Ein Mittel gegen Einsamkeit und Verzweiflung (ROMANTIK)
Autor: ManOfManyNames
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Titel: Ein Mittel gegen Einsamkeit und Verzweiflung
Altersfreigabe: 10
Teil: 1/1
Spoiler: keiner
Inhalt: Eine nächtliche Zusammenkunft in der zweiten Hälfte der siebten Staffel
Hauptdarsteller: Wer weis ?
Disclaimer: Alle Figuren gehören Joss
Kommentar: 'Lullaby for Grownups' von Chris Thompson wäre bestimmt eine gute Hintergrundmusik für diese Geschichte.
Danksagung: wieder mal an CrazyDrusilla für die Bewältigung der Betalesung
Ein Mittel gegen Einsamkeit und Verzweiflung
Es war dunkel, es war stickig und ich war weit weg von jeder Hoffnung.
Um mich herum ertönten Atemzüge von Jägerinnen-Anwärterrinnen und die Geräusche, die entstanden, wenn sie sich im Schlaf unruhig herumwälzten.
Ich starrte in die Dunkelheit hinein, solange bis die Dunkelheit in mich hineinstarrte. Die starrende Dunkelheit bestand aber nicht aus leerem Raum, sondern aus einer Gestalt, die sich über mich beugte und mich betrachtete.
"Bist Du wach?"
Diese Stimme...
"Bist Du das,...?"
"Pssst, leise. Wir brauchen niemand aufzuwecken."
"Was willst Du?" flüsterte ich gerade noch über der Hörschwelle.
"Ich kann nicht schlafen. Ich... ich hab ganz einfach Angst. Kann ich mich neben Dich legen? Nur solange bis die Angst weggeht?"
Ich zögerte einen Augenblick. Dann entschied ich mich. Was konnte schon passieren? Wir wurden bedroht von Bringern, Monstern und wer weis was noch kommen würde. Ich hatte auch Angst, ein bisschen Gesellschaft wäre vielleicht genau das, was ich nun brauchte.
"In Ordnung, komm her."
Ein Körper schlüpfte zu mir unter die Decke, zwei Arme umschlossen mich. "Danke."
Ich erwiderte die Umarmung und so lagen wir da, ruhig still und irgendwie auch geborgen und sicher.
Eine Hand begann mir durch das Haar zu streicheln.
"Wir werden sterben, nicht wahr?"
Ich schluckte.
"Sicher, eines Tages, irgendwann." Ich begann auch das Haarestreicheln zu erwidern. "Aber nicht so bald. Bestimmt nicht."
"Wie kannst Du das sagen? Morgen schon könnte ein Monster hier hereinkommen, das sich nicht stoppen läßt."
"Ich glaube einfach daran, dass wir es schaffen werden. Ich... ich hoffe es."
Und ich wusste, dass meiner Stimme anzumerken war, dass ich log. Ich hatte furchtbare, entsetzliche Angst. Vor dem Sterben, vor dem Leben, vor der Gefahr und eigentlich vor allem.
Und ich war froh, dass nicht ich diese Frage zuerst gestellt hatte.
Die Umarmung wurde enger, dringender, fordernder - aber nicht auf eine sexuelle Art und Weise.
Wir umarmten uns, nicht wie Liebende, nicht wie Freunde oder wie Geschwister. Unsere Umarmung war eher wie ein gegenseitiges Versprechen: 'Du wirst nicht stürzen, denn ich werde Dir Halt geben.'
Ich ließ die Haarsträhne zwischen meinen Fingern hindurch gleiten, schickte meine Hand weiter hinab und drückte den fremden Brustkorb stärker an meinen eigenen.
Mit einem mal hatte ich das Bedürfnis, meine Finger über die nackte Haut dieses Rückens wandern zu lassen, aber nicht etwa aus Begierde oder Lust, sondern weil...
...
...
... weil es so wäre wie die Umarmung einer Mutter und ihres nackten, neugeborenen Babys - das Urgefühl von Wärme und Geborgenheit und Schutz in einer kalten, abweisenden und feindlichen Welt.
Und ich wusste nicht, ob ich in diesem Bild die Mutter oder das Baby wäre oder etwa beides. Ich hatte nur diese Vorstellung vor Augen:
Meine Finger über jenen Rücken streiften und die Kraft und Stärke und Zuversicht würde sich in Form kleiner, brennend heller Blitze übertragen.
Von mir?
Zu mir?
Ich weis es nicht.
Wir lagen also zusammen und gaben uns gegenseitig Nähe und Wärme und vielleicht sogar Geborgenheit.
Und die Dunkelheit hatte nichts bedrohliches mehr.
Und unser Geist kam zur Ruhe, keine Schreckensvisionen jagten ihn mehr.
Und selbst die Zeit scheint ihre Macht über uns verloren zu haben.
Wie lange lagen wir so zusammen?
Sekunden? Minuten?
Stunden?
In diesen tausend glücklichen Ewigkeiten schien sogar das Atmen der Jägerinnen-Anwärterrinnen zur Ruhe gekommen zu sein, so als wolte es die heilige Stille des Augenblicks nicht stören.
Doch schließlich lösten sich die Arme von mir, der Körper, zu dem sie gehörten, ließ von mir ab und erhob sich.
"Danke für alles. Ich muss gehen."
Wieder einmal schluckte ich, dann brachte mein Mund die Worte hervor, die ich wohl unter keinen anderen Umständen ausgesprochen hätte.
"Du musst nicht gehen. Du kannst bleiben.... bitte."
Ich bin sicher, dass die erste Antwort darauf ein Lächeln war, auch wenn ich es im Dunkeln nicht sehen konnte.
"Nein, besser nicht. Ich habe von Dir alles bekommen was ich brauche - und ich hoffe, ich konnte Dir das geben, was Du brauchst. Man sollte niemals mehr verlangen als man gebrauchen kann."
Zwei Lippen berührten meine Stirn, leicht und flüchtig, wie die Berührung eines Schmetterlingsflügels, dann entfernten sich Schritte in der Dunkelheit.
Ich wusste, welchen Weg die Schritte wählen würden, ich wusste, würde ich folgen, ich würde das selbe Ziel erreichen ohne zu fehlen.
Ich würde meinen Weg durch das Dunkel finden, ohne ein einziges Mal an ein Hindernis zu stoßen.
Ich würde über die schlafenden Körper hinweggehen, wie von Engeln auf Händen getragen.
Ich würde mich erneut in diese Umarmung fallen lassen, in ihren Schutz, in ihre Geborgenheit, in ihre Schönheit jenes endlosen, flüchtigen Augenblicks.
Ich würde...
Ich würde...
Ich würde...
...
Ich würde einen wundervollen Moment durch diese Tat entweihen, beschmutzen und trivialisieren.
Die Worte waren bitter und schwer und scharf wie ein Schwert, aber sie waren wahr: 'Man sollte nicht mehr verlangen als man brauchte.'
Ich streichelte die nun leere, aber immer noch warme Stelle neben mir und lächelte.
"Danke." hauchte ich in das Dunkel und lächelnd schlief ich ein.
Es war dunkel, es war stickig und ich war weit weg von jeder Hoffnung.
Aber die Hoffnung...
...
...
...
...
... die Hoffnung war nicht weit weg von mir.