Windpark Beidenfleth wächst und wächst. WZ vom 17.06.2015
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153,54 Meter über dem Tiefpunkt
Beidenfleth /vm
Mit 3,54 Meter unter Normal Null gibt es in der Wilstermarsch die
bundesweit tiefste Landstelle. Das Gegenstück dazu die dort mit weiten
Abstand höchste Erhebung entsteht derzeit wenige Kilometer entfernt
in Beidenfleth. Hier werden fünf Windkraftanlagen mit einer Gesamthöhe
von jeweils 150 Metern aus dem Boden gestampft. Im Vordergrund ist die
Gondel mit den Generatoren zu sehen, die von einem 750 Tonnen schweren
Mobilkran auf eine Nabenhöhe von fast 100 Metern gehievt werden muss. In
sieben bis acht Wochen sollen alle fünf Windräder am Netz sein.
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Windpark Beidenfleth wächst und wächst
25-Millionen-Projekt: In sieben Wochen sollen die fünf Anlagen komplett am Netz sein
Beidenfleth
Wenn alles nach Plan läuft, kann der Windpark Beidenfleth in sieben
Wochen komplett am Netz sein. Die fünf Anlagen produzieren dann so viel
Strom, dass damit 10 000 Haushalte versorgt werden könnten. Das rund
zehn Kilometer lange Erdkabel zur Übergabestation in Nortorf ist bereits
verlegt. Jetzt werden die Windräder vom Typ Enercon E 101 aufgestellt.
Schon die Vorarbeiten für die derzeit mit Abstand höchste Baustelle
in der Wilstermarsch waren eine logistische Herausforderung. In den
Winterwochen waren für den Wegebau rund 12 000 Tonnen Schüttgut
herangekarrt worden. Etwa 700 Touren wickelten die Mitarbeiter des
örtlichen Bauunternehmers Sönke Krey dafür ab. Er hatte für den
Materialtransport eigens zehn Binnenschiffe gechartert, mit deren Hilfe
Recycling-Material aus Duisburg bis zum
Glückstädter Hafen gebracht und dort auf Lkw umgeladen wurde. Die
insgesamt etwa vier Kilometer langen Zuwegungen zu den fünf Windkraft-Baustellen
müssen wegen des von Natur aus weichen Marschbodens extrem belastbar
gestaltet werden. Aufgerüstet wiegt der Kran 750 Tonnen, rechnet Sönke
Krey vor. Er besorgt als Unternehmer nicht nur die erforderlichen
Erdbewegungen, Krey ist auch Geschäftsführer der Windpark Beidenfleth
Verwaltungs-GmbH und Projektleiter. Hinter der
Gesellschaft stehen acht Grundstückseigentümer, auf deren Boden die
Anlagen errichtet werden oder die über eine Baulast involviert sind.
Für mich ist das damit auch so etwas wie ein Bürgerwindpark, spielt
Krey auf die im Vorfeld der Planung zum Teil heftigen
Auseinandersetzungen in der Gemeinde an. Das hat sich aber alles etwas
entspannt. Sönke Krey hofft jetzt auf mehr Akzeptanz. Wichtig sei für
ihn ohnehin, dass das 25-Millionen-Euro-Projekt von Menschen aus der Region und nicht von auswärtigen Investoren realisiert werde.
Derweil sieht es im Windpark noch ein bisschen wie ein gigantisches
dreidimensionales Puzzle aus. Die Gondeln mit den Generatoren liegen
bereit, daneben strecken sich die knapp 50 Meter langen Rotorblätter. In
den nächsten Tagen und Wochen werden die Teile Stück für Stück
zusammengesetzt. Die Rotorblätter werden dann eine Fläche von gut 8000
Quadratmetern überstreichen. Sönke Krey geht davon aus, dass für die
Montage pro Windrad acht bis zehn Tage benötigt werden wenn das Wetter
mitspielt. Ein Großteil der Zeit geht dabei sogar noch für den
jeweiligen Ortswechsel des überdimensionalen Kranes drauf. Das Gerät
muss jeweils komplett ab- und wieder aufgebaut werden. Allein eines der
beiden dann dafür abzumontierenden Raupenlaufwerke wiegt schon 60
Tonnen. Für den Transport der Kranteile sind jeweils rund 70 Fahrten
erforderlich.
Volker Mehmel