Und die Welt dreht sich doch -- TEIL 9
Lang hat es gedauert.... aber endlich geht es weiter und TEil 10 ist auch schon so gut wie fertig (im Kopf auf jeden Fall *gg*)
Am nächsten Morgen
Woody saß schon geschlagene fünf Minuten unbeweglich hinter seinem Lenkrad und starrte auf das heruntergekommene Etablisiment hinaus. Hier sollte er seinen Zeugen treffen? Ganz sicher? Das war kein Witz? Hier würde er sich ja sämtliche Krankheiten holen, die er kannte und all jene, von denen er noch nie etwas gehört hatte!!!
Woody schloss einen Moment die Augen und zog dann den Notizzettel heraus, den ihm gestern ein junger Officer in die Hand gedrückt hatte. Mit einem schönen Gruß von einem gewissen Matt Wolff, jenem Informant, den er Jordan gegenüber erwähnt hatte.
Ja, hier stand die Adresse. Woody war offenbar richtig.
Widerwillig öffnete er die Tür, stieg aus und trat ein paar Schritte auf die Straße hinaus. Noch immer zögernd blieb er erst einmal da stehen wo er war, und sah an dem 5-stöckigen Gebäude nach oben. Die beleuchtete Anzeigentafel hing halb aus der Wand gerissen über dem Eingang, vom Schriftzug The Blue River fehlten sämtliche es und an einigen Stellen des Gebäudes bröckelte der Putz hässlich von der Wand ab.
Wenn man die Sache positiv sehen wollte, dann konnte man fast behaupten, dass das Haus verglichen mit den abbruchreifen Gebäuden des Straßenzuges in einem gutem Zustand war.
Na ja, er hatte ja wenigstens seine Marke und die Dienstwaffe. Das war schon mal ein ganz guter Schutz zumindest wenn er es sich lange genug einredete. Und er war ja auf alle Überraschungen vorbereitet. Dachte er jedenfalls.
Woody blickte rasch nach links und rechts, rannte über die Straße als frei war, und kam vor der alten, abgeschossenen Eingangstür zum Stillstand. Noch fehlte ihm der Mut, den er sich eben versucht hatte einzureden und deswegen zögerte er erneut. Aber das hier war nicht die erste abgefuckte Gegend, die er wegen eines Informanten aufsuchte oder in der er nach einem Verdächtigen suchte. Nur in dem Fall hing so vieles mit drinnen. Sein Chef, der einen schnellen Abschluss wollte, die Staatsanwältin, die den Täter schnellst möglich vor Gericht zerren wollte und ein Gerichtsmediziner, der einen Schuldigen haben wollte, damit der Schuss auf seine Freundin gerächt sein würde....
Woodrow.. reiß dich zusammen... hier gehts leider um so vieles...
Jetzt mach schon.
Noch immer widerwillig öffnete er die Tür und war überrascht eine alte Türglocke zu hören, die klar und leise bimmelte. Doch das war schon alles was noch zu funktionieren schien oder neuerem Datums war. Der Rest war so trostlos wie das Äußere. Alte, abgewetzte Möbel, ein ausgeblichener Teppich, ein Getränkeautomat der laut surrte und dessen Beleuchtung an- und ausging, eine Theke deren grüner Lack abblätterte..
Also, ob hier noch jemand wohnte? Mit einem Stirnrunzeln drehte sich Woody um seine Achse und sah sich zweifelnd um. So viel zu verlässlichen Zeugen, die einen todsichern Tipp hatten
Kann ich Ihnen helfen?
Die tiefe und unfreundliche Stimme ließ Woody zur Theke herumfahren, hinter der ein schmieriger Typ aufgetaucht war. Wieso musste immer alles so klischeehaft sein, seufzte Woody und trat an die Theke heran. Weil man hier hübsche Frauen, in engen roten Kleidern nur an den Straßenecken antrifft?
