Zwei Schiffbrüchige die denken, der andere... Teil 4
Autor: ManOfManyNames
Titel: Zwei Schiffbrüchige die denken, der andere könnte schwimmen - Teil 4
Altersfreigabe: 12
Teil: 4/?
Spoiler: immer noch 7x22
Inhalt: Die einen bleiben in LA und dringen bei der Suche nach dem Geheimnis des Kaninchenpapiers in Bereiche vor, die nie ein Scoobie zuvor gesehen hat. Für die anderen heißt es 'Let's go to San Francisco'.
Hauptdarsteller: Dawn/Andrew, Buffy/Xander, Janice
Disclaimer: Was nicht Joss gehört, gehört Aaron Spelling, was den beiden nicht gehört, gehört A. Einstein
Kommentar: Etwas kürzer diesmal, aber hauptsächlich werden in diesem Teil nur die Personen "in Stellung" gebracht.
Danksagung: Hier hat wieder CrazyDru betagelesen *komm her und lass Dich knuddeln*
Zwei Schiffbrüchige die denken, der andere könnte schwimmen
Teil 4 : Let's go to San Francisco
E = mc^2
"Mit dieser Formel wies Albert Einstein in seiner bahnbrechenden Arbeit die prinzipielle Gleichheit von Materie und Energie nach und legte damit nicht nur den Grundstein für die moderne Physik des 20. Jahrhunderts sondern auch blablabla..."
Gelangweilt tat Dawn so, als würde sie sich Notizen machen, während sie in Wirklichkeit ihren eigenen Gedanken nachhing, die hauptsächlich darum kreisten wach zubleiben.
"...blablabla eine Behauptung, deren praktische Anwendung uns Miss Summers nun demonstrieren wird."
Dawn schreckte hoch. Was war los? Sie sollte etwas demonstrieren? Sie? Jetzt? Im Physikunterricht? Hilflos und unsicher schaute sie sich um. Alle anderen Schüler bildeten einen Kreis um sie und sahen sie erwartungsvoll an.
"Ähä, ja, nun, um ehrlich zu sein..."
Die Schüler begannen zu tuscheln und mit dem Finger auf sie zu zeigen. Dawn sah an sich herunter.
Zwischen den Maschen ihres Strickpullovers strahlte Licht hervor. Licht, das zusehends heller und heller wurde. Entsetzt sprang sie von ihrem Stuhl auf und schlug die Hände auf Bauch und Brust, als könnte sie so das Licht zurückpressen.
"Bitte beachten sie, dass Miss Summers keinerlei Schadstoffe emittiert oder Abfallstoffe zurücklässt, während sie sich in Energie verwandelt." Ihre Mitschüler machten sich fleißig Notizen, ohne irgendwie den Versuch zu unternehmen Dawn - wie auch immer - zu helfen. Ihre Finger hatten angefangen zu brennen oder besser zu zerstrahlen, sie glichen Wunderkerzen die heller als die Sonne waren.
"Beachten sie weiter die ungeheure Energieausbeute dieses Verfahrens. Bei einer der A-Bombenexplosionen 1945 über Japan wurde jeweils soviel Energie frei, wie durch die vollständige Umwandlung von vier Gramm Materie. Das bedeutet, die Energie die hier frei wird entspricht - was wiegen Sie, Miss Summers?"
Dawn öffnete den Mund um zu schreien, aber es kam nur ein Schwall ionisierten Plasmas heraus, der einigen Schülern in den ersten Reihen die Haare versengte.
"50 Kilogramm also, danke Miss Summers. Die hier freiwerdende Energie entspricht also dem 12.500-fachen einer dieser Bomben."
"Ist das nicht gefährlich?" fragte eine Schülerin - Janice.
"Sehr sogar. Aber das ist völlig normal." Die Lehrerin drehte sich um und sah Dawn direkt an - es war Buffy. "Dawn war schon immer ein gefährliches kleines Mädchen und ein Magnet für weitere Schwierigkeiten. Warum sollte das jetzt anders sein?"
Dawn warf sich herum und wand sich, bis der Alptraum sie schließlich freiließ und sie in ruhigere Gefilde des Schlafes hinwegdriftete.
Andrew, auf dessen Brust Dawns Kopf ruhte (oder rollte), konnte die Bewegungen bis in seinen Traum spüren. Da sie sich allerdings wunderbar in diesen Traum einfügten, wurde er davon nicht wach. Er träumte in einem protzigen Kinopalast zu sitzen, Dawn im einen Arm, einen Riesenbecher Popkorn im anderen und auf der Leinwand lief 'Die blaue Lagune' mit ihm und Dawn in den Hauptrollen.
