Krebs - Informationsveranstaltung
Montag, 6. April Brunsbütteler Zeitung Seite 10
Noch viele Fragen offen
Informationsveranstaltung zur Krebs-Situation in der Stadt klammert Thema Schiffsemission aus
Von Michael Behrendt
Brunsbüttel Ist die Schleusenstadt ein Krebsnest? Und wenn ja: Liegt das womöglich an gesundheitsschädlichen Schiffsemissionen? Diesen Fragen sollten sich am Freitagabend Experten im Bildungszentrum stellen. Eingeladen hatte der Bürgermeister, der mit dieser Informationsveranstaltung Sorgen zerstreuen wollte. Doch nach fast drei Stunden blieben viele Fragen offen.
Nicht die erste: Rein statistisch gesehen bewege sich Brunsbüttel auf Landesniveau und dort innerhalb von international anerkannten Toleranzbereichen, wusste Professor Dr. Alexander Katalinic, Direktor des Krebsregisters Schleswig-Holstein, zu berichten. Mal davon abgesehen, dass der Löwenanteil der Krebserkrankungen vor allem durch den Lebensstil Stichwort: Rauchen und Ernährung -, erbliche Vorbelastung, das Alter oder schlicht den Zufall hervorgerufen ist: In den Fällen, in denen Umwelteinflüsse eine Rolle spielen dürften, seien selbige nur höchst selten nachzuweisen. So bitter das auch klinge: Krebs gehört mit zum Leben dazu. Statistisch gesehen erkranken vier von zehn Männern an Krebs, bei Frauen sind es drei von zehn. Ein Viertel aller Menschen stirbt an der Volkskrankheit. Jedes Jahr erkranken 16.500 Schleswig-Holsteiner neu daran. Mit rund 90 Neuerkrankungen pro Jahr liegt Brunsbüttel im Landesschnitt. Auch in den Anrainergemeinden gebe es keine Auffälligkeiten.
Aber gibt es denn nun eine Ballung von Krebsfällen in Schleusennähe, so wie der Brunsbütteler Allgemeinmediziner Dr. Christian Schöning registriert haben will? Der Frage sei man noch nicht auf den Grund gegangen, bekannte Katalinic. Aus Zeitgründen. Doch man habe sich mit Schöning der Freitagabend in Berlin weilte und zum Bedauern vieler nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnte verabredet, den Zahlen nachzugehen.
Das sagte auch Bürgermeister Wilfried Hansen zu, der nicht verhehlte, die Informationsveranstaltung zeitlich forciert zu haben. Ihm gehe es um Aufklärung, nicht Verschleierung die ist auch gar nicht erforderlich. Aber es sei ihm auch wichtig, dass jeder mit einem guten Gefühl nach Hause geht.
Doch nach fast drei Stunden blieb bei vielen der mehr als hundert Anwesenden, die trotz des schönen Frühlingsabends ins Bildungszentrum strömten, ein gemischtes Gefühl. So mancher sah sich förmlich erschlagen von den Zahlen und Tabellen., mit denen Joachim Lehmhaus vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume die Umwelteinflüsse der Schifffahrt am Ort relativierte. Das manche in Brunsbüttel angewandte Messmethoden ihre Schwächen hat, ging trotz des ermüdenden Vortrags aber nicht unter. Und so sehen auch die Stadtpolitiker weiteren Handlungsbedarf. Man müsse sich die Zahlen noch einmal anschauen, erklärte etwa CDU-Mann Olaf Hiel. Auch Wilhelm Malerius (SPD) sah noch viel zu viele Fragen offen und war so gar nicht zufrieden gestellt von den präsentierten Ergebnissen. Er forderte viel mehr verfeinerte und ausgeweitete Messungen, die kontinuierlich erfolgen und nicht auf Stichproben basieren, anhand denen Werte quasi hochgerechnet werden. Nur so hätte das echte Aussagekraft. Dies ist erst der Anfang, signalisierte Malerius zudem die Einflussnahme, die Politik nun nehmen soll: Man kann jetzt nicht zur Tagesordnung übergehen.
KOMMENTAR
Schiffsemissionen:
Schwachstellen aufarbeiten
Von Michael Behrendt
Wie gefährdet sind die Menschen der Schleusenstadt durch Schiffsemissionen? Eine Frage auf die die Informationsveranstaltung am Freitagabend keine klare Antwort lieferte. Auch nicht liefern sollte. Das sei eine andere Baustelle, bekam man eingangs zu hören. Bemerkenswert.