Südkurier/ Tips gegen den Terror
Tipps gegen den Terror
Nicht nur Angehörige von Borderlinern werden tagtäglich mit explosiven Gefühlsausbrüchen konfrontiert, sondern alle Eltern. Manche stehen dann an der Wand und wissen nicht mehr weiter - Sohn oder Tochter machen was sie wollen. Diplom-Psychologin Ursula von Pethes machte hier einen Vorschlag: "Warum fragen sie dann nicht ,Sag mir, was ich jetzt zu dir sagen soll." Die Angehörigen von Borderlinern antworteten hier wie im Chor, dass sie dann die Antwort "das weiß ich nicht" bekommen würden. Bei einem Wutausbruch würden sie wie vor einer Glasscheibe stehen, nichts käme an und nichts gelte, was je einmal ausgemacht wurde.
Sie "flirten" regelrecht mit ihren Therapeuten, sie arbeiten in deren Augen sehr gut mit. Das Problem sahen die Mitglieder der Selbsthilfegruppe darin, dass "Borderliner" alles Erarbeitete vergessen haben, wenn sie die Türe hinter ihrem Therapeuten schließen. Eine Zusammenarbeit mit Eltern oder den Partnern wäre da sehr hilfreich. Die meisten Borderliner lehnen aber eine Familientherapie ab. Viele Angehörige nehmen deshalb selbst therapeutische Hilfe in Anspruch - aber nie sitzen alle "Parteien" an einem Tisch. Aber eine Zusammenarbeit wäre enorm wichtig.
Manchmal reichen die eigenen Kräfte dafür zwar nicht aus - je nach Größe des Kindes. Aber zwei Mütter erzählten, dass sie ihre Kinder einfach in den Arm genommen hätten, sie hätten sich zwar gewehrt, aber irgendwann habe der Wutausbruch nachgelassen und sie hätten sich regelrecht "wie Babys" fallen lassen. Bei 16-jährigen sei dies wegen des Kräfteverhältnisses allerdings nicht mehr möglich.
Ich habe mich von meinem Mann getrennt, weil ich zugrunde gegangen wäre", beschrieb eine Frau ihr Martyrium mit Wutausbrüchen und "Strafschweigen" mit einem Borderline-Mann. Sie sei wegen ihrer großen Schuldgefühle in Therapie gegangen und habe erst durch "typisch frau" von einer Krankheit namens Borderline erfahren, die zu ihrem Mann haargenau gepasst habe. Immer habe er sie bedroht, sich scheiden zu lassen. Diplom-Psychologin Ursula von Pethes meinte hierzu, dass es typisch für solche Menschen sei, Drohungen auszusprechen, vor denen sie am meisten Angst hätten. Statt Angst zeige sich dann aber diese unglaubliche Wut. Als die Frau ihn mit der Trennung konfrontiert habe, hätte sie mit allem gerechnet - lange Diskussionen, geworfenes Geschirr - nur nicht mit seinem Nervenzusammenbruch. "Das ist ein toller Trick, für alles schuld zu sein", ergänzte eine Frau aus der Selbsthilfegruppe. "Aber nur so lange, wie man das selbst glaubt."
Sabine Przewolka