Meeting Point - Ernährungs Tipps

Nahrungsergänzung für Sportler – was ist drin und was ist dran?

Nahrungsergänzung für Sportler – was ist drin und was ist dran?

Optimale Resultate, wichtig für die Fettverbrennung, gibt den
vollen Pump, effektives Muskelwachstum - glaubt man den Versprechungen
einschlägiger Kataloge oder der Firmen im Internet, so könnte man auf
die Idee kommen, dass ohne Sportlernahrung gar nichts läuft.
Insbesondere Kraftsportler setzen neben einem intensiven Training auf
die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln.


Die Werbung verspricht vieles, aber kann sie es auch halten?


Wie groß sind die Nebenwirkungen der teuren Eiweißdrinks,
Vitaminpräparate, Powerriegel und Leistungsförderer wie Carnitin oder
Kreatin? Ministerien, Verbraucherzentralen und wissenschaftliche
Institute wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind sich einig:


Mit Vitaminen, Spurenelementen und Mineralien angereicherte
Lebensmittel sind für den Sportler völlig unnötig, da ihr Bedarf über
eine ausgewogene, gesunde Ernährung vollständig gedeckt wird.


Trotzdem sind Verbraucher offensichtlich bereit, für die teure
Sportlernahrung beträchtliche Summen auszugeben. Auch ein zusätzlicher
Eiweißbedarf für den Muskelaufbau wird den sportlichen Konsumenten
fälschlicherweise vorgegaukelt. Eiweißpräparate stellen die größte
Produktgruppe auf dem Markt für Sportlernahrung dar. Da jedoch in
Deutschland ohnehin 60 - 70 % mehr Eiweiß verzehrt wird, als es den
Empfehlungen der DGE entspricht, deckt diese Überversorgung selbst den
Bedarf von Leistungssportlern ab. Eine künstlich erhöhte Eiweißaufnahme
beansprucht daher durch eine erhöhte Harnstoffproduktion unnötigerweise
nur die Nieren.


Sportler- oder Fitnessriegel sollen eigentlich die grundsätzlich
positiv zu beurteilenden Kohlenhydrate für die Energieversorgung
liefern. Dies erfolgt jedoch in erster Linie lediglich durch einen
hohen Zuckeranteil. Eine zwischendurch konsumierte Banane ist deshalb
für den Sportler weitaus effektiver für die Nachlieferung von Energie
und zudem sehr viel billiger.


Die Wirkung von Leistungsförderern oder ergogenen Stoffen
soll in der Verbesserung der Energieversorgung, Vermehrung von
Muskelgewebe oder Vermeidung sportbedingter Zellschäden liegen.
Wissenschaftlich ausgewiesen sind diese Wirkungsweisen allerdings
nicht. Zudem gibt es z.T. schwerwiegende Begleiterscheinungen bei
Einnahme dieser Produkte.


Koffein steht daher in höheren Dosen genossen (ab sechs Tassen
Kaffee) sogar auf der Liste der für den Sport verbotenen Substanzen
(Dopingliste), bei Kreatin wird die Aufnahme in diese Liste noch
diskutiert.


Zu den ergogenen Stoffen zählen:

KreatinL-CarnitinVerschiedene Aminosäuren wie Arginin, Ornithin, Glutamin oder TryptophanBCAA, das ist ein Kürzel für verzweigtkettige Aminosäuren wie Valin, Isoleucin und LeucinCLA, die konjugierte LinolsäureTaurinPflanzliche Drogen und Extrakte: Guarana (Wirkstoff Koffein), Ephedrin im Heilkraut Ma HuangPhosphatsalze, Alkalisalze und Coenzym Q 10

Kreatin


Kreatin ist der wohl zur Zeit populärste Wirkstoff, der
leistungsfördernd wirken soll. Es stellt eine Schlüsselsubstanz für die
Bereitstellung von Energie im Körper dar und besteht aus den Aminosäuren Arginin, Glycin und Methionin. Gebildet wird Kreatin in Leber, Niere und Bauchspeicheldrüse, im Muskel wird diese Substanz zu etwa 95% gespeichert.


Der Mensch benötigt täglich rund zwei Gramm Kreatin, davon nimmt er
rund die Hälfte vornehmlich aus fleisch- und fischreicher Nahrung auf,
während die andere Hälfte vom Körper selbst gebildet wird.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass nach Einnahme von Kreatin
die Konzentration dieser Substanz in den Muskeln ansteigt, wobei sich
aber gleichzeitig das Verletzungsrisiko der Muskeln erhöht.


