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Rondeshagen: Ein Dorf wehrt sich gegen Giftmüll. WZ vom 24.11.2011

Rondeshagen: Ein Dorf wehrt sich gegen Giftmüll. WZ vom 24.11.2011



Rondeshagen: Ein Dorf wehrt sich gegen Giftmüll
Rondeshagen

Das Motto klingt ernst. „Es ist fünf vor zwölf, stoppt die
Asbesttransporte nach Rondeshagen und Schönberg“, fordert die
Bürgervereinigung gegen die Giftmülldeponie Rondeshagen im Herzogtum
Lauenburg. Am Dienstagabend versammelten sich 200 Einwohner der Orte
rund um die Deponie sowie einige Anwohner aus Schönberg in der
Sporthalle Berkenthin.


Sowohl Bürgervereinigung als auch der Rondeshagener Bürgermeister
Andreas Albrecht (CDU) machten klar, dass sie durch Verwehungen von
Asbestfasern uneinschätzbare gesundheitliche Risiken nicht nur für die
Bewohner rund um die Deponien, sondern auch entlang der Transportroute
des Asbestmülls sehen. „Zehntausende sind gefährdet.“ Sie forderten, der
Müll solle auf der bestehenden Deponie verbleiben. Über eine Strecke
von 250 Kilometer müsste der Asbestschlamm auf 7000 Lkw-Fahrten bis nach Rondeshagen transportiert werden.


Klaus Koch vom Umweltnetzwerk Hamburg, Experte für Giftmüll, sagte, aus einem Dokument des Altlasten-Katasteramtes
gehe hervor, dass es sich nicht wie deklariert nur um Asbestschlamm,
sondern auch um krebserzeugenden Asbeststaub handelt, der verlagert
werden soll. „Niemand weiß genau, was drin ist“. Zudem würden für den
Transport keine Bigpacks, also angemessene Verpackung für den Abfall
verwendet – das sei der Region Hannover zu teuer –, sondern der Müll
werde auf die Laster verladen, mit Schlamm und einer Plane zugedeckt.


Auf dem ehemaligen Gelände der Firma Fulgerit in Luthe bei Hannover
lagern 170 000 Tonnen asbestbelasteter Abfall. Rund 30 000 Tonnen davon
sollen in Rondeshagen gelagert werden. Die Gemeinde hofft, das drohende
Unheil noch abwenden zu können. 50 Prozent der Deponie sind Eigentum des
Landes. Bürgermeister Albrecht berichtete, man habe Klage eingereicht
und werde sich keinesfalls in sein Schicksal fügen.


Von dem erhöhten Krebsrisiko durch Einatmen der Asbestfasern
berichtete Hermann Koch, Toxikologe an der Universität Kiel. „Schon
geringe Mengen sind gefährlich.“ Mesotheliome – durch Asbest verursachte
Tumore, hervor – überlebe man nicht, so Kruse.


Gut neun Millionen Euro wird der Transport kosten. Die Hälfte davon wird aus EU-Mitteln
finanziert, jedoch nur, wenn das Vorhaben noch in diesem Jahr begonnen
wird, Und das, so vermutet Koch, sei der Hintergrund des „Wahnsinns“.
„An diesem größten Giftmülltransport, der je in Deutschland statt fand,
lässt sich gut verdienen.“ Am Sonntag gibt es eine Großdemonstration –
sie beginnt um 11 Uhr am Amt Berkenthin.


Andrea Jeska







Re: Rondeshagen: Ein Dorf wehrt sich gegen Giftmüll. WZ vom 24.11.2011

sh:z-online vom 25.11.2011:

Deponie Rondeshagen:


Asbesttransporte immer wahrscheinlicher




25. November 2011 | 13:21 Uhr | Von dpa





 
 








160.000 Tonnen
Asbestzementschlamm und 10 Tonnen Asbestscherben sollen nach Ihlenberg
und Rondeshagen geschafft werden. Vermutlich beginnen die Transporte
bereits am Montag.

Die Asbesttransporte aus dem
niedersächsischen Wunstorf zur Deponie Ihlenberg bei Schönberg in
Nordwestmecklenburg werden aller Voraussicht nach an diesem Montag
beginnen. Eine Klage der Bürgerinitiative "Stoppt die Deponie Schönberg"
ist bis dahin nicht mehr zu erwarten. "Ich habe noch keinen Auftrag",
sagte der auf Umweltrecht spezialisierte Rechtsanwalt Philipp Heinz am
Freitag . Er vertritt die Bürgerinitiative und auch die Gemeinde
Rondeshagen in Schleswig-Holstein, Die Kommune will sich ebenfalls
juristisch gegen die Einlagerung von Asbestmüll von einer Halde in
Wunstorf bei Hannover wehren. Beide Klagen würden derzeit noch geprüft,
sagte der Anwalt in Berlin.


In den nächsten Monaten sollen 160.000 Tonnen
Asbestzementschlamm und 10 Tonnen Asbestscherben nach Ihlenberg und
Rondeshagen geschafft werden. Das wäre der größte Giftmülltransport in
der Bundesrepublik. Nach dem am Donnerstag veröffentlichen Gutachten des
TÜV Nord zu den Transporten gebe es drei wichtige Ansatzpunkte für eine
Klage, erklärte der Jurist. Das Papier weise die Ungefährlichkeit der
Transporte nicht nach. So lege der TÜV reine Arbeitsschutzwerte bei der
Freisetzung von Astbestfasern zugrunde. Diese würden für gesunde
Menschen für eine begrenzte Arbeitszeit gelten. "Wir müssen aber auch
Kinder, Kranke und Ältere schützen."


"Fasern, die einmal in der Umwelt sind, sind nicht mehr rückholbar"


Zum zweiten seien bei den drei Testfahrten zur
Deponie in zwei Fällen keine Faserfreisetzungen gemessen worden. Es sei
Material vom Deponierand transportiert worden, das weniger als ein
Prozent Asbestfasern enthalten habe. "Wenn keine Fasern in der Ladung
waren, fallen diese Tests komplett aus", kommentierte Heinz. Außerdem
seien die bis zu 28 Tonnen fassenden Lastwagen nur zu einem Drittel
beladen gewesen. Zum dritten sei es nicht akzeptabel, dass der TÜV nur
jede zehnte Fahrt zu den Deponien kontrollieren wolle. "Fasern, die
einmal in der Umwelt sind, sind nicht mehr rückholbar", sagte Heinz.


Juristisch sei der Beginn der Asbesttransporte nicht
mehr zu verhindern, meinte der Anwalt. "Aber es gibt kein Gesetz, dass
sagt, wenn sie einmal angefangen haben, sind sie nicht mehr zu
stoppen."