Südweststrom: Bekenntnis zum Standort. WZ vom 22.04.2009
Südweststrom: Bekenntnis zum Standort
Geschäftsführerin Bettina Morlok unterstreicht die Absicht, das Kraftwerk in Brunsbüttel zu bauen.
Brunsbüttel
Südweststrom baut das von einem Konsortium aus Stadtwerken finanzierte 1800-Megawatt-Kraftwerk in Brunsbüttel. Daran lässt Geschäftsführerin Bettina Morlok keinen Zweifel.
Wir kommen, hatte sie bereits in der vorigen Woche erklärt, nachdem Brunsbüttels CDU-Fraktionsvorsitzender
Andreas Wohlert bei einer Podiumsdiskussion erklärt hatte, die Stadt
wisse bei den Investoren der geplanten Kohlekraftwerke noch nicht
genau, woran sie sei. Ich glaube das erst, wenn Beton fließt.
Ein Kraftwerksbau lasse sich nicht übers Knie brechen, erklärt
Bettina Morlok im Gespräch mit unserer Zeitung. Da sei zum einen das
langwierige Genehmigungsverfahren. Das dauert in Deutschland
einigermaßen lange.
Bereits im Jahr 2005 sei die Gesellschaft gegründet und ein Jahr
darauf das Grundstück in Brunsbüttel gekauft worden. 2007 brachte die
Stadt den Bebauungsplan auf den Weg. Seitdem laufen
Genehmigungsverfahren. Für Südweststrom erwartet Morlok den Baubeginn
nicht vor dem Frühjahr 2010.
Aber nicht nur die Genehmigungsbehörden benötigten viel Zeit, um die
einzelnen Verfahrensschritte abzuwickeln. Auch die Investoren, die sich
in die geplanten zwei Kraftwerksblöcke mit je 900 Megawatt einkaufen,
könnten nicht von heute auf morgen entscheiden. Da es sich dabei um
Stadtwerke handele, müssten die jeweiligen Kommunen, denen sie gehören,
ihr Plazet geben, bevor es einen Schritt weitergeht. Um nicht unnötig
viel Zeit zu verlieren, laufen in der Planung viele Abschnitte
gleichzeitig. So tritt Südweststrom bereits mit Herstellern der
Anlagenteile ins Gespräch.
Hinter den Kulissen bewegt sich einiges. Die erste Kraftwerkslinie
sei verkauft, für den zweiten Block laufen Verhandlungen. Morlok: Wir
hoffen, im Herbst die Investoren für beide Blöcke zusammen zu haben.
Beim Itzehoer Notar stapelten sich bereits die Unterlagen für die
Eintragung ins Handelsregister.
Um das Projekt im Industriegebiet der Schleusenstadt vollführe die
Südweststrom auch keinen Eiertanz: Wir haben kein anderes Grundstück
für ein Kohlekraftwerk. Und auch die Container-Büros am künftigen Baugelände seien nicht aus Jux und Dollerei aufgestellt worden. Wir machen das nicht nur zur Show.
Nach den Sommerferien sollen dort 40 Mitarbeiter tätig werden. Auf
der Baustelle werden bis zu 1500 Menschen arbeiten, nach
Fertigstellung, so Morlok, beschäftige das Kraftwerk 120 Mitarbeiter,
weitere 200 Stellen entstünden bei Fremdfirmen. Davon profitiert die
gesamte Region.
Dass der Zusammenschluss von Stadtwerken, der auch Strom aus
regenerativen Energien erzeugt, ausgerechnet in ein Großkraftwerk
investiert, ergebe durchaus Sinn. Die Stadtwerke wollten selbst Energie
erzeugen. Und dies ließe sich nur in großen Kraftwerken wirtschaftlich
umsetzen. Zudem werde für den Brunsbütteler Steinkohlemeiler moderat
mit einer Jahreslaufzeit von 6000 Stunden kalkuliert.
Die übrigen Kraftwerksprojekte von GDF Suez in Brunsbüttel und Getec
in der benachbarten Gemeinde Büttel seien zwar durchaus Konkurrenten,
aber Bettina Morlock sieht die SüdWestStrom StadtKraftwerk Brunsbüttel
GmbH & Co KG gut im Rennen. Nicht nur zeitlich. Auch bei der
Anlieferung der benötigten Kohle (vier bis fünf Millionen Tonnen pro
Jahr) habe die Südweststrom einen Vorteil: den Optionsvertrag mit der
Hafengesellschaft über den Umschlag der Kohle. Für weitere Kraftwerke
muss der Hafen erst erweitert werden.
Bei der Einspeisung des erzeugten Stroms erwartet sie ebenfalls
wenig Probleme. Das werde erst nach 2012 der Fall sein, vermutet sie.
Dies auch mit Blick auf die GDF Suez, die einen Antrag auf vorgezogenen
Baubeginn zurückgezogen haben.
Damit nicht genug: Auch Bettina Morlok bezweifelt, dass tatsächlich
alle drei Kraftwerksprojekte im Brunsbütteler Industriegebiet
verwirklicht werden. Der Letzte wird sich schon Gedanken machen
müssen, wenn schon zwei da sind.
Ralf Pöschus