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Kanton Freiburg (CH): "Wir bitten sie eindringlich, aus dem Kohlekraftwerk auszusteigen"

Kanton Freiburg (CH): "Wir bitten sie eindringlich, aus dem Kohlekraftwerk auszusteigen"

12.08.2008, Kanton Freiburg

Wir bitten sie eindringlich, aus dem Kohlekraftwerk auszusteigen


Die Groupe E wird nächstens Post aus Deutschland erhalten. Die Bürgerinitiative für Gesundheit und Klimaschutz Unterelbe fordert das Freiburger Elektrizitätsunternehmen auf, die Beteiligung am Kohlekraftwerk Brunsbüttel aufzugeben.

In Brunsbüttel im Bundesland Schleswig-Holstein, wo die Elbe in die Nordsee mündet, sind derzeit gleich drei Kohlekraftwerke geplant (siehe Kasten). Eines davon will das Tübinger Unternehmen Südweststrom (SWS) bauen, an welchem sich bekanntlich auch das Freiburger Elektrizitätsunternehmen Groupe E beteiligen will. Doch vor Ort regt sich seit einiger Zeit heftiger Protest. Die Gegner rechnen mit einem jährlichen Ausstoss von 18 Millionen Tonnen CO2. Diese CO2-Schleudern unmittelbar vor ihrer Haustüre wollen sie nicht.
So lobbyiert etwa die Bürgerinitiative für Gesundheit und Klimaschutz Unterelbe derzeit bei den beteiligten Energiewerken und Gemeinden gegen das Projekt der Südweststrom. Erfolg hatte sie bereits bei der Stadt Konstanz am Bodensee. Der dortige Gemeinderat fasste den Beschluss, aus dem Kraftwerk in Brunsbüttel auszusteigen. In den kommenden Tagen will die Bürgerbewegung auch die Groupe E mit einem Brief zum Ausstieg auffordern. Geplant ist auch ein Versand an Freiburger Politikerinnen und Politiker, wie Arne Firjahn, Mitglied der Bürgerinitiative bestätigte. Dabei werden Argumente bezüglich Umwelt und Wirtschaft angeführt.
Ungenutzte Wärmeenergie Neben dem Hinweis, dass Kohle aufgrund seiner CO2-Emissionen «der denkbar klimaschädlichste Brennstoff zur Stromerzeugung» sei, kritisiert die Bürgerbewegung vor allen Dingen, dass das geplante Kohlekraftwerk mit 1800 Megawatt eines der grössten Steinkohlekraftwerke in Deutschland ohne Kraft-Wärme-Koppelung sein würde. Mehr als die Hälfte der erzeugten Wärmeenergie werde direkt in die Elbe geleitet und heize den Fluss auf. «Ein elektrischer Wirkungsgrad von zirka 46 Prozent nützt im Ergebnis wenig, wenn die Hälfte der erzeugten Wärmeenergie ungenutzt bleibt», schreibt die Bürgerinitiative an die Groupe E.
Gemäss den Initianten forderten deshalb die Umweltverbände zumindest die Pflicht zur Kraft-Wärme-Koppelung. Hierfür sei der Standort Brunsbüttel aber falsch gewählt, da im Umfeld keine geeigneten Wärmeabnehmer vorhanden seien. Die Standortwahl sei nämlich nur aufgrund der billigen Kohleanlandung und der Elbe-Direktkühlung erfolgt.
Rentabilität nicht gesichertDie Gegner monieren zudem, dass ein Kohlekraftwerk nicht nur für das Weltklima ein Risiko sei, sondern auch für seine Betreiber. Eine neue Generation von Kohlekraftwerken, die immer noch weniger als die Hälfte der eingesetzten Energie in Strom umsetze, werde in Zukunft kaum noch wirtschaftlich zu betreiben sein, prophezeien sie.
Verknappung der Verschmutzungsrechte? Die Bürgerinitiative weist im Weiteren darauf hin, dass nach den Plänen der EU-Kommission die zum Betrieb fossiler Kraftwerke ausgegebenen Kohlendioxid-Zertifikate ab 2013 zu hundert Prozent versteigert werden sollen. Geplant ist gleichzeitig die gestaffelte Verknappung der zur Verfügung stehenden Verschmutzungsrechte. Dies würde den Preis für die Zertifikate weiter nach oben treiben, ebenso wie die Kohlebeschaffungskosten es schon heute täten. «Der Betrieb eines Kohlekraftwerks, das mehr solcher Zertifikate benötigt als alle anderen Anlagen zur Stromerzeugung, wird damit immer unwirtschaftlicher», schliesst die Bürgerinitiative für Gesundheit und Klimaschutz Unterelbe.