Hamburg macht Front gegen das Fracking. WZ vom 06.03.2013
Hamburg macht Front gegen das Fracking
Exxonmobil will mögliche Gas-Fördergebiete in Bergedorf und den Marschlanden erkunden
Hamburg
Nicht nur in Schleswig-Holstein, auch in
Hamburg tobt ein Streit um das Fracking. Aber anders als beim nördlichen
Nachbarn hat die Angst vor der umstrittenen Fördermethode in der
Millionenstadt eine konkrete Ursache. Der Energieriese Exxonmobil hat
bereits eine Aufsuchungserlaubnis von der Wirtschaftsbehörde für die
Erforschung möglicher Gas- und Öllagerstätten.
Mit dem auf drei Jahre angelegten Programm darf der Multi in den
Vier- und Marschlanden, in Bergedorf sowie in Harburg nach Schiefergas
und Schieferöl suchen. Fracking ist mit der Genehmigung indes noch nicht
zugelassen. Diese erstreckt sich zunächst nur auf die Auswertung von
Daten sowie die Prüfung vorhandener Bohrkerne; in dem Bereich werden
seit 75 Jahren konventionell Öl und Gas gefördert.
Die Geologie im Hamburger Osten deutet auf das Vorkommen von Kohlenwasserstoffen hin, begründet Exxonmobil-Sprecherin Ritva Westendorf-Lahouse
das Interesse ihres Unternehmens. Ob sich die Erwartung erfülle, sei
offen. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) lässt besorgte Bürger
derweil beruhigen. Seine Sprecherin Susanne Meinecke: Wenn Exxonmobil
dort Fracking einsetzen will, müsste das extra beantragt werden. Die
Aufsuchungserlaubnis habe die Behörde nach dem Bergrecht nicht
verweigern dürfen.
In den Vier- und Marschlanden formiert sich breiter Widerstand. Das
ist unverantwortlich, kritisiert Jan Penz, Bezirksabgeordneter der
Piratenpartei. Die Bezirksversammlung Bergedorf lehnt die Pläne ebenso
ab wie SPD-Umweltsenatorin Jutta Blankau. Zudem hat sich eine Bürgerinitiative Frackingfreies Hamburg gegründet.
Exxonmobil betont, während der Prüfungen sei bis 2015 kein Fracking in Hamburg vorgesehen. Für später schließt Europa-Chef
Gernot Kalkoffen das aber nicht aus. Er könne die Vorbehalte verstehen,
diese seien aber unbegründet: Wir praktizieren Fracking seit mehr als
50 Jahren in Deutschland. Umweltschäden gab es nie. Markus Lorenz
Umstritten
Fracking
gilt als Risikotechnologie, die Trinkwasser und Naturgebiete gefährden
sowie unkalkulierbare Bodenbewegungen auslösen könnte. Bei der Methode
wird unter Hochdruck Wasser samt Quarzsand und giftigen Chemikalien wie
Bauxit in die Erde gedrückt, um Erdgas- und Erdöl aus festen
Gesteinsschichten zu lösen.