Woody ließ seine Marke aufblitzen und vermied es der Theke zu nahe zu kommen. Ja können Sie mir. Ich suche einen Kerl namens Scotty. Er soll hier wohnen.
Ach ja und wer sagt das? Ich meine sieht das hier aus, als würde noch jemand hier wohnen? Der Mann nahm seine Zigarre aus dem Mund und lachte tief und rauchig, bevor er hässlich zu husten begann. Woody rümpfte angewidert die Nase und wedelte sich dann den Rauch vor dem Gesicht weg.
Nicht wirklich Sir
also, sagt Ihnen der Name etwas?
Ja kann sein. Kommt darauf an was man von ihm will.
Ich dachte die Marke wäre ausreichend, sagte Woody nicht mehr ganz so freundlich.
Na ja.. da ist was dran. 2. Stock. Zimmer 213. Wohnt auch nur noch dort, weil er gut bezahlt, um unerkannt zu bleiben. Also.. Sie wissen nichts von mir. Der Alte schlurfte zurück in sein Hinterzimmer, wo Woody den Fernseher laufen hören konnte und stöhnte auf. Gott sei Dank.. war doch gar nicht so schlimm gewesen
Im zweiten Stock angekommen sah sich Woody erst einmal um ausgeblichener Teppich, an manchen Stellen völlig durchgetreten und an den Ecken löste er sich bereits. Die Tapeten waren vergilbt, hingen von der Wand und die einzige Lichtröhre, die noch brannte, surrte leise und flackerte unruhig. Woody blieb ruhig stehen, lauschte in die Stille hinein, aber hörte weder etwas, das auf weitere Bewohner schließen ließ, noch sonst etwas Verdächtiges.
Auch kein Telefonklingeln, das dem Bewohner von Zimmer 213 sein Kommen ankündigen sollte.
Vor Zimmertür 213 hob Woody schließlich die Hand, um anzuklopfen und musste völlig perplex mit ansehen, wie kurz bevor seine Knöcheln das Holz berührten, die Tür aufgerissen wurde und er direkt in den Lauf einer Schrotflinte blickte.
Institut, selbe Zeit
Morgen Garret, Jordan blieb auf ihrem Weg ins Büro an der offenen Tür des Chefs stehen und hob den zweiten Pappbecher Kaffee in die Höhe. Ich dachte Sie haben vielleicht auch eher Lust auf eine Runde frisch gebrühten, italienischen Kaffees, als auf den aus dem Pausenraum.
Garret sah von seinen Unterlagen auf und schenkte Jordan ein kleines Lächeln, welches Jordan ungemein erleichterte. Das war mehr, als sie in den letzten Tagen von ihm je hätte erwarten können. Das ist lieb... aber falls Sie mich wegen irgendetwas bestechen wollen...
Also wirklich, wie kommen Sie nur immer auf so etwas! Wie könnte ich? Mit einem Grinsen trat Jordan ein und reichte ihm den Becher. Ich dachte eher daran, dass Sie ein bisschen Liebe und Zuneigung gebrauchen könnten. Und etwas gegen die Kopfschmerzen Ihres Katers.
Garret verzog das Gesicht und versuchte dann Jordan streng anzusehen, was ihm nicht gelang. Sie hatte ja recht. Er hatte wirklich gestern zu viel getrunken und er hatte Kopfschmerzen. Mit einem Seufzen warf er einen kurzen Blick auf das Display seines Handys, das neben ihm lag und sah darauf zwei unbeantwortete Anrufe, die eingegangen waren, als er wohl die Autopsie an diesem toten Fleischer in Autopsie 1 durchgeführt hatte. Herzversagen, mitten am Arbeitsplatz.
Tja... was soll ich sagen...
Sagen Sie einfach Danke.
Danke, dabei nahm Garret seine Lesebrille ab und nippte am Becher. Gibt es sonst noch was, Jordan?
