Jubiläum!
Fame Academy, Become One, Meant2Be und andere Projekte...
Was vergeht doch die Zeit so schnell!? Vor exakt einem Jahr, am 23. November 2003, saßen wir gespannt, aufgeregt, Daumen drückend, zitternd und hoffend vor dem Fernseher. Zwischen 18 und 20 Uhr befanden wir uns regelrecht im Ausnahmezustand. Jeder wünschte sich seine individuellen Favoriten in die neue Band Become One.
Standesgemäß war die letzte Entscheidungsshow mit Fame eröffnet worden, wobei man die Aufregung jedes einzelnen Studenten deutlich spüren konnte. Es lag eine Spannung in der Luft, die jäh zu zerreißen drohte, auch vibrierten die Stimmen der letzten sechs Bandanwärter vor Nervosität, was jedem von ihnen aber nur weitere Sympathiepunkte einbrachte.
Unsere Caro musste an diesem Abend als erste ran. So hatte das Los entschieden. Bereits taggenau vor einem Monat hatte sie gegenüber ihren Mitstudenten Chris und Tommy offenbart, sie wünsche sich Like The Way I Do von Melissa Etheridge als Nominierungssong, da sie dabei so richtig abgehen würde (O-Ton Caro). Nun war genau dieses Lied ihr Finalsong geworden und Caro hatte nicht zu viel versprochen, denn sie ging wirklich richtig ab! Zunächst stand sie selbstbewusst hinter ihrem Mikro, animierte das Publikum zum Mitklatschen. Dann aber ergriff sie den Mikroständer und legte los. Die Steigerungskurve wurde zur fast senkrechten Geraden, die steil nach oben führte, und wenn man als atemloser Zuschauer dachte, mehr ginge nicht, so legte das kleine Energiebündel noch einen drauf! Wie sie selbst hinterher sagte, ließ Caro es einfach laufen. Das war Caros Eintrittskarte in die Band, war sich mein Ex-Freund Andi, der mit mir zusammen das Finale verfolgte, nach Caros Auftritt sicher.
Sedat sang sich mit einer sanfteren R`N´B-Nummer von Usher in die Herzen seiner Fans. Elegant fand er ein zartes Gleichgewicht zwischen Gesang und Tanz. Zwar hielt Renick Sedats Version von U Remind Me eher für langweilig, doch das Studiopublikum gab Sedat jubelnd recht.
Trotz ihrer kleinen Einstiegspanne in Alicia Keys Falling präsentierte Ji-In den Titel nicht nur mit ihrer klaren Stimme, sondern auch mit einer kräftigen Portion Charisma. Das verhinderte allerdings nicht, dass Ji-In am ganzen Leib sichtbar zitterte.
Gewohnt schüchtern, aber mit der ebenso gewohnten Wärme in seiner an dem Abend heißeren Stimme eroberte Christopher mit Stand By My Woman Now von Lenny Kravitz nicht gerade wenige Frauenherzen... Was die Ausstrahlung von Chris betraf, so fand ich ihn diesmal nicht so überzeugend wie sonst, aber schließlich zählte ja die Leistung der gesamten letzten drei Monate.
Einen der meiner Meinung nach besten Auftritte der Finalshow legte Tommy hin. Er schien Elton Johns I´m Still Standing regelrecht verinnerlicht zu haben und so meisterte er einen wirklich souveränen Auftritt.
Zu Beginn seines Finalsongs Mystify von INXS sang David noch sehr schüchtern. Er konzentrierte sich fast ausschließlich auf seine Stimme, vernachlässigte dabei schon fast gefährlich seine Bühnenpräsenz. Doch gegen Ende platzte der Knoten und David schien es auf die bewährte Caro-Tour einfach laufen zu lassen.
Quasi zur Entspannung folgte nach den Einzelperformances ein gemeinsamer Auftritt aller Studenten mit Sarah Connor. Zusammen mit der hochschwangeren Sängerin und deren Ballade Skin On Skin sollten die aufgeregten Finalisten etwas zur Ruhe kommen, ebenso all diejenigen, die mit den sechs fieberten. Dass zwischen den beiden Delmenhorstern Sarah und Chris nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein privates Band bestand, zeigten die beiden während des Songs einige Male deutlich. Blickkontakte, sich gegenseitig zulächeln und auch hörbare Lacher gehörten schon fast zur Performance.
