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Biogasanlage soll für warme Häuser sorgen. WZ vom 25.08.2009

Biogasanlage soll für warme Häuser sorgen. WZ vom 25.08.2009



Biogasanlage soll für warme Häuser sorgen


Andreas und Holger Itzenga haben ehrgeizige
Ziele: Sie wollen halb Ridders mithilfe einer Biogasanlage mit Strom
und Wärme versorgen.
Hohenlockstedt/Ridders

– Den hohen Preisen sei Dank: Die Hälfte aller Häuser in Ridders
soll demnächst mit Energie aus einer Biogasanlage beheizt werden, die
jetzt gebaut wird. Die Betreiber versprechen sich dadurch größere
Unabhängigkeit vom Öl- und Gas-Weltmarkt sowie umweltschonende Energieerzeugung.


Gebaut wird die eine Million Euro teure Anlage von Andreas Itzenga,
Wehrführer und Inhaber eines Baggerbetriebes in Ridders, und seinem
Bruder Holger, der von Beruf Landwirt ist.


„Die Idee dazu hatten wir schon vor zwei Jahren“, sagt der
Initiator. Jetzt kann er sie umsetzen. Zusätzlich zu seinem
Kerngeschäft, den Baggerarbeiten, hatte Andreas Itzenga sich gemeinsam
mit seinem Bruder mit erneuerbaren Energien befasst. „Wir wollen dies
als zweites Standbein aufbauen und etwas für die Allgemeinheit im Dorf
tun.“


Erste Befürchtungen von Dorfbewohnern über eine Geruchsbelästigung
hätten sich bei einer Begehung und Besprechung mit Bürgermeister und
Gemeindevertretung verflüchtigt. Die Pläne für das Vorhaben wurden von
einem Architektenbüro aus Diepholz vorgenommen, die Genehmigung dafür
haben sie vor drei Wochen erhalten.


„Es handelt sich bei dem Objekt um Siloanlagen für 2600 Tonnen Mais- und 1200 Tonnen Gras-Silage
im Jahr“, erläutert Andreas Itzenga. Zusätzlich werde 4000 Kubikmeter
Rindergülle dazu gefüllt. Die Anlage stelle daraus Biogas her, das
geruchsneutral in einem Motor verbrannt wird. Dieser treibt einen
Generator an, der dann Strom produziert. „Der Strom wird ins Netz von
Eon eingespeist.“ Die Anlage soll 250 Kilowatt elektrische Leistung
erbringen.


Der Dieselmotor benötigt Kühlwasser und produziert dadurch Abwärme.
Diese soll mit einer Fernwärmeleitung in den Ortskern gepumpt werden.
Dort dann der Clou: „20 bis 25 von insgesamt 50 Häusern im Dorf können
wir mit Wärme versorgen.“ Die Bewohner können sich also vom Heizöl oder
Gasleitungen ab- und an die Biogasanlage ankoppeln.


„Nach dem technischen Umwandlungsprozess entsteht 55 Prozent Abwärme
und 45 Prozent Strom“, so die Prognose. Das Kühlwasser habe nach dem
Umwandlungsprozess etwa 90 Grad und werde über unterirdische und dick
isolierte Leitungen in die Häuser hinein gepumpt. „Das Wasser
zirkuliert über die Leitungen im Haus und erwärmt sie anstelle von
Heizöl oder Gas.“


Das Interessante für die Abnehmer in den Häusern: „Wir bauen die
Anlagen ohne Anschlussgebühren.“ Die dabei entstehenden Heizkosten
lägen, umgerechnet auf Heizöl, bei 40 Cent für einen Liter – ein
Schnäppchen.


Weiterhin gebe es keine Wartung, und ein Besuch des
Schornsteinfegers sei auch nicht mehr nötig. „Wir garantieren die
Wärmezufuhr, selbst wenn die Anlage ausfallen sollte“, sagt Andreas
Itzenga mit Blick auf den Winter. Denn sie können den Motor auch mit
Pflanzenöl oder Biodiesel betreiben, was den Betrieb aufrecht erhalten
würde.


Finanziert werde das Projekt über eine Bank und einen stillen
Teilhaber. Dafür haben sie die „Biogas Hohenlockstedt GmbH“ gegründet.


„Gewinne erzielen wir durch den Stromverkauf, die Kosten haben sich in 13 Jahren amortisiert“, kündigt Andreas Itzenga an.


Der Platz, auf dem die Anlage stehen soll, ist etwa 200 Meter hinter
Andreas Itzengas Haus gelegen. Er wurde bereits eingeebnet, in dieser
Woche ist Baubeginn. Die Betreiber haben ehrgeizige Ziele: „Wir wollen
dieses Jahr im Dezember noch ans Netz gehen und Volllast erreichen“,
kündigt Andreas Itzenga an.


Angestrebt seien 8000 Volllaststunden im Jahr. Vorher gebe es
allerdings noch einen 14-tägigen Probebetrieb. „Aber ich rechne nicht
mit Schwierigkeiten“, so Itzenga, denn: „Die Anlagen werden immer
effizienter und zuverlässiger.“


Ludger Hinz