Uhm.. nein... nein..., Jordan ging in Richtung Tür zurück, drehte sich aber dann noch einmal herum. Woody war gestern hier. Er hat neue Informationen wegen unserem Heckenschützen. Also - er ist ihm auf der Spur. Falls Sie es noch nicht wissen sollten. Als Garret dazu schwieg, ging Jordan weiter. Nur um in der Tür noch einmal stehen zu bleiben. Und... sind Sie gestern noch zu einem Entschluss gekommen, was Ihre neue Vaterrolle angeht?
Jordan... nicht übertreiben. Kaffee.. gut. Fragen... schlecht.
Schon klar. Ich will ja nur helfen, wehrte Jordan ab. Aber bitte, wenn Garret nicht reden wollte... na ja, gestern Abend hatte er mehr geredet, als es ihr lieb gewesen war, also wollte sie sich nicht beklagen... Aber es ist Ihre Sache. Schon klar.. bin schon weg.
Garret sah Jordan mit einem Kopfschütteln hinter her. Und gab ihr Recht. Leider. Er musste etwas tun. Er hatte schon eine Woche verstreichen lassen, ohne sich bei Renee zu melden, ohne mit seinen Gedanken auf einen grünen Zweig gekommen zu sein. Er musste ja nicht unbedingt mit Renee reden.. noch nicht, aber zumindest sollte er langsam wissen, was er wollte. Aber vielleicht war reden gar kein so dummer Plan. Schließlich galt es ja nur über Parker zu reden. Da konnten sie schön alles beiseite lassen, was sie beide betraf...
Hotelzimmer
Okay... okay Mann.. ganz sachte, ja? Nehmen Sie die Waffe runter und wir unterhalten uns. Wir zwei. Also Sie und ich. Reden. Fragen stellen... Boston Police? Woody hielt die Hand mit seiner Marke hoch und zeigte die unbewaffnete andere. Und ganz langsam wurde der Lauf der Waffe gesenkt.
Woody atmete erleichtert durch, nur um mit einem lauten Oh woah am Kragen gepackt und ins Zimmer gezogen zu werden.
Drinnen war es stickig und dunkel. Er hörte die Klimaanlage laut summen und rümpfte die Nase bei dem Gestank nach kalter Pizza, abgestandenem Bier, kaltem Zigarettendunst und etwas, das verdächtig nach Waffenöl roch.
Ehm.. Scotty?
Wer will das wissen?
Ehm.. Det. Woody Hoyt. Vom Boston PD. Sie kennen einen ...Wolff?
Sie meinen Matty? Ja... hat der gesagt, Sie sollen herkommen?
Woody kniff die Augen etwas zusammen, um diesen Scotty besser sehen zu können, der sich aber geschickt so zwischen Tür und Fensterwand positioniert hatte, dass ihn das bisschen Licht durch die Jalousie von hinten anstrahlte und Woody blendete. Aber er erkannte, dass der Mann groß und schlacksig war, kurze Haare, wenn nicht sogar kahlrasiert. Eine Armeehose und Springerstiefel, kein Shirt. Bauchmuskeln auf denen man ohne weiteres einen Apfel hätte klein reiben können und die sogar Woody kurz neidisch betrachten musste...
Nun... ich suche jemanden. Und er meinte, Sie wüssten wo ich diesen jemanden finden kann...
Matty redet ein bisschen zu viel, als gut für ihn ist, brummte Scotty und ließ Woody erschaudern, als er die Schrottflinte sicherte, wob ein leises KLICK ertönte. Das machte Woody erst bewusst, in welcher Gefahr er sich bis gerade eben noch wirklich befunden hatte.
Hören Sie, Scotty.. ich bin von der Mordkommission. Ich bin hinter einem Heckenschützen her, der im Auftrag eines Auftragkillers Trittbrettfahrer spielt, Woody unterbrach sich selbst. Er bezweifelte, dass Scotty ihm hatte folgen können. Vielleicht sollte er es so einfach wie möglich halten, damit er auch schnell wieder von hier verschwinden konnte. Was ich Ihnen damit sagen möchte ist, dass ich nicht an ihren Waffengeschäften interessiert bin. Nur an den Namen eines Kunden.
