Kohlekraftgegner planen große Demo. WZ vom 16.01.2009
Kohlekraftgegner planen große Demo
Nach den Dezemberdemos in Brunsbüttel bereiten
die Kohlekraftgegner die nächste Protestaktion in der Schleusenstadt
vor. Allerdings wird deutlich: Die Zahl der aktiven Mitstreiter ist
knapp.
Brunsbüttel/Flethsee
Wir verteidigen unsere Lebensgrundlagen gegen die Habgier der
Stromfirmen und die Sorglosigkeit der Brunsbütteler Politiker. Gemäß
dieser Devise wollen die Gegner der geplanten Kohlekraftgegner in
Brunsbüttel am 14. Februar auf die Straße gehen.
Diesmal erfährt die Bürgerinitiative Umwelt und Klimaschutz
Unterelbe breite Unterstützung. So beteiligt sich aus Brunsbüttel die
Wählergemeinschaft WIR. Die Grünen, BUND und Robin Wood gehören bislang
neben der Klima-Allianz zu den weiteren Mitveranstaltern.
Der Demonstrationszug in vier Wochen steht derzeit im Mittelpunkt
der Aktivitäten. Treffpunkt soll um 11 Uhr am Elbeforum sein. Von dort
geht es durch die Koogstraße zum Gustav-Meyer-Platz.
Dort findet eine Abschlusskundgebung statt. Wer außer dem Nortorfer
Bürgermeister Hartmut Ruge sprechen wird, steht noch nicht fest.
Auch über die Zahl der erwarteten Demo-Teilnehmer
herrscht noch Unklarheit. So will Stephan Klose beim Bauernverband in
Wilster die Werbetrommel rühren. Die Dithmarscher Landwirte mit ins
Boot zu bekommen ist Aufgabe des Brunsbüttelers Martin Storm. Der geht
bereits davon aus, dass sich Landwirte mit rund 50 Treckern an der
noch nicht genehmigten Demo beteiligen werden.
Mittwoch Abend trafen sich die Mitglieder der Initiative in
Flethsee, um das weitere Vorgehen zu beraten. Im Mittelpunkt stand
dabei vor allem die Werbung. Die soll übers Internet bundesweit
erfolgen, zudem ist beabsichtigt, zwischen Meldorf und Glückstadt zu
plakatieren. Im Gespräch ist außerdem ein Flyer, der über die geplanten
Kohlekraftwerke in Brunsbüttel und die befürchteten Folgen für die
Region informieren soll.
Doch hier zeigte sich bereits das erste Problem. Druck und
Verteilung der Broschüre gehen kräftig ins Geld. Und das ist in der
Initiative knapp, sie hat kaum etwas auf der hohen Kante. Zwar konnte
Karsten Hinrichsen vermelden, dass die Klima-Allianz die
Kohlekraftgegner mit bis zu 25 000 Euro unterstützen würde. Aber, so
der Brokdorfer: Das reicht kaum für einen Prozess. Denn die
Initiative überlegt auch weiterhin, juristisch gegen die
Kraftwerksprojekte vorzugehen. Nachdem aber im vorigen Jahr eine
Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan für das Kraftwerk der
Südweststrom als wenig aussichtsreich eingestuft wurde, haben sich die
Gemeinden der Wilstermarsch aus der finanziellen Unterstützung
zurückgezogen. Lediglich Nortorfs Dorfoberhaupt erklärte, gerade erst
400 Euro an die Initiative überwiesen zu haben.
Eine weitere Erschwernis, mit der Umwelt und Klimaschutz Unterelbe
zu kämpfen hat, ist die Zahl der aktiven Mitstreiter. Angesichts der
geplanten Demo musste Hinrichsen feststellen, dass am Limit gearbeitet
werde. Das zeigte sich auch in der Versammlung im Flethseer Gerätehaus:
Nahezu alle Anwesenden müssen sich um die Plakatierung kümmern und im
Protestzug auch als Ordner antreten sowie mit Blick auf die derzeit im
Brunsbütteler Bauamt ausliegenden Unterlagen zu den Planungsverfahren
Unterschriften gegen die Projekte sammeln.
Die Kardinalfrage, die sich stellt, lautet: Wie lässt sich die
breite Bevölkerung von der Notwendigkeit des Protests überzeugen?
Stephan Klose betonte: Wir wollen überzeugen, nicht jemandem eine
Meinung aufzwingen. Dies gelte auch für seinen Vortrag beim
Bezirksbauernverband in Wilster. Klose: Ich hoffe, dass dies
eindringlich genug ist, um die Bedrohung darzustellen. Ratlos fügte er
hinzu: Wenn die Bauern nicht protestieren, weiß ich nicht, wen wir
noch aufrütteln sollen.
Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, gebe es jedoch nicht, erklärte Grünen-Politiker
Jürgen Ruge aus Wilster: Als sich Ende 2007 der erste Protest regte,
wurden wir belächelt. Inzwischen redet man mit uns.
RALF PÖSCHUS