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Industrieansiedlungen im ChemCoastPark. WZ vom 21.05.2010

Industrieansiedlungen im ChemCoastPark. WZ vom 21.05.2010

Ohne Infrastruktur keine Investoren
Egeb-Chef warnt vor
nachlässiger Ansiedlungspolitik
Brunsbüttel

Im ChemCoastPark ist die Zeit der großen Industrieansiedlungen
vorbei. Das erklärte Dr. Hans-Jürgen
Hett, Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Egeb, im
Wirtschaftsausschuss des Dithmarscher Kreistags. Gleichwohl bedeute das
nicht, dass im Brunsbütteler Industrierevier nichts mehr geht.
Investoren seien auch weiterhin interessiert, aber in anderen
Dimensionen. Um hier als Wirtschaftsförderer die Region, die für Hett
von Lägerdorf bis Friedrichskoog reicht, erfolgreich zu vermarkten,
müsse zunächst einiges an Vorarbeit geleistet werden.


Vor allem die Infrastruktur müsse stimmen, betonte der Egeb-Chef am Mittwoch Abend im Ausschuss. Derzeit jedoch
gebe es Gelder dafür erst, wenn ein Projekt unterschrieben ist. Dann
erst könne die Erschließung eines Industriegeländes anlaufen. Doch so
lange warten Investoren nicht: „Die sind dann wieder weg.“ Das, so Hett,
funktioniere auch „mit dem mittelständischen Unternehmen in Meldorf“
nicht mehr.


Zur Infrastruktur des Industriegebiets gehöre auch die Anbindung an
Autobahnen. Dass erst jetzt der erste Bauabschnitt der B5-Erweiterung
zwischen Itzehoe und Wilster-West anlaufe, sei
nicht genug, sagt Hett. Bis zur zweispurigen Hochbrücke bei Brunsbüttel
müsse die Verkehrsader dringend ausgebaut werden. Denn dort werde es in
absehbarer Zeit extrem eng. Unabhängig von geplanten Kraftwerken werde
ein Vorhaben auf jeden Fall umgesetzt: die Schleusenerweiterung. „Das
bedeutet erheblichen Lkw-Verkehr.“ Eine
Alternative gebe es nicht. Die B431 zwischen St. Margarethen und der
zukünftigen A 20-Anbindung in Glückstadt lasse sich nicht entsprechend
ausbauen. Spätestens am Störsperrwerk machten die Kosten einen Strich
durch die Rechnung.


Auch die Schienenanbindung ans Industrierevier solle verbessert
werden, berichtete Hett. Pläne gibt es genug, auch ein zweigleisiger
Ausbau bis Wilster gehört dazu. Wobei die Elektrifizierung der Strecke
derzeit in Itzehoe endet.


Im ChemCoastPark müsse der Schienenverkehr besser koordiniert werden.
Und es gibt Überlegungen für das Gleis, das derzeit quer übers Total-Gelände führt. Das sei wenig sinnvoll. Eine
Verlegung wird ebenso angedacht, wie ein neues so genanntes
Aufstellgleis nördlich der B5. Noch stellt die deutsche Bahn Güterzüge
beim ehemaligen Bahnhof auf der Südseite zusammen.


Gefragt, für wie realistisch er die Pläne der Kohlekraftwerks-Investoren halte, gab sich Hett diplomatisch. „GDF
und Südweststrom sind dabei, ihre Planungen fortzusetzen.“ Aber: „Der
planerische Stand heißt nicht, dass das auch umgesetzt wird.“ Und wenn
es nun doch eine Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke gebe, müsse
sich erst noch zeigen, „ob es einen Markt für Kohlestrom gibt“.


Ralf Pöschus