Ein einziges und letztes Mal in dieser Konstellation, wie es geheißen hatte, sollten die Studenten nun die erste Single von Become One singen und performen. Doch sollte es wirklich das letzte Mal sein, dass Don´t Need Your Alibis von sechs Personen gesungen wurde?
Die Endgrafik des Zuschauervotings zauberte den Finalisten das pure Entsetzen ins Gesicht. Drei Balken waren mit 23,8%, 19,9% und 15,9% nur wenig in Führung gegangen, doch die anderen drei Balken unterschieden sich nur durch die Kommastellen: 13,9%, 13,3% und 13,2%! Da man aber noch nicht wusste, auf wieviel Bandmitglieder sich die Dozenten vor der Show geeinigt hatten, war noch keine Prognose möglich.
Music Is The Key hieß die damals aktuelle Single von Sarah Connors Gemeinschaftsprojekt mit Naturally7. Während die acht Musiker ihre für Sarah eher ungewöhnlich leichte Ballade performten, diskutierten die Dozenten mit dem Ergebnis des Votings heftig über die Zusammensetzung der Band und die Noch-Studenten wünschten Sarah und ihren Männern die Pest an den Hals, zumal sie viel lieber früher als später von ihrer Angst um Gewinnen und Verlieren erlöst werden wollten. Den Zuschauern ging es da ganz ähnlich...
Dann endlich war es soweit. Kim, die an dem Tag niemand um ihre Position beneidete, trat an die Finalisten heran und verkündete das Ergebnis. Schnaubend und um Luft ringend stand unsere Caro da, verkrampfte ihre Hände ineinander, starrte zwischen dem Boden und der Luft hin und her, kaute auf ihren Lippen herum und wagte es kaum, mit Kim Blickkontakt aufzunehmen. Dann die erlösenden Worte von Kim: Carolin, du kommst in die Band.
Äußerlich zwar relativ ruhig wirkend, körpersprachlich aber mehr als ungeduldig und furchtbar nervös lauschte Sedat der kleinen Rede von Kim, bis auch er die Nachricht erhielt, es in die Band geschafft zu haben. Im Publikum lagen sich nur wenige Augenblicke später auch schon die Familien von Caro und Sedat glücklich in den Armen.
Völlig unfähig, ihre Gefühle wenigstens einigermaßen zügeln zu können, konzentrierte sich Ji-In mit letzter Kraft auf die Worte von Kim. Dass sie zuvor nicht zu den Studenten gehört hatte, die von den Zuschauern unter die vier besten gewählt wurden, ließ Ji-In das Blut in den Adern gefrieren. Doch nichtsdestotrotz wurde Ji-In an diesem Abend Mitglied der Band Become One.
Äußerlich konnte man meinen, Chris wäre die Ruhe selbst. Wie das in ihm drin ausgesehen haben muss, möchte ich nicht wirklich wissen. Doch anstatt sich anschließend darüber zu freuen, es in die Band geschafft zu haben, drückte er David an sich und war sich sicher: Wir sehen uns in der Band.
Schließlich ging es zwischen Tommy und David nun darum, wer es von beiden schaffen würde. Inzwischen war bekannt geworden, dass sich die Dozenten vor der Show auf fünf Mitglieder geeinigt hatten. Das bedeutete, dass einer der beiden jungen Männer es nicht schaffen würde. Die Chancen jedes einzelnen hielten sich die Waage.
Der fast versteinerte Tommy hatte das Glück, dank der Auslosung der Reihenfolge, sein Ergebnis als erster zu erfahren. Er konnte partout nicht still stehen, aber wie auch? Ich konnte es vor dem Fernseher ja auch nicht.... Dann die Erlösung einerseits, die Trauer und die Enttäuschung andererseits. Thomas hatte es in die Band geschafft, was bedeutete, dass David raus war.
Aber war er das wirklich? Bei anderen Castingshows wurde das Ergebnis der beiden letzten Kandidaten doch immer zusammen bekannt gegeben, um die Spannung zu steigern. Kam da etwa noch etwas? Im Nachhinein betrachtet fallen einem solche Dinge natürlich eher auf, doch in der Situation damals dachte kein Mensch so weit. Oder doch?
Während Tommy zu seinen neuen Kollegen ging, drehte er sich immer wieder enttäuscht zu David um. Er konnte es nicht glauben, dass er den, der ihn stets im Tanz unterstützt hatte, zurück lassen musste.