Weitere Kommentare überflüssig, nicht wahr?
Der Grayhoundbus, mit dem die beiden unterwegs nach San Francisco waren, durchquerte die Nacht und die Lichter seiner Scheinwerfer fügten sich ein in das Lichtgemälde namens 'Kalifornien'.
Betrachtet man die kalifornische Küste nämlich nachts aus großer Höhe so erscheint sie wie die - zugegeben ziemlich krakelig ausgeführte - Zeichnung einer Brille mit einem gesprungenen Glas. Die beiden größten Städte LA und San Francisco sind natürlich die Gläser, wobei die Frisco-Bay den Sprung in dem einen Glas darstellt. Der Rahmen und der Bügel der Brille werden gebildet von den Autobahnen, die auf die beiden Städte zu- und zwischen ihnen hin und herlaufen. Eine Zeichnung aus Millionen von Lichtern.
Ein weiteres dieser Lichter war der Leihwagen, mit dem Buffy und Xander Dawn und Andrew aus San Francisco zurückholen wollten.
Und eins dieser Lichter war die gerade aufflammende Schlafzimmerbeleuchtung einer jungen Frau, die gerade aus dem Schlaf hochgeschreckt war.
Ihre Schwestern stürmten ins Zimmer.
"Um Himmels Willen, warum schreist Du? Hattest Du einen Alptraum?"
"Viel schlimmer, eine Vision."
"Erzähl! Was hast Du gesehen?"
"Es war alles so seltsam. Eine junge Frau und ein junger Mann kämpften miteinander. So sah es jedenfalls zuerst aus. Dann war dieses unglaublich helle Licht hinter den beiden und ich glaube, der junge Mann wollte sich in das Licht stürzen, aber die Frau hat ihn wohl gehindert. Dann kam noch ein Mann mit einer Augenklappe und gemeinsam zogen sie den jungen Mann weg, während das Licht immer heller wurde. Und, und wir waren auch da, das heißt, wir werden da sein, wo immer das stattfindet. Und dann sind wir aller gelaufen weil das Licht unerträglich hell wurde."
Kurzes Schweigen folgte, nur untermalt vom Keuchen der Seherin.
"Das ist... verwirrend."
"Ja, ich weis. Aber das war alles... nein, das stimmt nicht. Da war noch dieser Satz den irgendjemand sagte, ich weis nicht wer, vielleicht die junge Frau oder einer der Männer oder sogar eine von uns, aber er lautete...Moment, er lautete... 'Der wilde Schlüssel wird den Ring des Feuers öffnen.'"
"Der wilde Schlüssel?"
"Der Ring des Feuers?"
"Ich bin auch nicht mehr ganz sicher, aber so in etwa war die Bedeutung."
Die drei Frauen sahen sich gegenseitig ratlos an.
"In Ordnung, Phoebe. Du versuchst jetzt noch etwas zu schlafen und morgen fangen wir an nachzuforschen, was das alles bedeuten könnte."
"In Ordnung, gute Nacht Prue, gute Nacht Piper."
Die älteren Halliwells gingen in ihre eigenen Zimmer und die Zeichnung der gesprungenen Brille verlor einen Lichtpunkt.
...
Buffy und Xander hatten keine Gelegenheit Schlaf zu finden oder gar zu träumen.
"Ob sie wohl in diesem Bus sitzen?" fragte Buffy, während sie das Auto wieder auf die rechte Fahrbahn lenkte.
"Willst Du ihn zum Halten zwingen und nachsehen? Wir sollten uns nur vorher Taschentücher vor's Gesicht binden und Tarnnamen vereinbaren. Wie wär's mit 'Miss Green' und 'Mr. Blue'? So wie in Reservoir Dogs."
"Xander, hör auf Witze zu machen, mir ist nicht nach so was zumute."
"Und ich muss mir die ganze Fahrt von LA anhören, was Dawn alles falsch gemacht hat und wie unreif und verantwortungslos sie ist und in welchen Schwierigkeiten sie jetzt steckt oder stecken wird, wenn wir sie finden. Jetzt dämmert schon der Morgen, wir sind fast angekommen und du zeigst immer noch keine Anzeichen von Erschöpfung. Zumindest nicht was das Reden betrifft. Pass auf, hier ist gleich unsere Ausfahrt."