Nur bei maximalen Kurzzeit-Belastungen konnte Kreatin mit einer
Erhöhung der körperlichen Leistungsfähigkeit in Verbindung gebracht
werden. Bei Ausdauersport und submaximalen Belastungen war kein Effekt
nachweisbar. Zusätzlich können Nebenwirkungen in Form von Magen-Darm-Störungen auftreten sowie eine Zunahme des Körpergewichts von durchschnittlich zwei Kilogramm durch Wassereinlagerung in der Muskulatur.


Da normalerweise die körpereigene Herstellung (Synthese) und die
Versorgung durch eine ausgewogene Ernährung für eine genügende
Kreatinversorgung des Körpers ausreichen, ist insgesamt von diesem
Mittel abzuraten.

L-Carnitin


L-Carnitin besteht aus den Aminosäuren Lysin und Methionin und
wird im menschlichen Organismus in Leber, Niere und Gehirn gebildet.
Carnitin ist ebenfalls keine essentielle Substanz, d.h. unser Körper
kann es selbst herstellen. Für diese Synthese von L-Carnitin werden die
Vitamine C, B6 und Niacin, sowie das Mineral Eisen gebraucht.


In Verbindung mit einer ausgewogenen Ernährung wird dem Körper auch
bei sportlicher Betätigung ausreichend Carnitin zur Verfügung gestellt.
Es kommt vorwiegend im Fleisch, aber auch in geringerem Maße in
Milcherzeugnissen, Eiern, Gemüse, Obst und Vollkornprodukten vor.
L-Carnitin fungiert als Transportmittel für langkettige Fettsäuren in
die Zellkraftwerke (Mitochondrien).


Daher spielt es eine wichtige Rolle bei der Energiegewinnung
aus Fett. Da L-Carnitin bei dem Transport jedoch nicht verbraucht wird,
sondern immer wieder verwendet werden kann, konnten wissenschaftliche
Untersuchungen die bei zusätzlicher Carnitineinnahme angeblich positive
Wirkung auf die Leistungsfähigkeit nicht nachweisen. Auch der
untrainierte Anwender diese Produktes wird daher nach einer übermäßigen
Anstrengung weiterhin von Muskelkater geplagt werden.


Dagegen hilft nur Training, jedoch nicht die Einnahme von Carnitin.
Eine längerfristige Einnahme dieses Produktes führt zudem zu einer
Abnahme der körpereigenen Carnitinproduktion.


Aminosäuren

Arginin OrnithinGlutaminTryptophanBCAA: ( verzweigtkettige Aminosäuren): Valin, Isoleucin, Leucin

Die
bei Sportlern herrschende irrige Meinung, dass eine zusätzliche
Eiweißaufnahme den Muskelaufbau stärkt, setzt sich auch bei diesen
Nahrungsergänzungsmitteln fort, denn Aminosäuren sind die Bausteine der
Eiweiße. Doch die muskelaufbauende (anabole) Wirkung bei einer
Supplementierung von Aminosäuren wie Arginin oder Ornithin konnte
wissenschaftlich nicht bestätigt werden.


Zwischen der Eiweißsynthese und dem Glutamingehalt im Muskel
hingegen besteht ein direkter Zusammenhang. Zudem ist Glutamin auch für
das Immunsystem notwendig. Bei der Aminosäure Tryptophan wird eine
antikatabole Wirkung diskutiert. Dies bedeutet, dass dieses Mittel die
Muskulatur bei intensivem Training vor Abbauprozessen schützen soll und
somit einer zentralen Ermüdung der Muskeln bei starker Belastung
entgegenwirkt. Dies soll bei den verzweigtkettigen Aminosäuren Valin, Leucin und Isoleucin ebenfalls der Fall sein.


Die drei Aminosäuren sind zwar essentiell, doch werden sie bei einer
ausgewogenen Ernährung in ausreichendem Maße über tierische
Lebensmittel in den Körper aufgenommen. Wissenschaftliche Ergebnisse
über eine positive Wirkung der Aminosäuren auf den Ermüdungsprozess
liegen allerdings nicht vor oder sind bezüglich Tryptophan
widersprüchlich. Ein Schutz vor dem Abbau der Muskulatur scheint aber
insgesamt nicht sinnvoll, da im Körper von Natur aus katabolische
Prozesse (den Abbaustoffwechsel betreffend) einen Reiz auf anabolische
(aufbauende) Wirkungen ausüben. Bei höheren Dosierungen einer oralen
Aufnahme der verzweigtkettigen Aminosäuren muss zudem mit
Magen-Darm-Beschwerden gerechnet werden.


