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Redezeit über Energie und Sicherheit. WZ vom 29.03.2014

Redezeit über Energie und Sicherheit. WZ vom 29.03.2014



Redezeit über Energie und Sicherheit
Verlässlichkeit der Stromversorgung Hauptthema der Gesprächsrunde im Kernkraftwerk Brokdorf
Brokdorf

Mehr als 30 Gäste waren geladen, nur knapp ein Drittel kam zur
„Brokdorfer Redezeit“ ins ehemalige Informationszentrum des
Kernkraftwerks Brokdorf. „Aber je kleiner die Runde, desto besser kann
man ins Gespräch kommen“, meinte Werkleiter Uwe Jorden zur Begrüßung.
Die Veränderungen am Standort Brokdorf Richtung Einstellung des Betriebs
spätestens bis Dezember 2021 werden Stück für Stück deutlicher – was
mit der Schließung des Info-Zentrums begann,
wird in diesem Jahr mit der Übertragung der kaufmännischen Funktionen
wie Einkauf, Rechnungswesen und Buchhaltung zur Eon-Zentrale nach Hannover, fortgesetzt.


Das generelle Thema gestern war allerdings nicht der Rückbau, sondern
vielmehr die Frage nach der Verlässlichkeit der Stromversorgung, die,
so machte Jorden anhand von Ergebnissen des vergangenen Jahres deutlich,
immer noch auf der Stromerzeugung durch Kernenergie fußt. Schwankungen
im Stromnetz werden vom Kraftwerk aufgefangen. Gerade die kurzfristige
Reaktion auf Schwankungen im Netz erstaunte die Gesprächsteilnehmer.
Unregelmäßigkeiten können umgehend ausgeglichen werden. Anhand einer
Stromverbrauchs-Analyse mit Einspeisung von
Photovoltaik und Wind wurden besonders in den Wintermonaten die
Versorgungskapazität und –engpässe deutlich. Während nur geringer Strom
durch Photovoltaik floss, war zwar die Windstromkapazität höher, reichte
aber lange nicht an den tatsächlichen Bedarf heran.


40 Prozent der Stromversorgung läuft noch über das Kernkraftwerk,
übers Jahr mit Schwankungen auch 40 Prozent über Photovoltaik und
Windenergie. Das bedeute, dass in den nächsten Jahren zusätzlich
mindestens 40 Prozent durch die erneuerbaren Energien hinzu kommen
müsse, entsprechend mehr Anlagen müssten gebaut werden. Und: „Eigentlich
noch mehr, will man die Schwankungen auffangen.“


Im vergangenen Jahr erzeugte das Kernkraftwerk Brokdorf rund 11,7
Milliarden Kilowattstunden Strom, insgesamt seit seiner Inbetriebnahme
im Jahr 1986 rund 300 Milliarden Kilowattstunden. Allein mit der
Jahresleistung werde CO2-freier Strom für drei Millionen Haushalte erzeugt.


Doch Klimaschutz durch CO2-Reduktion stehe nicht mehr im politischen Fokus. Dafür gehe die Tendenz wieder verstärkt zu Stein- und Braunkohle-Verbrennung
über. Hauke Rathjen, Standortkommunikation in Brokdorf: „Es wird so
viel Braunkohle verbrannt wie seit 1990 nicht mehr.“


Auch die Kraftwerkssicherheit war Gesprächsthema bei der Redezeit,
wobei der Werkleiter deutlich machte, dass das Kraftwerk den
europäischen Sicherheitsanforderungen mehr als gerecht werde.
Ausführlich schilderte er die Schutzmaßnahmen, insbesondere hinsichtlich
Hochwasser.


Kritik übte Uwe Jorden ebenso wie Hauke Rathjen an den
Atomkraftgegnern, die Ängste in der Bevölkerung schürten. Als Beispiel
genannt wurde der Vorwurf von Brokdorf akut der erhöhten
Strahlenbelastung während der Revision. Das hat Eon-Kernkraft
nachprüfen lassen. Das Ergebnis, das auch behördlich bestätigt wurde:
„500 solcher Kraftwerksrevisionen entsprechen ungefähr der Strahlung,
der man bei einem einzigen Transatlantikflug ausgesetzt ist.“ Die Angst
der Bürger werde genutzt, um Stimmung zu machen. Jorden: „Es ist
beschämend, was da so läuft.“


Die Frage, ob das Zwischenlager auf dem Kernkraftwerksgelände
Brokdorf möglicherweise für Castorbehälter aus Sellafield genutzt werden
würde, verneinte Jorden. Schon aus dem Grunde, weil sie aufgrund
fehlender Gleisanlagen gar nicht antransportiert werden könnten. Zudem:
100 Castorbehälter könnten insgesamt eingelagert werden, der
Lagerbestand zählte zum 28. März dieses Jahres 26 – und die Restkapazität
müsse ebenfalls für eigene Behälter vorgehalten werden.