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Anleger ignorieren Anschläge von Bombay

Anleger ignorieren Anschläge von Bombay

Anleger ignorieren Anschläge von Bombay



Indischer Leitindex Sensex steigt trotz der Bombenattacken auf Zweimonatshoch - Globale Investoren stumpfen zunehmend gegenüber Terrorrisiken ab

Berlin - Die Börsianer scheinen sich endgültig an die Realität von Terrorattacken gewöhnt zu haben. Diesen Eindruck vermittelt zumindest die Kursreaktion auf die Bombenanschläge von Bombay. Obwohl der schlimmsten Terrorakt auf dem Subkontinent rund 200 Menschenleben forderte und den gesamten öffentlichen Nahverkehr der 15-Millionen-Einwohner-Metropole lahmlegte, stieg das indische Kursbarometer Sensex um drei Prozent auf 10 930 Punkte. Das waren der stärkste Tagesgewinn seit zwei Monaten und der höchste Indexstand seit dem 19. Mai.

"Die wirtschaftlichen Folgen des Anschlags sind weitaus weniger gravierend als die menschliche Tragödie", meint Claudio Piron, Stratege bei JP Morgan. Gute Zahlen der indischen Technologieikone Infosys sorgten vielmehr für einen Stimmungshoch an der anfänglich leicht unter Druck gekommenen Börse in Bombay. Auch die indische Währung zeigte sich erstaunlich stabil. Gegenüber dem Dollar verlor sie minimale 0,1 Prozent an Wert.

Der indische Notenbankgouverneur sprach von einer "Reife" der Investoren. Diese hätten trotz des Schocks besonnen reagiert. Auch Indiens Finanzminister Palaniappan Chidambaram hielt ungeachtet der Bombenattacken an seiner Wachstumsprognose von acht Prozent für dieses Jahr fest: "Die langfristige ökonomische Dynamik bleibt intakt."

Entsprechend optimistischen äußern sich Strategen zum indischen Aktienmarkt. Zwar seien die Aktien des Subkontinents mit einem durchschnittlichen Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16,7 im Vergleich zu anderen Schwellenländern hoch bewertet, allerdings rechtfertige dies das hohe Gewinnwachstum von rund 17 Prozent. "Für langfristig denkende Investoren lohnt sich auch auf diesem Kursniveau ein Einstieg in indische Dividendenpapiere", schreibt Nandan Chakraborty, Chefstratege beim indischen Finanzhaus Enam. Als Investment-Gefahren sieht er weniger den Terror - mit dem die Inder umzugehen gelernt hätten -, sondern einen zu hohen Ölpreis, steigende Leitzinsen auch im Inland, sowie ein Stocken der politischen Reformen. Unter dem Strich seien die Chancen der vom trägen Elefanten zum wendigen Tiger gewandelten Wirtschaftsnation aber weitaus größer als die Risiken: "Im Jahr 2011 wird man das derzeitige Sensex-Niveau als absolutes Schnäppchen betrachten."

An den übrigen Börsen spielten die Terroranschläge von Bombay keine größere Rolle. Allein der Krisenindikator Goldpreis legte leicht zu und markierte bei 646,88 Dollar je Feinunze ein Sechswochenhoch. Nach Einschätzung von Marktbeobachtern haben die Investoren aus vergangenen Anschlägen - etwa am 11. März 2004 in Madrid oder am 7. Juli 2005 in London - die Lehre gezogen, daß die Wertpapiermärkte allenfalls kurzfristig einbrechen, sich die Situation aber schon bald wieder normalisiert. Daher verliere die alte Börsianerregel, "Erst verkaufen, dann fragen", die immer dann zum Zug kam, wenn es irgendwo auf der Welt krachte, an Relevanz.

Citigroup-Stratege Tobias Levkovich bringt die zynisch anmutende Erkenntnis auf den Punkt. "Die Geschichte zeigt, daß Märkte trotz der menschlichen Tragik immer noch überlebt haben."

dde/hz.