Anmerkung zu GDF-Suez aus der Finanial Times Deutschland
Attacke gegen Suez - GDF Suez mischt bei Atomkraft mit
Im Wettlauf um neue Märkte für die Atomkraft in Europa und anderswo formuliert der frisch fusionierte Energieversorger GDF Suez seine Ansprüche zunehmend aggressiv. 06.03.09
Im Wettlauf um neue Märkte für die Atomkraft in Europa und anderswo formuliert der frisch fusionierte Energieversorger GDF Suez seine Ansprüche zunehmend aggressiv. ´Diese Ambition ist groß´, sagte am Donnerstag Konzernchef Gérard Mestrallet bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für 2008. Er wolle den Anteil der Atomkraft an der Energieproduktion des Konzerns auf 20 Prozent ausbauen, sagte er. Derzeit sind neun Prozent der Kraftwerkskapazitäten von GDF Suez Atomkraftwerke, vor allem in Belgien. Mestrallet nannte einen Zeitraum von 15 Jahren für seine Offensive. Sein Ehrgeiz bezieht sich vor allem auf die Märkte in Frankreich und Großbritannien, wo die Regierungen den Bau neuer Atomkraftwerke angekündigt haben.
Beim Kampf um gute Ausgangsbedingungen bei der Atomstromproduktion kommt GDF Suez dem französischen Konkurrenten EDF ins Gehege. Das ist insofern pikant, als beide Konzerne den Staat als Hauptaktionär haben. GDF Suez war im vergangenen Jahr auf Betreiben von Staatspräsident Nicolas Sarkozy durch den Zusammenschluss des staatlichen Gasversorgers GDF und des privaten Energiekonzerns Suez entstanden. Seitdem macht Mestrallet - der von Suez kam - EDF die Alleinstellung beim Betrieb von Atomkraftwerken in Frankreich streitig.
Einen ersten, bescheidenen Erfolg dieses Bemühens konnte der Konzern Ende Januar verzeichnen. Sarkozy vergab den Bau eines neuen Atomkraftwerks - des zweiten vom neuen Druckwasserreaktortyp EPR - zwar erneut an EDF. Er sagte allerdings GDF Suez eine Minderheitsbeteiligung zu. ´GDF Suez ist stolz, dabei zu sein´, sagte nun Mestrallet. Gleichzeitig stellte Sarkozy dem Konzern den Zuschlag für den nächsten Atomkraftwerksneubau in Aussicht. EDF betreibt bislang alle 58 Atomreaktoren in Frankreich und wird auch Nummer 59 und 60 kontrollieren.
In Großbritannien laufen die beiden staatskontrollierten Konzerne EDF und GDF Suez sogar Gefahr, sich gegenseitig beim Ringen um Kraftwerksstandorte hochzubieten. Dort will die Regierung mindestens acht neue Atomkraftwerkstandorte vergeben und plant, die entsprechenden Bauplätze zu versteigern. ´Wir werden uns an den Versteigerungen beteiligen´, kündigte Mestrallet an. GDF Suez hatte sich zuletzt mit dem spanischen Konzern Iberdrola zusammengetan, um den britischen Atomkraftmarkt zu erobern. Dort hat EDF bereits groß investiert, um sich eine gute Ausgangsposition zu sichern. Der französische Platzhirsch hat im vergangenen Jahr für rund 17 Mrd. Euro den wichtigsten Betreiber der bisherigen britischen Atomkraftwerke übernommen, British Energy. Für die Standorte auf der Insel interessieren sich auch die deutschen Konzerne RWE und Eon, die sich zu diesem Zweck zusammengetan haben.
GDF Suez ist in seinem Gründungsjahr, verglichen mit den zusammengerechneten Zahlen der Vorgängerkonzerne, deutlich gewachsen. Der Umsatz stieg um 17 Prozent auf 83,05 Mrd. Euro, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um elf Prozent auf 13,9 Mrd. Euro. Allerdings leidet der Konzern seit einigen Monaten unter zwei Faktoren: zum einen unter den regulierten Gaspreisen in Frankreich, die nach eigenen Angaben die Kosten nicht decken. Noch mehr machen GDF Suez die sinkenden Ölpreise zu schaffen, an die die Gaspreise gekoppelt sind. Vergangenes Jahr hatte GDF Suez sehr stark von den zeitweise hohen Energiepreisen profitiert.
Angesichts der Energiepreisentwicklung schob der Konzern seine ursprünglichen Ziele auf. Erst 2011 - anstatt wie ursprünglich geplant im kommenden Jahr - soll ein Ebitda von mindestens 17 Mrd. Euro erreicht werden. Zweifel daran gibt es dennoch: ´Die gesenkte Prognose berücksichtigt nicht, dass die Tarife in Frankreich ab April stärker als erwartet fallen können´, schrieb Analyst Patrice Lambert de Diesbach von CM CIC.
Beim Wettlauf um den Atommarkt setzen auch die Lieferanten der Technik ihr öffentliches Kräftemessen fort. Der Chef des russischen Konglomerats Rosatom, Sergej Kirijenko, sagte der Zeitung ´Les Echos´, im Verbund mit Siemens wolle man ein Drittel des Weltmarkts erobern. Siemens hatte zuvor angekündigt, aus der Kraftwerksbausparte des französischen Staatskonzerns Areva auszusteigen und sich mit den neuen Partnern aus Russland zu verbünden.
Thema: Politik/Diskussion - Rubrik: Rennaissance/Ausbau
Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/