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Neue Angst vor unterirdischen Kohlendioxid-Speichern. WZ vom 11.01.2014

Neue Angst vor unterirdischen Kohlendioxid-Speichern. WZ vom 11.01.2014



Neue Angst vor unterirdischen Kohlendioxid-Speichern
Dagebüll/Kiel/Strassburg /blu

In Schleswig-Holstein ist das Thema Kohlendioxid-Verpressung
im Untergrund (CCS) seit langem vom Tisch – und zwar per Gesetzentwurf
des Kieler Küstenkabinetts, hinter den sich im August 2013 auch die
Opposition im Landtag gestellt hatte.


Dennoch fühlt sich jetzt die Bürgerinitiative „Kein CO2-Endlager“
in Nordfriesland erneut herausgefordert. Der Grund: Der Report des
britischen liberaldemokratischen Europaabgeordneten Christopher Davies,
der am Montag und Dienstag im europäischen Parlament in Straßburg zur
Debatte und Abstimmung steht.


Zusammen mit zwölf weiteren Bürgerinitiativen in ganz Deutschland rufen die nordfriesischen CO2-Gegner die Europaabgeordneten öffentlich dazu auf, sich gegen die Davies-Empfehlungen zur Wiederbelebung und Förderung der CCS-Technologie auszusprechen.


CCS steht für „Carbon Dioxide Capture and Storage“ und beschreibt ein
aufwändiges Verfahren, bei dem klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) von Kohlekraftwerken und aus der Industrie abgeschieden und in den Untergrund verpresst wird.


„Wenn der Davies-Report verabschiedet wird, werden wir wieder massiv von der CO2-Verpressung betroffen sein“, sagt Dr. Walther Petersen-Andresen
von der Bürgerinitiative in Nordfriesland. „Denn das Land hat auf See
keinen Einfluss.“ Der Biologe befürchtet am Ende massive
Kohlendioxidlager unter dem Meeresboden mit allen negativen Folgen für
die Flora und Fauna in der Nordsee. Denn, so Petersen-Andresen, „kein CO2-Speicher ist hundertprozentig dicht!“ Zudem laufe die Kohlendioxid-Verpressung dem Klimaschutz durch Erneuerbare Energien entgegen. „CCS ist die Alibi-Technologie für das Verbrennen fossiler Rohstoffe.“


Auch EU-Abgeordnete im Norden stehen dem CCS-Verfahren kritisch gegenüber. Als „nicht geeignet“ wird sie im Büro des CDU-Europaabgeordneten
Reimer Böge eingestuft. Und aus dem Büro der Europaabgeordneten der
SPD, Ulrike Rodust, war gestern zu erfahren, dass innerhalb der
Sozialdemokraten im EU-Parlament Änderungsanträge zum Davies-Report vorbereitet wurden: Die CCS-Technologie soll nicht im Wettbewerb zu den Möglichkeiten von Erneuerbaren Energien stehen dürfen. Zudem soll es den EU-Mitgliedsstaaten überlassen bleiben, ob sie CCS anwenden. Nicht zuletzt fordern die Antragsverfasser mehr Transparenz.