Buffy zog den Wagen scharf nach rechts, schärfer als es nötig gewesen wäre und Xander bemühte sich sogleich, die Stimmung zwischen ihnen beiden etwas aufzubessern.
"Denk dran, Buffy, wir sind immer noch die Guten. Die Rächer der Enterbten, die wie aus dem Nichts auftauchen, die Bösen erledigen und ohne Dank und Belohnung wieder verschwinden. Nur dass wir nicht so schicke Masken tragen, um unsere Geheimidentität zu wahren."
"Apropos 'wie aus dem Nichts auftauchen' - hast Du die Adresse der hiesigen Grayhoundstation, wo der Bus aus LA ankommen soll, zur Hand?"
Xander wühlte in seinen Taschen. "Ja hier: Bay Drive 2809."
"Gut. Und wo ist das?"
Die beiden sahen sich an. "Am besten, wir fahren an die nächste Tankstelle und kaufen uns einen Stadtplan."
...
"Dawn, aufwachen, wir sind da." Dawn streckte sich und griff vergeblich nach ihrer Decke - bis ihr einfiel, wo sie war. Sie erhob sich schlaftrunken aus dem Sitz und taumelte aus dem Bus. Andrew musste sie beim Aussteigen auffangen.
"Na, noch nicht richtig wach? Wo wohnt denn nun deine Freundin?"
Dawn gähnte und streckte sich. "Etwa zwanzig Häuserblocks von hier. Wir laufen. Erstens sind wir viel zu früh für einen Besuch und zweitens können wir kein Geld für ein Taxi ausgeben. Mein Gott ist das heiß hier."
"Eigentlich ist es eher kühl." sagte Andrew, packte ihre wenigen Habseeligkeiten und trottete Dawn hinterher.
...
"Ich glaub es immer noch nicht." schimpfte Buffy während sie das Auto verließen. "29,95 $ für einen lumpigen Stadtplan. Und dann kommen wir auch noch genau die Zeit zu spät zur Busstation, die wir gebraucht haben, um eine Tankstelle zu finden und diesen Plan zu kaufen."
"Wir hätten ja auch während der Fahrt die Polizei anrufen können. Die hätten die beiden einfach bei Grayhound erwartet und wir hätten sie direkt in Empfang nehmen können. Warum haben wir das bloß nicht gemacht?" Xander blieb stehen und tat so als müsste er überlegen. "Ach ja." Er äffte Buffys Stimme nach. "Dawn wird Gott weis was für einen Zirkus machen, wenn ich sie von der Polizei einfangen lasse. Und wenn Andrew wegen Kindesentführung ins Gefängnis kommt, dann wird sie mir ewig böse sein. Außerdem, Andrew hat sich einiges geleistet, aber das Gefängnis wünsche ich ihm auch nicht. Und wenn die Jugendfürsorge von der Sache Wind bekommt, dann bin ich Dawn endgültig los."
"Schon gut, schon gut." Buffy wirkte ehrlich zerknirscht. "Ich wollte ja unbedingt alles selber erledigen - die Jägerin eben."
"Ich hoffe, das mit dem Erledigen bezieht sich nicht auf Andrew." fuhr Xander mit normaler Stimme fort. Und als Buffy ihn entgeistert ansah fügte er hinzu:
"Wahrscheinlich sitzen sie jetzt gerade bei den Wiesmanns am Frühstückstisch bei Keksen und Kakao und wir brauchen sie nur mitzunehmen."
"Hoffentlich." Sagte Buffy und drückte die Klingel neben dem Namensschild 'Henry & Helen Wiesmann'. "Aber Dawn war schon immer ein eigensinniges kleines Mädchen und ein Magnet für Schwierigkeiten. Warum sollte das jetzt anders sein?"
Eine beiden völlig fremde Frau öffnete ihnen.
"Ja, bitte?"
"Ähä... wir, wir suchen Dawn,... das ist meine Schwester und sie hat gestern hier angerufen und wir dachten, weil sie nicht gesagt hat, wohin sie geht, also..." Buffy kam sich sehr albern und verloren vor, wie sie hier einer Frau, die damit bestimmt nichts zu tun hatte, ihre Familienprobleme darlegen sollte.
"Dann sind Sie beide Freunde von Janice?"
"Janice? Sie meinen... Janice Panshaw aus Sunnydale?"
"Genau, sie ist meine Nichte, aber kommen Sie doch herein. Sie und ihre Familie sind vor kurzem hierher gekommen. Schrecklich was mit der Stadt passiert ist. Aber zum Glück sind ja wohl alle noch rechtzeitig herausgekommen."