David hatte Tommys Entscheidung gefasst aufgenommen, was nicht heißt, dass er innerlich nicht bitter enttäuscht war. Es schien seine Strategie zu sein, um seine Gefühle unter Kontrolle halten zu können. Es setzte traurige Musik ein und die fünf Ex-Studenten, die ihren Platz in der Band bekommen hatten, starrten ungläubig in Richtung David. Ihre Freude über den eigenen Erfolg wich der Trauer um einen engen Freund, der nicht mehr im selben Boot sitzen sollte wie sie.
Kim sprach zu David nun über die letzten drei Balken des Votings, die nahezu identisch waren. Die weinende Caro, die nur noch von Chris daran gehindert werden konnte, nicht sofort zu David hin gehen zu können, schlug sich eine Hand vor den Mund, als könne sie ahnen, was gleich kommen sollte. Auch ich dachte damals genau das, was Caro körpersprachlich ausstrahlte oder viel mehr, ich hoffte es. Und genau so sollte es kommen! David hatte den Braten mittlerweile auch schon gerochen, aber nicht zu hoffen gewagt, und noch während Kim verkündete, dass es auch David in die Band geschafft hatte, rannten seine fünf Kollegen bereits von hinten auf ihn zu. Die Musik wechselte zu Robbie Williams Let Me Entertain You und unter tosendem Applaus feierten, tanzten, weinten und hüpften die sechs Mitglieder von Become One ausgelassen über die Bühne. Nur wenig später mischten sich auch die Dozenten unter die Band und selbst Moderatorin Nova vergoss Tränchen der Rührung.
Nur gute zwei Stunden später stieg in der Academy die große Party, die wir via Tele5 miterleben konnten. Alle Dozenten und Nova waren gekommen, um mit Become One im Foyer ihren Triumph zu feiern. Dort war alles festlich vorbereitet worden und so ausgelassen und locker erlebte der Zuschauer Caro, Sedat, Ji-In, Chris, Tommy und besonders David zum ersten Mal. Diese unterhielten sich mit den Dozenten angeregt über ihre Gefühle, Zukunftspläne, Sarah Connor und die letzten zehn Wochen in der Academy, während sich Ex-Studentin Souzi bereits im Interview mit Jochen beim Nachtfalken befand. Natürlich wurde Souzi wie jeder ausgeschiedene Student zur Beziehung zwischen Caro und Chris befragt. Sie hielt sich aber ebenso bedeckt wie ihre Vorgänger, doch die Caro- und Chris-Fans sollten sich ihre Antwort später noch selbst basteln können...
Gegen Mitternacht war der Alkoholpegel nicht nur bei den Bandmitgliedern bereits so weit angestiegen, dass Bandküken Christopher bereits mit den unerwünschten Nebenwirkungen zu kämpfen hatte. Von Übelkeit geplagt wandte er sich leidend an Caro, die aber selbst noch so aufgekratzt war, dass sie ihn mehr veräppelte, als dass sie ihm half.
Eine starke Stunde später ging es Chris schon besser und die völlig erschöpften kleinen Sternchen fielen müde in ihre Betten. Chris hatte von Sarah Connor ihr aktuelles Album geschenkt bekommen, welches er zur Entspannung in den Ghetto Blaster gelegt hatte. Während des Tracks Music Is The Key diskutierten die sechs Become Oneler noch eine Weile über Sarah und die Finalshow, bei Love Is Color-blind kuschelte sich Chris schon hingebungsvoll an seine Caro. Die explosive Gänsehautballade Just One Last Dance setzte dem ganzen dann die Krone auf, aber auch die anderen vier kamen bei diesem Song ganz schnell zur Ruhe und ich begann mit dem Schreiben eines ersten Briefes an Caro.
So endete ein aufregender Tag, ein Tag, auf den wir heute ein Jahr später mit den unterschiedlichsten Gefühlen zurück blicken können. Die Band Become One gibt es heute nicht mehr, noch nicht einmal teilweise. Chris hatte bereits Mitte Mai die Band verlassen, Sedat war schon im Juli mit seinem Freund Gunther als Meant2Be durchgestartet. Tommy hat auch schon eine Single auf den Markt gebracht. Wie es mit Ji-In und David, die sich Neuzugang Jean-Pierre an Bord geholt hatten, weitergehen wird, kann man noch nicht sagen. Unsere Caro aber strebt emsig ihrer Solokarriere entgegen. Dafür wünsche ich ihr von Herzen alles Glück dieser Erde.