"Lücke" im Netz wird geschlossen
"Lücke" im Netz wird geschlossen
Sein Spatenstich war nur ein symbolischer Akt, um den Baubeginn der110-Kilovolt-Leitung zwischen Breklum und Flensburg anzukündigen.
"Dieses Hochspannungsnetz ist eine wesentliche Grundlage für den
weiteren Ausbau im Bereich Windenergie", sagte Projektleiter Carsten
Schmidt von Eon Netz, der auch den Spaten geschwungen hatte. Nach
seinen Worten kommt das Unternehmen mit der neuen Freileitung, die von
der West- an die Ostküste führt, einer gesetzlichen Verpflichtung nach.
Der Neubau ermögliche die zusätzliche Aufnahme sowie den Abtransport der
in Nordfriesland eingespeisten Windenergie. Schmidt: "Somit wird eine
der Transportlücken im windreichen Küstenland geschlossen."
Laut
Mitteilung ist es Eon Netz ein Anliegen, den Bau der rund 27 Kilometer
langen Freileitung für Mensch und Natur so verträglich wie möglich zu
gestalten. Daher würden beispielsweise sowohl Pflanz- als auch
Erntezeiten sowie das Brutverhalten der Vögel berücksichtigt.
Der
Neubau erfolgt in drei Schritten. Zuerst werden Erdarbeiten ausgeführt
und die Fundamente für die Errichtung der 82 Maste gesetzt. Anschließend
werden diese stockwerkweise aufgebaut. Letzter Schritt ist die
Verbindung der Maste mit den Leiterseilen. Insgesamt rechnet Eon mit
einer Bauzeit von voraussichtlich acht Monaten. Die Arbeiten werden von
zwei Spezialfirmen ausgeführt. Der erste Abschnitt reicht von Breklum
bis Joldelund. Die zweite Etappe erstreckt sich von dort bis
nachFlensburg.
Der Baustart war möglich geworden, da das
Oberverwaltungsgericht Schleswig Anträge von sieben Mitgliedern der
Interessengemeinschaft "Pro Erdkabel" auf Verschiebung des Vorhabens
zurückgewiesen hat (wir berichteten). Die Hauptverhandlung steht jedoch
noch aus und soll im ersten Quartal 2011 stattfinden. Die Gegner der
Freileitung kämpfen für ein Erdkabel zwischen Breklum und Flensburg und
verweisen auf ein Bundesgesetz, durch das diese Variante als
privilegiert gilt.
Zum Thema "Netzausbau in Schleswig-Holstein"
hatte sich auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ingrid Nestle im
Rahmen einer Gesprächsreihe ein Bild von der Situation vor Ort gemacht.
Sie führte Gespräche mit verschiedenen Akteuren aus Nordfriesland. Im
Kreis wird mehr als doppelt so viel Strom erzeugt wie für den Verbrauch
in der Region benötigt wird. Ihr Fazit: "Schleswig-Holstein liegt beim
Netzausbau um Jahre zurück. Schon jetzt reichen die Netze nicht aus, um
regenerativ erzeugten Strom jederzeit abzuführen. Damit wird das Ziel
der Landesregierung, die Windenergie-Erzeugung auszuweiten,
konterkariert." Nach Nestles Ansicht sollte daher der Streit um ein
Erdkabel zwischen Breklum und Flensburg beigelegt werden. Denn: "Von
überlasteten Netzen profitieren die großen Stromversorger, da sie für
jede abgeschaltete Windkraftanlage Atomstrom einspeisen können." Wobei
die Politikerin betonte, dass Hochspannungsleitungen grundsätzlich
unter die Erde gehören. Hanno Fecke, energiepolitischer Sprecher der SPD
Nordfriesland, teilt ihre Einschätzung: "Die Verzögerung im Netzausbau
ist von den Versorgern vor allem dazu genutzt worden, den dezentralen
Ausbau der erneuerbaren Energien zu verhindern."
Auch eine
Verstärkung der Leitung von Niebüll nach Brunsbüttel wird dringend
benötigt, erfuhr Ingrid Nestle bei ihren Gesprächen. Grundlage für die
Planungen müssten jeweils anspruchsvolle Szenarien für regenerativ
erzeugten Strom sein. Um die Anwohner nicht durch einen Netzausbau
unnötig zu belasten, sollten bestehende Leitungen, Autobahnen oder
Bahntrassen eingebunden werden, hieß es. Zwischen Niebüll und
Brunsbüttel könnte gleichzeitig mit dieser Maßnahme die Westküstenbahn
elektrifiziert werden. Die Frequenz von Bahnstrom soll sich hervorragend
für den Langstreckentransport von Strom eignen, erfuhr die Abgeordnete.
Doch die Diplom-Wirtschaftsingenieurin Ingrid Nestle fordert mehr:
"Schleswig-Holstein braucht eine Netz-Strategie, die der wachsenden
Bedeutung regenerativ und dezentral erzeugter Energie gerecht wird.
Hier spielen neben der Optimierung auf verschiedenen Spannungsebenen
intelligente Netze (Smart Grids) und effektive Speicher eine
entscheidende Rolle." Einig waren sich alle Gesprächspartner, dass der
Vorrang für Erneuerbare Energien bei der Einspeisung bleiben muss.
Quelle: http://www.shz.de/nachrichten/lokales/husumer-nachrichten/artikeldetails/article/805/luecke-im-netz-wird-geschlossen.html