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CH: "WWF und Grüne fordern: Kein Kohlestrom für Rapperswil-Jona", linth24.ch - 29.11.2008

CH: "WWF und Grüne fordern: Kein Kohlestrom für Rapperswil-Jona", linth24.ch - 29.11.2008

Kanton St.Gallen - 29.11.2008

WWF und Grüne fordern: Kein Kohlestrom für Rapperswil-Jona

Das EW Jona-Rapperswil bezieht seinen Strom von der SN Energie AG in St. Gallen, welche eine Beteiligung an einem neuen Steinkohlekraftwerk in Brunsbüttel, Norddeutschland plant. WWF und Grüne verlangen vom EW Jona-Rapperswil, dass nachhaltige Energie gefördert wird, nicht Kohlenkraftwerke mit enormen CO2-Ausstoss. Darum werden in den nächsten Tagen in ganz Jona-Rapperswil Protestkarten verteilt.

Dereinst soll der Anteil dieser umweltschädlichen Stromproduktion 10 % des Energiemixes von SN Energie AG ausmachen. Die WWF Regionalgruppe See-Gaster und die Grünen Kanton St.Gallen sind überzeugt davon, dass den Stromkonsumentinnen und Stromkonsumenten die Versorgungssicherheit wichtig ist, aber nicht auf Kosten einer weiteren Steigerung des CO2-Ausstosses.

WWF und Grüne fordern daher auf diese klimaschädliche Investition im Ausland zu verzichten und stattdessen in Stromeffizienz und erneuerbare Energien in unserer Region zu investiern! Die beiden Umweltorganisationen rufen die Stromkonsumenten von Rapperswil-Jona auf, mit einer Protestkarte den Verwaltungsrat des EWJR aufzuforden "sich aus der Beteiligung am Kohlekraftwerk Brunsbüttel zurückzuziehen und auch in Zukunft sich nicht an Kohle- und Kernkraft zu beteiligen."

Kohle ist der klimaschädlichste Brennstoff zur Stromerzeugung

Der CO2-Ausstoss des geplanten Kohlekraftwerks würde sich auf 4.5 Mio Tonnen pro Jahr belaufen, was dem Anteil von 40% aller Autos in der Schweiz oder mehr als 20% des gesamten schweizerischen CO2-Ausstosses entspricht! Die Sendung 10 vor 10 hat deshalb Brunsbüttel nicht umsonst als „Dreckschleuder“ betitelt! Deshalb protestieren in Deutschland Bürgerinitiativen und Umweltverbände schon seit langem gegen den geplanten Kohlemeiler. Zudem wäre der Gesamtwirkungsgrad wegen fehlender Kraft-Wärme-Kopplung extrem niedrig. Mehr als die Hälfte der eingesetzten Energie würde als Abwärme in die Elbe geleitet.

Lokale Investition in Energieeffizienz und erneuerbare Energien

WWF und Grüne fordern die Elektrizitätsgesellschaften und politischen Entscheidungsträger auf, sich für Stromsparen zu engagieren. Zum Beispiel müssen alle Stromheizungen dringend ersetzt werden. Das Potential für Strom aus erneuerbaren Energien (Sonne, Holz, Biomasse, Wind, Geothermie) in der Region ist gross. Zudem würden mit solchen Investitionen willkommene Arbeitsplätze vor Ort geschaffen. Wer heute in veraltete, umweltschädliche Anlagen investiert, verhindert nicht nur die Erreichung der Klimaziele, sondern behindert letztendlich auch den wirtschaftlichen Fortschritt in der Region! Der Widerspruch zwischen den Klimazielen und dem Neubau von Kohlekraftwerken wird auch für die Bevölkerung immer offensichtlicher. WWF und Grüne hoffen, dass sich das EW Jona-Rapperswil zugunsten der umweltsensiblen Kundinnen und Kunden einsetzt und seinen Einfluss auf SN Energie geltend macht.

Argumentarium gegen Kohlestrom aus Brunsbüttel

Kohle ist der klimaschädlichste Brennstoff zur Stromerzeugung

Die Erzeugung von Strom durch Steinkohlekraftwerke ohne Kraft-Wärme-Kopplung ist die ineffizienteste und CO2-intensivste Art der Stromerzeugung, die es heute gibt. Jährlich stösst das Steinkohlekraftwerk Brunsbüttel (Norddeutschland) 10 Mio. Tonnen CO2 aus – dies sind mehr als 20% des CO2-Ausstosses der Schweiz. Grundsätzlich ist pro Megawatt geplanter Kraftwerksbeteiligung mit einem Ausstoss von mehr als 6‘000 Tonnen CO2 pro Jahr zu rechnen – dies entspricht dem CO2-Ausstoss von über 1‘500 PWs bei einer Kilometerleistung von 20‘000 km pro Jahr.1 Die von der SN Energie Gruppe aus St. Gallen geplante Beteiligung von 5.2% entspricht somit einem jährlichen CO2-Ausstoss von ca. 0,5 Mio. Tonnen. Soviel CO2 kann ein Schweizer Stromversorger mit allen denkbaren lokalen Initiativen gar nicht einsparen – eine Kompensation des verursachten CO2-Ausstosses ist also unrealistisch.

Auch ein neues Kohlekraftwerk mit „moderner“ Technologie nützt dem Klima nichts, wenn es ohne Kraft-Wärme-Kopplung betrieben wird

Die Kraftwerksbeteiligungsgesellschaft Südweststrom (SWS) wirbt für ein „modernes“ Kohlekraftwerk, welches gegenüber alten bestehenden bis zu 30% CO2-Emissionen einsparen soll. Nicht erwähnt wird, dass dieses Kohlekraftwerk mit 1‘800 Megawatt eines der grössten Steinkohlekraftwerke in Deutschland ohne Kraft-Wärme-Kopplung sein wird. Viele existierende bzw. neu geplante Kraftwerke werden dagegen heute mit Kraft-Wärme-Kopplung (z.B. für Fernwärme oder industrielle Prozesswärme) betrieben und weisen somit eine weit bessere Klimabilanz auf. Ein elektrischer Wirkungsgrad von ca. 46% nützt im Ergebnis wenig, wenn mehr als die Hälfte der erzeugten Wärmeenergie ungenutzt bleibt. Im Fall Brunsbüttel wird diese Wärmeenergie direkt in die Elbe geleitet – jedes zweite mit Kohle beladene Schiff, das von weit her in Brunsbüttel anlegt, kommt also ausschliesslich, um dort den Fluss aufzuheizen.