Sie verpfeifen mich also nicht?, das pure Misstrauen in Scottys Stimme machte Woody erneut nervös.
Mein Wort darauf.
Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen den beiden Männern, während Scotty am Gesicht von Woody versuchte abzulesen, ob er ihm trauen konnte. Oder ob es nur leere Versprechungen waren, um ihm die Information zu entlocken. Schließlich entschied er sich dafür, dass das Gesicht dieses Jungen viel zu ehrlich war, um lügen zu können, ohne Rot zu werden, ohne Schweiß auf der Stirn, ohne Nervosität in der Stimme...
Also gut. Da war so ein Kerl, der mich angerufen hat. Ist schon ne Weile her. Er sagte, er würde einen Freund vorbeischicken, der dringend ein Gewehr bräuchte. Ein Präzisionsgewehr. Hab von den Schüssen auf den Mann bei der Kirche gehört und auf diese Staatsanwältin. War mir in dem Moment sofort klar, für was das Gewehr gebraucht wurde. Dieser Kerl, er war vor ein paar Stunden hier. Hat selbst ne Waffe gebraucht. Sagte was von offenen Rechnungen und das er den Job seines Freundes zu ende bringen müsste.
Woodys Blut gefror in seinen Adern... der Killer war hier gewesen? Vielleicht hatte er ihn nur knapp verpasst? Und jetzt lief er draußen herum, mit einer Waffe. Ein Auftragskiller, wegen Mangels an Beweisen wieder auf freiem Fuß, der in Woodys Überzeugung garantiert seine offene Rechnung mit Renee begleichen wollte. Sie ließ noch immer gegen ihn ermitteln, hatte den Fall nicht abgeschlossen. Sie hätte ihn fast dran bekommen.. der Mann wollte seine Rache. Die verletzte Berufsehre wieder herstellen. Oder wieso auch immer. Wer wusste schon, was in solch einem kranken Gehirn vor sich ging?
Sie.. Sie haben nicht zufällig den Namen des Mannes.. ich meine.. groß, schlank, dunkelhaarig, sportlicher Typ...
Ja, kommt hin. Er hat sich mit Ray Hayes vorgestellt. Und dieser Freund nannte sich Jackson. Carl Jackson. Hoffe, dass ist Ihnen Ihr Versprechen wert...
Verlassen Sie sich drauf... Scotty..., und damit hatte Woody schon sein Handy gezogen, Scotty dankbar zugenickt und das Zimmer auch wieder verlassen. Während er mit klopfenden Herzen den Flur entlang eilte, zur Treppe, hörte er das Freizeichen und kurz darauf die schläfrige Stimme von Kollege Meyers. Hoyt hier. Lass mal überprüfen, ob Ray Hayes während seiner Untersuchungshaft ein Hotel namens The Blue River angerufen hat. Und seht nach, wer ihn alles außer seinem Anwalt ein bis drei Tage vor der Schlussverhandlung besucht hat. Ach ja und schickt dringend eine Streife zu Ms. Walcott. Es besteht akute Gefahr...
Woody legte auf und rief die nächste Nummer auf, während er auf die Straße stürmte und zu seinem Wagen rannte. Hoffentlich kamen seine Maßnahmen und seine Warnungen nicht zu spät...
Als er die Wagentür aufriss, hörte er wie sich ein Anrufbeantworter einschaltete, der ihm mit Renees Stimme erklärte, dass im Moment keiner ans Telefon gehen könnte... hervorragend.
....