Konjugierte Linolsäure


Diese Linolsäure kann in 16 verschiedenen chemischen Formen
vorliegen, kommt vornehmlich im Pansen von Wiederkäuern vor und
reichert sich in Butter, Muskelfleisch und Milch an. Tierversuche
belegen, dass sie das Wachstum und die Ausbreitung von Krebs hemmt und
Gefäßveränderungen verringert. Beim Sport wird dieser Substanz eine
antioxidative Wirkung zugesprochen, indem sie vorbeugend gegen
Herz-Kranz-Gefäß-Erkrankungen wirkt.


Die orale Einnahmemenge und die richtige chemische Struktur der
konjugierten Linolsäure sind jedoch noch nicht bekannt. Sie soll
weiterhin auch den Körperfettanteil vermindern und den Muskelanteil
erhöhen. Bisher sind diese Beobachtungen jedoch nur auf der Basis von
Reagenzglas- oder Tierversuchen an Küken und Mäusen gemacht worden,
eine Übertragbarkeit auf den Menschen ist zweifelhaft. Da die
konjugierte Linolsäure bei hoher Dosierung mit einem Wachstum von
Lebertumoren in Zusammenhang gebracht wird, ist von einer Einnahme
abzuraten.


Taurin


Taurin wird im Körper mit Hilfe des Vitamins B6 aus den Aminosäuren


Methionin und Cystein in Leber und Gehirn in ausreichender
Menge gebildet, um den täglichen Bedarf, auch eines Sportlers, zu
decken. Besonders taurinhaltig sind Thunfische in Konserven und
Fleisch. Milchprodukte und pflanzliche Lebensmittel enthalten kaum
Taurin.


Taurin soll einerseits als antioxidative Zellsubstanz wirken,
andererseits soll es positive Auswirkungen auf das
Herz-Kreislauf-System haben. In der Werbung soll Taurin neben anderen
Aminosäuren „die notwendigen Aufbaustoffe für Muskelprotein" liefern.
Insgesamt liegen jedoch keine wissenschaftlich anerkannten Studien
einer Leistungsförderung bei zusätzlicher Einnahme von Taurin vor. Auch
die angeblich antioxidative Wirkungsweise dieser Substanz ist
wissenschaftlich nicht abgesichert.


Koffein in Guarana, Ephedrin im Heilkraut Ma Huang


Guarana ist eine Bezeichnung für die Samenkörner einer
südamerikanischen Schlingpflanzenart. Das in ihm enthaltene Koffein
wirkt sich anregend auf Gehirn und Atem- sowie Kreislaufsystem aus. Das
Koffein gelangt nach seiner Aufnahme sofort ins Gehirn und führt dort
zu gesteigerter Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit.
Diese anregende Wirkung hält vier bis sechs Stunden an.


Starken Kaffeetrinkern nutzt dies allerdings nichts, da eine
Koffeingewöhnung einsetzt. In den ersten Minuten einer sportlichen
Belastung soll Koffein die Energiegewinnung aus Fett erhöhen. Dies
führt bei langandauernden sportlichen Belastungen zu einer Einsparung
des körpereigenen Speichers für Stärke im Muskel, dem sogenannten
Muskelglykogen. Der harntreibende Effekt von Koffein wirkt sich für den
Wasserhaushalt beim Sport allerdings negativ aus.


Die Nebenwirkungen eines Koffeingenusses können

Reizbarkeit, Nervosität DurchfallZittern oder Schlaflosigkeit sein.

Ephedrin aus dem
chinesischen Heilkraut Ma Huang (Ephedra Sinica) wird im Handel oft in
Kombi-Präparaten mit Koffein und Aspirin angeboten. Es wirkt durch
seine natürlichen Amphetamine sowohl stimulierend auf den Kreislauf als
auch gewichtsreduzierend.


