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Innovationsstrategie für die Westküste. WZ vom 03.07.2015

Innovationsstrategie für die Westküste. WZ vom 03.07.2015




Innovationsstrategie für die Westküste
Problem: Windanlagen produzieren Stromüberschuss, ohne Wirtschaft zu stärken
Itzehoe

Professor Ralf Thiericke will keine Papierberge produzieren, die in
einem Ordner verstauben. Der Geschäftsführer der Gesellschaft für
Technologieförderung (IZET) in Itzehoe will Fakten schaffen. Einen
Mehrwert für die Region, die Wirtschaft und die Menschen. Gemeinsam mit
Professor Michael Berger, Vizepräsident der Fachhochschule Westküste
(FHW), und Bernd Bösche, Chef der Wirtschaftsförderung und
Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH, hat er im Auftrag von Wirtschafts-Staatssekretär Frank Nägele ein Strategiepapier für die Westküste erstellt.


In mühevoller Kleinarbeit haben sie den Ist-Zustand
der Region analysiert und Wirtschaftszweige herausgearbeitet, von denen
sie sich Wachstum versprechen. Absoluter Spitzenreiter sind die
erneuerbaren Energien, die wiederum viele Branchen berühren. Denn auch
wenn reichlich Windenergieanlagen in Dithmarschen und Nordfriesland für
einen massiven Stromüberschuss sorgen, bleibt an Wirtschaftskraft kaum
etwas übrig. Das soll sich ändern.


Potenzial, da sind sich Berger und Thiericke sicher, gibt es
reichlich. Es muss nur erkannt und vor allem vermarktet werden. Nicht
nur national. Auch international stehen Investoren in den Startlöchern.
Das Interesse von Unternehmen an „grünem“ Strom steigt. Green Economy
sei ein Wachstumsmarkt, so Thiericke. Diese Firmen in die Region zu
holen, ist aus Sicht des IZET-Geschäftsführers
dringend notwendig. „Aus uns selbst heraus können wir nicht wachsen.“
Auch vor Ort ist eine stärkere Nutzung sinnvoll: „Statt die
Windenergieanlagen abzuregeln, könnte der Strom zum Beispiel durch die
Produktion von Wasserstoff genutzt werden“, erklärt Berger. Denn schon
jetzt wird an der Westküste ein Stromüberschuss von 300 Prozent erzeugt.
„Und es könnte noch mehr werden. Bis 2030 ist die Westküste für
mindestens 60 Prozent des Stroms in Schleswig-Holstein
zuständig“, macht der Professor das Potenzial deutlich. „Wir können uns
zum Beispiel auch als touristischer Energiestandort vermarkten“,
ergänzt Thiericke. Wichtig sei, Aufmerksamkeit zu schaffen. „Ich teile
die allermeisten der Einschätzungen der Experten und glaube, dass die
Westküste gemeinsam mit dem ganzen Land mit diesem Ansatz wirtschaftlich
punkten kann“, so Staatssekretär Nägele.


Thiericke und Berger sind überzeugt, dass die Westküste glaubwürdig die
Energiewenderegion sein kann. Doch die Zeit drängt. Auch andere Regionen
würden sich auf den Weg machen. Größter Konkurrent ist Niedersachsen,
das Schleswig-Holstein schon bei Offshore-Häfen
den Rang abgelaufen hat. Thiericke: „Wir müssen selbst etwas tun und
loslaufen.“ Aber er ist überzeugt: „Aus der Innovationsstrategie werden
Funken sprühen.“ Angela Schmid