Gesucht: Investor für Industriegleis. WZ vom 28.07.2011
Gesucht: Investor für Industriegleis
Egeb: Bahn hat kein Interesse am Schienenausbau
Brunsbüttel
Vor 15 Jahren wurde in Brunsbüttel-Süd eine große Chance verpasst. Damals hätten die Bahngleise, die quer durch das Total-Gelände
verlaufen, mit relativ geringen Aufwand verlegt werden können,
erinnerte Volker Ziedorn von der egeb:Wirtschaftsförderung im
städtischen Bauausschuss. Doch der Zug sei inzwischen lange abgefahren.
Und die Industriegleise beschäftigen seitdem immer wieder Verwaltung und
Politik und eben die egeb, die seit vier Jahren verstärkt bemüht ist,
Perspektiven für das Schienennetz der Schleusenstadt zu entwickeln.
Der aktuelle Stand, so Ziedorn, basiere nach wie vor auf dem Inhalt
des Gutachtens, das die Firma Railistics im Herbst 2009 vorgestellt hat.
Demnach gibt es vier grundlegende Punkte, die Handlungsbedarf
erfordern. Da ist beispielweise das Total-Gleis.
Hier liegt ein erhöhtes Gefährdungspotenzial durch die Werksdurchfahrt
vor, erklärt der Wirtschaftsexperte. Es habe bereits mehrere Unfälle,
auch mit tödlichem Ausgang, gegeben. Zudem sei der Bahnhof in einem
sanierungsbedürftigen Zustand. Ohnehin würde bei einer Überplanung der
Bau eines neuen Bahnhofes empfohlen, so Ziedorn. Probleme könnte künftig
auch die mangelnde Kapazität bei bereits absehbaren
Mengensteigerungen bereiten. Dabei gehe es zum einen um die Länge und
Anzahl der Gleise, auf denen die Wagen für die Abfahrt bereitgestellt
würden. Die vorhandenen Gleise sind bereits zu kurz für die
Zusammenstellung von Vollzügen. Da muss immer mit hohem Aufwand rangiert
werden. Zum anderen sei zumindest auf einem Streckenabschnitt die
Zweigleisigkeit erforderlich. Das wäre sozusagen das Sahnehäubchen bei
der Überplanung.
Einen ungewissen Faktor stellten die Kohlekraftwerke dar, erläuterte der egeb-Experte.
Der Anschluss an das oder die Werke und die dann beförderten Mengen
könnten heute noch gar nicht klar beziffert werden. Fest steht aber:
Die wollen große Mengen auf die Schiene bringen. Dass haben erste
Gespräche ganz deutlich gezeigt.
Die Kosten für einen Ausbau des Industriegleises Brunsbüttel können
schon grob umrissen werden. Nach Angaben von Volker Ziedorn würden bei
einem pessimistischen Ansatz, dass bedeutet nur eine Verdoppelung
der beförderten Mengen, rund 15 Millionen Euro im öffentlichen Bereich
der Gleise fällig, also in dem Abschnitt, dass der Deutschen Bahn
gehört. Diese würde, so Ziedorn, die kompletten Anlagen möglicherweise
für den obligatorischen einen Euro hergeben. Denn großes Interesse am
Ausbau und der Bewirtschaftung habe die Deutsche Bahn nicht. Auf den
Firmengeländen würden Investitionen in Höhe von zusätzlich etwa 8,8
Millionen Euro fällig. Rechnet man mit einer Vervierfachung der
Transportmengen, seien Investitionen von fast 34 Millionen Euro für den
öffentlichen und 16,4 Millionen für den privaten Bereich notwendig.
Ziedorn: Die Frage ist, wer das Geld investieren soll. Er lieferte
einen Fahrplan für das weitere Vorgehen gleich mit. Railistics werde
damit beauftragt, zu ermitteln, ob man den Betrieb des Industriegleises
einem Investor schmackhaft machen könne. Kosten entstünden der Stadt
vorerst nicht, die Untersuchung trage die egeb. Sönke Rother