramatisch und in der Politik in Wirklichkeit auch. Ministerpräsident
Peter Harry Carstensen hat sich in der Vergangenheit auch nicht als
Energieexperte gezeigt. Außerdem hat SWS noch lange nicht alle Hürden im
Genehmigungsverfahren genommen und es läuft ja auch schon eine
Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan, bei der die
Erfolgsaussichten durchaus gut sind.
Braucht der Industriestandort nach dem Aus für das Kernkraftwerk denn keinen Ersatz?
Das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist schon seit Jahren nicht mehr am Netz
und auch das Atomkraftwerk Brokdorf ist nicht im Leistungsbetrieb. Die
Lichter sind bisher trotz weiterer, abgeschalteter AKW aber noch nicht
ausgegangen. Der Industriestandort Brunsbüttel braucht sicher irgendwann
Ersatz für die im Kernkraftwerk wegfallenden Arbeitsplätze. Hier sollte
man in Brunsbüttel nicht den Zug der erneuerbaren Energien verpassen.
Ich denke hier besonders auch an die Offshore Windparks und daran, dass
Schleswig-Holstein in den nächsten Jahren seine
installierte Windkraftleistung auf 9000 Megawatt verdreifachen will.
Eine ungeheure Chance für den Standort Brunsbüttel. Wenn es hier denn
schon ein konventionelles Kraftwerk sein muss dann passt zu den
erneuerbaren Energien am besten ein hochflexibles, viel saubereres
Gaskraftwerk.


Interview: Ralf Pöschus