Bonner Klimaschutzverhandlungen. taz vom 12.06.2009
Bonner Klimaschutzverhandlungen
Uneinig in die Katastrophe
Ergebnislose
Verhandlungen in Bonn gefährden neues UN-Abkommen zum Klimaschutz.
Umweltschützer kritisieren eine schwache EU und die Blockadehaltung der
USA. VON NADINE MICHEL
Protestaktion während der Bonner Klimaschutzverhandlungen. Foto: dpa
BERLIN taz
| Ein ambitioniertes Klimaabkommen, das Ende des Jahres in Kopenhagen
verabschiedet werden soll, ist stark gefährdet. Die vorbereitenden
UN-Verhandlungen in Bonn gingen am Freitag ohne nennenswerte
Fortschritte zu Ende. "Die Verhandlungen haben sich im Kreis gedreht",
sagte Karsten Smid, Klimaexperte bei Greenpeace. Der Knackpunkt sei das
Scheitern der Industriestaaten, sich gemeinsam auf Zahlen zur
Treibhausgas-Verringerung zu einigen. "Mit den bisherigen Vorschlägen
liegen die Industriestaaten zusammengerechnet bei acht bis 14 Prozent
bis 2020, während Klimawissenschaftler ein Minus von 25 bis 40 Prozent
fordern." Neben den Reduktionszielen war die Finanzierung von
Klimaschutzprojekten in Schwellen- und Entwicklungsländern ein
zentraler Aspekt bei den Verhandlungen. "Aber das ist alles an den
Einzelinteressen der Industriestaaten gescheitert", sagte Smid.
Die USA legten zwar am Abschlusstag
überraschend noch einen eigenen Vorschlag für ein Klimaabkommen vor.
Darin blieben sie jedoch nach Greenpeace-Aussage sehr vage und nennen
weiterhin keine ambitionierten Zahlen. Die Amerikaner warteten
weiterhin ab, welches nationale Klimagesetz der Kongress beschließen
werde. Auch die EU präsentierte sich keineswegs als
Musterschüler in Sachen Klimaschutz. "Die Europäer haben eine schwache
Rolle gespielt", sagte Sonja Meister von Friends of the Earth Europe.
Vor allem die Knackpunkte, wie etwa die finanzielle Zusage an
Entwicklungsländer, hätte die EU nicht angetastet.
Die Entwicklungsländer zeigten sich
derweil mehr als enttäuscht und legten in ihren Äußerungen mittlerweile
"eine schärfere Gangart ein", sagte Jan Kowalzig von der
Entwicklungsorganisation Oxfam. "Und das ist auch angemessen, da sich
in den entscheidenden Fragen nichts getan hat."
Bis Dezember stehen noch drei weitere
UN-Treffen an. Was dann in Kopenhagen folgt, mögen
Verhandlungsbeobachter noch nicht abschätzen. So konnte sich die
Arbeitsgruppe Kyoto noch nicht einmal darauf einigen, einen gemeinsamen
Verhandlungstext einzureichen.