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BZ - 23.5.08 Teufel mit Belzebub austreiben

BZ - 23.5.08 Teufel mit Belzebub austreiben

Teufel mit

dem Beelzebub

austreiben

Kohlekraft: Sorge in der Wilstermarsch


„Brunsbüttel europaweit teuerster Chemiestandort'

 

 

 

Brunsbüttel (rp) In der Wils-termarsch geht die Sorge um, dass die Region bald nicht mehr lebenswert ist, wenn im benachbarten Brunsbüttel im großen Stil Kohle und Ersatz­brennstoffe zur Stromerzeu­gung verbrannt werden.

Befürchtet werden negative Auswirkungen auf die Gesund­heit durch Abgase aus den Schloten der bis zu vier geplan ten Kraftwerke. Gemeinsam wollten Bürgerinitiative Ge­sundheit und Klimaschutz Un terelbe, BUND und NABU den für den Kreistag kandidieren  den Parteien auf den Zahn füh­len, deren Haltung ausloten.

Rund 80 Interessierte hörten sich Mittwochabend im Colos-seum in Wüster an, was CDU-Kreis-Chef und Landtagsabge ordneter Hans-Jörn Arp, SPD-Kreistagsabgeordneter und Vorsitzender der Steinburger Sozialdemokraten Rudolf Riep sowie Grünen-Vertreter im Kreistag Dr. Jürgen Ruge zu sagen hatten.

Ebenfalls auf dem Podium sa­ßen Günther Hildebrand (FDP-Landtagsabgeordneter aus dem Kreis Pinneberg) und der Ham­burger Robert Krause (Linke).

Einigkeit herrschte darüber, dass der beabsichtigte Ausstieg aus der Kernenergie Alternati ven notwendig mache. Kohle­kraftwerke, so Arp und Hilde brand, seien derzeit die einzigen Möglichkeiten, einer Lücke in der Stromversorgung vorzu­beugen. Und, daran erinnerte Arp, es würden veraltete Kraft­werke in Deutschland durch neue an der Elbe ersetzt.

Das bedeute, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, erklärte Rudolf Riep. Brunsbüt tel sei zwar ein Energiestand­ort, griff er die Marschrichtung der Landesregierung auf. Aber es sei „absolut unhaltbar, dass dort ein Heizkraftwerk für die


Industrie gebaut wird und da­neben ein Kohlekraftwerk, das die Wärme in die Elbe ent­sorgt."

Für Dr. Jürgen Rüge steht fest: „Energie ist die Zukunfts­frage." Gleichwohl fürchte er, dass Kohlekraft zu Lasten ande­rer Energien gehe. Bei Laufzei­ten von mehreren Jahrzehnten für solche Kraftwerke hätten alternative Energien keine Chance auf Entwicklung. Mit Verweis auf ein kürzlich in Neuendorf Sachsenbande vor­gestelltes Konzept (wir berich­teten) erklärte Rüge, die sichere Versorgung mit Strom aus re­generativen Quellen sei durch­aus machbar.

„Es geht um die Zukunft un­serer Kinder", machte Arp deutlich, weshalb in Brunsbüt tel jetzt gehandelt werden müs­se. Die Energieversorgung sei si­cherzustellen und auch der Standort zu halten. Denn der­zeit gelte Brunsbüttel als teu­erster Chemie­standort euro­paweit. Schuld

 seien        hohe Energiekosten.

Die neuen Kraftwerke sollen vor allem Strom günstiger an­bieten können. Und unabhängi­ger machen von wenigen gro­ßen Versorgern.

„Die Linke lehnt aus prinzi­pieller Überlegung den Bau von Kohlekraftwerken ab", erklärte Robert Krause. „Wir brauchen keine Importkohle aus der Drit­ten Welt." Es gelte vielmehr da­rum, regenerative Energien auszubauen. Das sei bis 2050 umsetzbar.

Im Moment, so FDP-Mann Hildebrand, sei die Energielü­cke aber nicht anders zu schlie­ßen. Auch er sagte: „Energie muss von den Preisen her den Standort attraktiv machen."

Karsten Hinrichsen (Bürger­initiative) appellierte in seinem Schlusswort an die anwesen­den Politiker: „Helfen Sie uns, diesen Quatsch zu verhindern!"

BZ - Freitag, 23. Mai 2008 Teil Brunsbüttel Seite 11