Phosphatsalze, Alkalisalze und Coenzym Q 10


Phosphatsalze sind Bestandteile der körpereigenen Energiespeicher ATP (Adenosintriphosphat) und KP (Kreatinphosphat). Sie sollen bei Kurz- und Langstreckenläufern
eine Leistungssteigerung bewirken und eine Milchsäurebildung
verhindern. Wissenschaftliche Untersuchungen hierzu sind jedoch
widersprüchlich. Alkalisalze als chemische Verbindungen mit Bicarbonat- und Citrat-Resten sollen eine Leistungssteigerung bei Sprintern und Kurzstreckenschwimmern hervorrufen, indem sie die entstehende Milchsäure "abpuffern".


Wissenschaftliche Untersuchungen haben diesbezüglich jedoch
widersprüchliche Ergebnisse erbracht, hinsichtlich Ausdauerleistungen
ergaben sich sogar negative Auswirkungen. Zusätzliche Nebenwirkungen
wie Magenkrämpfe oder Durchfälle wurden ebenfalls beobachtet. Das Coenzym Q 10
soll den Abbau der Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße verbessern.
Wissenschaftliche Studien konnten dies allerdings nicht nachweisen.


Rechtliche Regelungen


Zur Zeit bestimmen die Hersteller der Sportlernahrungsmittel, wie
ihre Produkte zusammengesetzt sind, da wissenschaftlich fundierte und
rechtlich verbindliche Bestimmungen noch fehlen. Zudem ist die
Zuordnung der Nahrungsergänzungsmittel in einen rechtlichen Rahmen
unübersichtlich und problematisch, denn täglich kommen 20 neue Mittel
dieser Art auf den Markt. Nach dem Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz (LMBG) werden Nahrungsmittel beurteilt, die der Aufrechterhaltung der Lebensvorgänge dienen.


Dazu gehören:

Eiweiße, Fette, Kohlenhydrate, Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe Spurenelemente.

Nahrungsergänzungsmittel werden
ebenfalls nach dem LMBG beurteilt. Sie sollen die Nahrung dann
ergänzen, wenn unter bestimmten Umständen mit Mangelerscheinungen zu
rechnen ist. Wegen ihrer bei Missbrauch gesundheitlichen Risiken werden
jedoch die Vitamine A und D, Mineralstoffe, Spurenelemente und
Aminosäuren nach dem LMBG als Zusatzstoffe deklariert. Dies
ermöglicht eine Zulassung ausschließlich nur bei Vermeidung von
Verbrauchertäuschung und bei gesundheitlicher Unbedenklichkeit.
Letzteres sollte zumindest bei den Aminosäuren umstritten sein.


Die den besonderen Ernährungserfordernissen von Leistungssportlern angepassten Nahrungsmittel können als diätetische Lebensmittel deklariert
werden. Sie dienen im Gegensatz zu den Nahrungsergänzungsmitteln nicht
der Prophylaxe, sondern werden nur eingesetzt, wenn schon bestimmte
nahrungsbedingte Erfordernisse bestehen. In diese Gruppe gehört ein
Teil der erwähnten Leistungssteigerer. Nach dem Arzneimittelgesetz (AMG) werden alle Substanzen beurteilt, die Krankheiten vorbeugen oder Körperfunktionen beeinflussen.


Hier findet man im Sportlernahrungsbereich viele Dopingmittel, die
von nationalen und internationalen Sportfachverbänden bekämpft werden.
Ohnehin ist der Zusatz eines Arzneimittels zu einem Lebensmittel nicht
zugelassen. Ausdrücklich in Deutschland verboten sind Anabolika (Medikamente, die sich von männlichen Hormonen ableiten) und Prohormone
(Vorläufersubstanzen dieser Hormone). Problematisch ist jedoch die
Tatsache, dass bis zu 20 % der Nahrungsergänzungsmittel im
Sportlernahrungsbereich mit nicht deklarierten Prohormonen und
Anabolika kontaminiert sind, die größtenteils durch Verunreinigungen
von Gefäßen oder Apparaturen dort hineingelangen. Insbesondere Produkte
aus Holland, USA, Russland und China sollen hiervon betroffen sein.


Es gibt einige Stoffe in der Sportlernahrung, die sich in der Grauzone zwischen Lebens- und Arzneimittel befinden. Hierzu gehören z.B. Substanzen wie das Vitamin B6,
welches Bodybuildern in Mengen bis 50 mg (2500% des Tagesbedarfs)
angeboten wird, weil es zur anabolen Wirkung von Eiweißpräparaten
beitragen soll. Auch Kreatin, Taurin, CLA und L-Carnitin sind
Substanzen, die sich diesbezüglich auf einer Gratwanderung befinden.


Anke Dorl