Zur selben Zeit
Renee verließ leise Parkers Zimmer, schloss die Tür nicht ganz, um ihn hören zu können, wenn er unruhig wurde und aufzuwachen drohte. Genauso leise ging sie ins Wohnzimmer, wo sie den Anrufbeantworter einstellte, damit das Klingeln Parker nicht weckte. Ihr Handy stellte sie sogar ganz aus und legte es achtlos auf den Beistelltisch. Das Büro konnte auch mal eine Stunde ohne sie auskommen... nicht zu fassen, dass ausgerechnet sie in der Lage war solch einen Gedanken zu formulieren...
Erst das Klingeln an der Tür, ließ sie missmutig einsehen, dass man nicht an alles denken konnte...
....
Geduckt lief Ray Hayes über das Flachdach, hielt einmal kurz an, um sich umzusehen, ehe er mit der länglichen, schwarzen Tasche in der Hand an den Rand des Daches weiterlief
...
Woody schlug verärgert auf das Lenkrad ein, als sein Versuch Renee über das Handy zu erreichen ebenfalls scheiterte. Er saß hier in einem Stadtteil, der viel zu weit von Renees Wohnung entfernt lag. Er würde nie rechtzeitig ankommen, um sie zu warnen. Und ob es die Streife schaffte, mochte er bezweifeln. Also rief er Garrets Handynummer auf und ließ sie anwählen...
....
Zur selben Zeit - Institut.
Das verwaiste Handy von Garret fing zu klingeln an, während Woodys Name im Display aufleuchtete und der eingeschaltete Vibrationsalarm dafür sorgte, dass das Handy ein bisschen auf dem Tisch hin und her wackelte...
Als das Klingeln verstummte, sprang die 2 vor Benachrichtigungen auf eine 3 um...
....
Zur selben Zeit
Renees Wohung
Renee öffnete die Tür ohne Begeisterung, nach dem sie durch den Spion gesehen hatte. Aber sie machte trotzdem auf...
Garret?
Renee?
Was willst du...?
Reden.. kann.. kann ich reinkommen?
Renee sah Garret lange und nachdenklich an, ehe misstrauisch geworden eine Braue leicht nach oben wanderte. Reden? Du?
Bitte.. es ist wichtig...
Okay.. sei aber bitte leise. Parker schläft, sie trat zur Seite und Garret trat mit einem Nicken ein, ging gleich weiter ins Wohnzimmer und blieb unschlüssig stehen. Hier war er einmal so oft gewesen und jetzt fühlte er sich fast wie ein Eindringling.
Renee schloss leise die Tür und trat hinter ihm in den Raum ein, starrte einen Moment auf seinen Rücken und trat dann an ihm vorbei. Setz dich doch....
So lange will ich gar nicht bleiben.. ich.. ich will nur ein paar Dinge klären.
Wie du willst, sagte sie und setzte sich auf ihr Sofa und sah ihm ruhig entgegen. Er wirkte so nervös und ruhelos. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Im Gegenteil, sie musste froh sein, dass er hier war. Das er reden wollte. Sie hatte den Mut nicht aufgebracht. Eine Woche war vergangen. Eine Woche, die sie mit den schlimmsten Vorwürfen verbracht hatte. Sie, die nie zurückschaute, keine Reue für etwas empfand... Wie hatte sich doch alles verändert. Wie hatte sie sich verändert. Ich... ich wollte dich anrufen...
Wieso hast du es nicht getan?
Ich weiß es nicht? Vielleicht war ich zu feige?, gestand sie offen und lächelte ihn schwach an.
Garret sagte darauf nichts, nickte nur traurig und ließ seine Hände in den Hosentaschen verschwinden.
Okay... ich... lass mich raten, du bist hier, um über Parker zu reden? Mehr nicht?
Ja, ich... ich möchte nichts klären, was uns betrifft. Ich will nicht mal eine Entschuldigung.. ich will nur Parker sehen und... ich würde gerne in Zukunft mehr für ihn da sein. Wenn das möglich wäre., für diesen Satz hätte er sich am liebsten gleich selbst geohrfeigt. Schließlich war er doch hier um sein Recht einzufordern. Nicht um darum zu bitten...
