Brunsbüttel (dpa/lno) - Der deutsche EU-Energie-Kommissar Günther Oettinger hat die Notwendigkeit einer besseren Abstimmung der europäischen Staaten beim Ausbau des Stromnetzes betont. So sollte in der Nordsee für die geplanten Offshore-Windparks nicht ein Wirrwarr an Seekabeln, sondern ein Nordseering in den Anrainerstaaten gelegt werden, führte Oettinger als ein Beispiel am Dienstag in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) an. Zusammen mit Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) besichtigte er dort die Windenergieanlage 5M der Firma Repower.
Stürmischer Termin in schwindelerregender Höhe: Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, Wirtschaftsminister Jost de Jager und EU-Energiekommissar Günther Oettinger inspizierten gestern eine 120 Meter hohe Windenergieanlage in Brunsbüttel.
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Gut in der Spur für die Energiewende Auswärtige Kabinettssitzung in Brunsbüttel mit EU-Energiekommissar Günther Oettinger / Verstärkter Einsatz für Nord-Süd-Trasse Brunsbüttel
Schleswig-Holstein will beim Ausbau der erneuerbaren Energien deutschlandweit eine führende Rolle übernehmen. Das versicherte Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) im Anschluss an eine auswärtige Kabinettssitzung im Infotreff des Bayerwerks Brunsbüttel. Dabei kam es auch zu einem Treffen mit dem Brüsseler EU-Energiekommissar Günther Oettinger.
Die Energiewende ist für uns in Schleswig-Holstein von allergrößter Bedeutung, betonte der Kieler Regierungschef nach der Sitzung in einem Pressegespräch. Wichtig sei, dass der Strom auch in Zukunft sauber und bezahlbar sein müsse. Das sei eine der Grundvoraussetzungen für die dauerhafte gesellschaftliche Akzeptanz.
Beim Ausbau der Windenergie, stellte Wirtschaftsminister Jost de Jager fest, liegen wir gut im Zeitplan und gut in der Spur, um die Energiewende zu schaffen. In Brunsbüttel habe es am Rande der Kabinettssitzung auch Gespräche mit der Energiewirtschaft gegeben. Dabei hätten die Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit der Politik angesichts der millionenschweren Investitionen im Vordergrund gestanden.
Der im Energiekonzept der Bundesregierung vorgesehene Beitrag der Offshore- und Onshore-Windenergie fordere die Landesregierung heraus, die Potenziale der Windenergie entschieden zu nutzen, waren sich Carstensen und Oettinger einig. Der EU-Kommissar versprach, das Signal der Landesregierung mit nach Brüssel zu nehmen. Schleswig-Holstein habe mehr Wind als die meisten europäischen Länder. Deshalb sei ein europäisches Leitungsnetz immer dringlicher, damit der im Norden erzeugte und im Süden benötigte Strom auch nach Süddeutschland transportiert werden könne. Dies setze eine Zusammenarbeit aller Beteiligten voraus von den kommunalen Versorgungsunternehmen über Länder und Bund bis zur EU-Kommission. Oettinger setzte sich für ein beschleunigtes Verfahren ein, um schon nach drei Jahren eine Entscheidung für eine bestmögliche Nord-Süd-Trasse möglich zu machen. Nach zehn Jahren wird diese Entscheidung nicht besser, flachste der EU-Politiker.
Bis Ende vergangenen Jahres wurden in Schleswig-Holstein rund 3300 Megawatt Windenergieleistung installiert. Mit der Verdoppelung der Windeignungsfläche und den Möglichkeiten des Repowering will das Land die Chancen der Energiewende schnell und konsequent nutzen. Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) geht davon aus, dass Schleswig-Holstein schon bis 2015 über ein Onshore-Windenergiepotenzial von zirka 9000 Megawatt verfügen könne. Hinzu kämen weitere 3000 Megawatt aus Offshore-Anlagen. Der Bau des ersten von sieben Windparks wird in der Nordsee vor den Toren Schleswig-Holstein gestartet, sagte de Jager.
Den Besuch in Brunsbüttel nutzten die Politiker, um eine Repower-Windkraftanlage 5M mit einer Nennleistung von fünf Megawatt zu besteigen. Trotz Wind und Regen ließen sie sich bis zum Maschinenhaus in über 100 Meter Höhe hochfahren, um sich die steife Brise um die Nase wehen zu lassen.
Die Turbinenanlagen 5M und 6M von Repower gehören bis heute zu den größten und leistungsstärksten der Welt. Minister de Jager erinnerte daran, dass die 5M-Anlage an der Otto-Hahn-Straße in Brunsbüttel-Süd ein schon 2004 errichteter Prototyp gewesen sei. Falls es hier zur Ansiedlung eines Kohlekraftwerkes kommen sollte, müsste die Anlage wieder abgebaut werden. Die Energiewende, so bekräftigte de Jager, schließe angesichts des Ausstiegs aus der Kernenergie den Bau von Kohlekraftwerken nicht aus, sondern mache ihn verstärkt notwendig. Jochen Schwarck
EU-Kommissar Günther Oettinger äußerte sich zur Zukunft der Windenergie. Die Finanzen waren ein weiteres Thema auf der Kabinettssitzung der Landesregierung in Brunsbüttel.
Hier ein Video vom NDR vom 21.02.2012: http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/windenergie169.html
Kohlegegner werten Oettinger-Besuch als Showveranstaltung Brunsbüttel/sh:z
Den Besuch von EU-Energiekommissar Günther Oettinger bei einer Kabinettssitzung in Brunsbüttel kritisiert die Bürgerinitiative Gesundheit und Klimaschutz Unterelbe/Brunsbüttel als Showveranstaltung.
Die Location für die Presseshow konnte nicht peinlicher gewählt sein, soll doch die Windkraftanlage der Repower 5M dem größten in Europa geplanten Kohlekraftwerk weichen, erklärt Initiativen-Sprecher Stephan Klose aus Wewelsfleth. Statt Flächen für Offshore-Industrie bereit zu stellen, habe das Land ein hafennahes Sahnegrundstück für die Errichtung von zwei Kohlekraftwerksblöcken verkauft. Die damit einhergehenden Umwelt- und Klimaschäden seien immens.
Die Landesregierung werde nicht müde zu behaupten, ein Kohlekraftwerk wäre zum Ausregeln der erneuerbaren Energien erforderlich. Klose: Erstens ist in Deutschland eine Reihe von Kohlekraftwerken im Bau, weitere sind nicht erforderlich. Dagegen sind kleinere Gaskraftwerke wesentlich flexibler, haben bei Teillast einen höheren Wirkungsgrad und haben geringere Baukosten. Als Brennstoff Verwendung finden sollte nach Ansicht der Bürgerinitiative hauptsächlich Windgas, das bei hohem Windstromaufkommen erzeugt werden könnte. Dann wäre die Erzeugung von Regelenergie ebenfalls fast klimaneutral und die Netze würden entlastet, ergänzt Karsten Hinrichsen. Der Brokdorfer sagt: In Brunsbüttel gibt es Salzstöcke zum Einlagern des Windgases, falls es nicht ins Erdgasnetz eingespeist werden kann.