China und Indien öffnen nach 44 Jahren Pass auf der Seidenstrasse
NATHU-LA-PASS - Mehr als vier Jahrzehnte nach ihrem Grenzkrieg haben China und Indien den Grenzpass Nathu La im Himalaya-Gebirge wiedereröffnet. Sie wollen damit den Handel auf der historischen Seidenstrasse wiederbeleben.
Auf beiden Seiten der Grenze wurde die jeweilige Nationalflagge gehisst und die Nationalhymne gespielt, meldeten die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua und ihr privates indisches Pendant PTI.
Vertreter des indischen Bundesstaates Sikkim und der Tibetischen Autonomiebehörde durchschnitten bei einer feierlichen Zeremonie ein rotes Seidenband und eröffneten damit den früher bedeutenden Handelsweg neu.
Zu der Zeremonie in 4545 Metern Höhe hatten sich auf beiden Seiten auch rund hundert Händler eingefunden. Sie passierten symbolisch die Grenze und wurden auf der anderen Seite mit Girlanden und Seidenschals begrüsst.
Der Nathu-La-Pass war 1962 bei einem Krieg zwischen Indien und China geschlossen worden. Anfang des vergangenen Jahrhunderts waren über Nathu La 80 Prozent des Grenzhandels zwischen Indien und China abgewickelt worden.
Das einstige buddhistische Königreich Sikkim war 1975 gegen den Willen Chinas mit Indien vereinigt worden. China hatte Sikkim im Jahr 2003 als Bestandteil Indiens akzeptiert. Indien hatte im Gegenzug die Autonome Region Tibet als Teil Chinas anerkannt.
Das Handelsvolumen zwischen China und Indien, den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Erde, lag im vergangenen Jahr bei 18,7 Milliarden US-Dollar (knapp 23 Mrd. Franken). Mit der Wiedereröffnung des Passes soll der beiderseitige Wirtschaftsaustausch weiteren Auftrieb erhalten.
Nathu La ist der dritte und wichtigste Grenzpass zwischen Indien und China, der in den vergangenen Jahren für den Grenzhandel eröffnet wurde.
Vor wenigen Tagen hatte China eine umstrittene Bahnlinie nach Lhasa in Tibet eröffnet. China plant, diese Linie - die höchste Bahnstrecke der Welt - in den kommenden zehn Jahren bis an die chinesische Seite von Nathu La zu verlängern.