Sicher.. natürlich..., Renee wusste in dem Moment nicht, ob sie froh sein sollte, weil Garret einem Gespräch mit ihr aus dem Weg gehen wollte, oder ob sie darüber nicht doch wie früher, als sie ein Paar gewesen waren, enttäuscht sein sollte, weil er ihr die Möglichkeit nahm, etwas wieder gutzumachen. Etwas, das wohl kaum repariert werden konnte. Aber sie musste ihm doch das Ein oder Andere erklären?
Sie wusste nicht wie, sie wusste nur, dass sie ihm und Parker nicht länger im Weg stehen durfte und es auch gar nicht wollte.
Garret sah Renee überrascht an. Er hatte mit mehr Widerstand gerechnet, mit Ablehnung, mit Bedenken. Aber nicht mit ihrer raschen Einwilligung.
Gut.. gut!, war schließlich alles was er dazu sagen konnte und trat an die Sitzecke. Er konnte einfach nicht fassen, dass das schon alles gewesen sein sollte. Ein ich will und ein ja du kannst.... kein Streit, keine Diskussion.
Hör mal Garret.. setz dich doch und hör mir einfach zu.. ich sollte...
Nein. Nein ich möchte gar nicht wissen, wieso du mich angelogen hast und mir meinen Sohn vorenthalten hast. Lass es einfach so wie es ist...
Aber ich möchte nicht, dass du dir etwas zusammenreimst, was am Ende gar nicht stimmt. Ich hatte meine guten Gründe, weißt du?
Ja? Wahrscheinlich weil du mich für einen schlechten Vater hältst? Der es nicht einmal schafft, mit seiner Tochter ein klares Verhältnis zu haben?
Siehst du, genau das will ich verhindern, sagte Renee leise und enttäuscht.
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Ray zog den Reißverschluss seiner Tasche auf, holte das zerlegte Gewehr vorsichtig mit seinen behandschuhten Händen heraus und schraubte es mit Geduld und mit kaum zu übersehender Zärtlichkeit zusammen. Er hatte Zeit. Ob er diese Staatsanwaltsschlampe in einer Minute oder erst in einer halben Stunde erschoss spielte keine Rolle. Sie war sein letzter Auftrag. Sein eigener Auftrag, dann würden die Caimaninseln auf ihn warten. Cocktails, Sonne, Palmen, seine Geld.. nie wieder töten, nie wieder angst haben müssen erwischt zu werden und im Gefängnis zu landen... Frühpension. Auch für Auftragsmörder gab es so etwas wie Ruhestand...
Zwei Minuten später entsicherte Ray die Waffe, streichelte stolz über ihre Kurven und legte sich dann flach auf den Bauch. Er legte die Waffe in aller Ruhe an und suchte durch das Zielfernrohr die Fassade auf der anderen Seite langsam ab, bis er das Fenster fand. Kurz stutzte er einen Moment, als er einen zweiten Schatten wahrnahm, während sich die Mitte des Fadenkreuzes mit dem Kopf der Staatsanwältin füllte. Ray sah über die Waffe hinweg zu dem Haus, ehe er mit einem leichten Kopfschütteln zurück durch das Rohr sah, die Waffe etwas schwenkte und den Mann erfasste. Dr. Macy... sein Ticket in die Freiheit. Um den Mann tat es ihm fast ein bisschen Leid. Aber er konnte niemand zurücklassen...
Er schwenkte die Waffe zurück, bis Walcott wieder im Fadenkreuz war. Ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er sich ausmalte wie er gleich abdrücken würde, die Waffe dann minimal nach rechts ziehen würde und einen zweiten Schuss abgeben würde... Zwei Schüsse, zwei Leben, die in einer Sekunde enden würden und für ihn die Freiheit bedeuteten..
Und dann wurde aus dem Traum Wirklichkeit. Ray berührte den Abzug nur ganz kurz, gab den ersten Schuss ab, ließ den zweiten folgen, dem ein dritter folgte..
tbc....