"SIE WISSEN was in Sunnydale passiert ist?" Buffy und Xander warfen sich besorgte Blicke zu während sie eintraten. Hätte nur einer von ihnen einen Blick auf die andere Straßenseite geworfen, so hätte er dort Dawn und Andrew gesehen, die sich bei diesem Anblick natürlich sofort aus dem Staub machten.
"Ja natürlich, alle Sender haben von dem plötzlichen Erdbeben berichtet, das die Stadt verschluckt hat. Sie können sich vorstellen, dass wir hier in San Francisco wegen so was ziemlich beunruhigt sind."
"Ach ja, Kaliforniens drei Hauptindustrien. Filme, Surfer und Erdbeben." Die beiden entspannten sich wieder etwas.
...
"Der Plan mit deiner Freundin fällt also flach. Wohin sollen wir nun?"
"Ich weis nicht. Ich kann im Moment gar nicht klar denken, mir ist so heiß."
Dawn lehnte sich gegen eine Wand und keuchte entsetzlich, so als wären sie nicht zwei Häuserblocks sondern zwei Meilen gerannt.
"Na komm her, wir dürfen jetzt nicht..."
Aber Dawn erfuhr nie, was sie nach Andrews Meinung jetzt nicht durften. Als er sie in die Arme nahm weiteten sich seine Augen vor Erstaunen.
"Was ist?" Andrew legte eine Hand auf Dawns Stirn. "Hab ich Fieber?"
"Fieber? Im Gegenteil, du bist ganz kalt. Vielleicht sollten wir doch zu Buffy..."
"Nein, ich werde nicht bei der ersten Kleinigkeit zu ihr zurückkommen wie ein heulendes kleines Mädchen. Ich muss nur etwas ausruhen, bring mich hier weg."
Andrew legte sich Dawns Arm über die Schulter und ging mit ihr die Straße hinunter. Alle paar Schritte lächelte er sie an, um ihr Mut zu machen - oder sich selber.
Zwei Häuserblocks weiter wurde sein Atem über ihrem Gesicht sichtbar.
...
"Nein, Miss Summers, Dawn hat sich seit gestern noch nicht wieder bei mir gemeldet."
Sie standen zu viert in der Eingangshalle des Hauses und Janice hatte das Gefühl vor einem Tribunal zu stehen.
"Und sie hat nicht gesagt, was sie weiter vorhatte?"
"Nein, Miss Summers. Sie sagte nur, dass sie hier ein oder zwei Tage Zwischenstopp machen wollte und sie wollte einen Freund mitbringen."
Buffy hatte das deutliche Gefühl, angelogen zu werden - keine neue Erfahrung im Umgang mit Janice wie sie sich in Erinnerung rief. Leider konnte sie in Gegenwart von Janice Tante nicht allzu heftig werden.
"Wenn sie also noch auftauchen sol... wird," Buffy begann auf einen Notizblock zu schreiben, "hier ist meine Telefonnummer." Sie reichte Janice den Zettel.
"Natürlich, Miss Summers, verlassen sie sich ganz auf mich."
Buffy schien zu überlegen, beschrieb einen zweiten Zettel und reichte ihn Ms. Wiesmann. "Hier, falls Janice" sie musterte Janice mit einem Blick, der dieser es ratsam erschienen ließ zu schweigen "nicht da sein sollte, wenn Dawn kommt."
Buffys Handy klingelte, gerade als sie und Xander das Haus der Wiesmanns verlassen hatten.
"Buffy Summers?"
"Buffy, hier ist Willow. Buffy, ich hab Dir zwei Dinge zu sagen: Zum einen, Giles hat herausbekommen, was es mit dem Wort auf sich hat, das Lorne aus Dawns Seele gelesen hat. Es heißt korrekt 'Kaninchenpapier' und stammt aus dem Roman "The Game-Players from Titan" (1) von Philip K. Dick. In dem Roman ist die Erde von Außerirdischen vom Saturnmond Titan besetzt, die mit den Menschen um ganze Städte und Länder spielen und..."
"Will," unterbrach Buffy ihre Freundin, "wir sind nicht mehr in der High-School. Ich will keine Inhaltsangabe des Romans, sag mir nur, was es mit diesem Papier auf sich hat."
In der Leitung war es erst totenstill, dann war Willows Schlucken zu hören.
"Es... es... es.... Buffy, Kaninchenpapier ist ein SCHWANGERSCHAFTSTEST."
*Wird fortgesetzt*
(1) deutsch "Das Globusspiel"