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UNVERGESSEN - Andrzej Grubba ist verstorben

UNVERGESSEN - Andrzej Grubba ist verstorben

21.07.2005

Andrzej Grubba ist verstorben

Von: RS

Der wohl beste polnische Tischtennisspieler aller Zeiten ist heute im Alter von 47 Jahren verstorben. Andrzej Grubba kämpfte bereits seit vielen Jahren gegen den Krebs an.

Foto: Wolfgang Heil

Grubba ist mehrfacher polnischer Meister gewesen. Bei den Weltmeisterschaften gewann er in Dortmund die Bronzemedaille im Einzel. In Manchester erzielte er den dritten Platz im Doppel. Neben seinen zahlreichen Podestplätzen bei den Europameisterschaften, war der Europameistertitel im Mixed zusammen mit Bettina Vriesekoop wohl einer seiner größten Erfolge. Nicht zu vergessen ist sein World Cup Gewinn in China. In der Bundesliga wusste er die Zuschauer zu begeistern. Den TTC Zugbrücke Grenzau führte er als Spieler und Trainer zu mehreren Meisterschaften.
Sein Tod ist ein großer Verlust für die ganze Tischtenniswelt.
Unser aufrichtiges Beileid gilt seiner Familie und seinen Angehörigen.

 

Auszug aus den Erfolgen von Andrzej Grubba:

Weltmeisterschaften:
1989 - Dortmund:
3. Platz Einzel
1987 - Manchester:
3. Platz Doppel

Europameisterschaften:

1996 - Europameisterschaft in Bratislava
2. Platz - Doppel
1992 - Europameisterschaft in Stuttgart
3. Platz - Einzel
1990 - Europameisterschaft in Götheborg
2. Platz - Einzel
1988 - Europameisterschaft in Paris
3. Platz - Doppel
1988 - Europameisterschaft in Paris
2. Platz - Mixed
1986 - Europameisterschaft in Prag
3. Platz - Einzel
1984 - Europameisterschaft in Moskau
3. Platz - Mixed
1984 - Europameisterschaft in Moskau
2. Platz - Einzel
1982 - Europameisterschaft in Budapest
1. Platz - Mixed

 



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In memoriam Andrzej Grubba

Die „polnische Violine“ schweigt. Für immer. Die Tischtennis-Welt trauert um Andrzej Grubba. Der Ball-Virtuose, dessen unvergleichliche Kunst in „Table Tennis Legends“ durch den Vergleich des Idols mit einem der schönsten Musikinstrumente so liebevoll beschrieben ist, hat sein letztes Meisterstück – den Kampf gegen den Krebs - nicht  erfolgreich vollenden dürfen.

 

Trauer und Bestürzung sind überall dort, wo die Menschen Grubba kannten, schätzten und bisweilen auch liebten, nicht nur wegen seines frühen Todes mit 47 Jahren so groß. Denn Grubba war zeit seines Wirkens im Tischtennis zwar immer  Profi und Geschäftsmann, doch stets auch gleichermaßen Spaßmacher, Artist und Gentleman. Seine Herzlichkeit brachte Grubba sowohl in seinem attraktiven Spiel – Ballonabwehr und der spektakuläre Wechsel des Schlägers von der rechten in die linke Hand mitten in einem Ballwechsel waren geradezu Markenzeichen – als auch außerhalb der Box zum Ausdruck. Weggefährten denken besonders in diesen Tagen ebenso dankbar wie schmerzerfüllt an die vielen offenen Gespräche mit dem „Star zum Anfassen“, dem jegliche Allüren so fremd waren, zurück.

 

Sein aufrichtiger Charakter machte Andrzej Grubba in der Tischtennis-Szene zu einer der größten Persönlichkeiten und einem Publikumsliebling par excellence. Die Fans auf den Rängen spürten und erlebten auch, dass da einer seine Aufgabe ernst nimmt und nicht einfach nur die Hand zum Abkassieren aufhält. Grubbas Selbstverständnis als Berufsspieler basierte immer auf dem Grundsatz der ehrlichen Arbeit.

 

Besonders gute Arbeit leistete Andrzej Grubba beim TTC Zugbrücke Grenzau. Nahezu alle Titel der Westerwälder – sechs Meisterschaften, drei Pokalsiege und zwei Triumphe in Europapokal-Wettbewerben sind mit seinem Namen auf Engste verbunden. Ob als Spieler (1987/88 sowie 1990 bis 1996), Spieler-Trainer (1996 bis 1998) oder ausschließlich als Chefcoach. Grubba und Grenzau – eine einzige und darüber hinaus auch innige Erfolgsbeziehung. Ein Jahr ohne Titel war für den Klub aus dem Brexbach-Tal in der „Ära Grubba“ jene berühmte Ausnahme, die nur die Regel bestätigte.

 

Überhaupt war Deutschland für den Sohn eines Lehrer-Ehepaares, der im Laufe der Jahre ausgezeichnet die Sprache seiner deutschen Wahlheimat beherrschte und doch lieber englisch sprach, ein gutes Pflaster. 1989 feierte Grubba, der außer für Grenzau - ebenfalls mit Erfolg - nur noch in seiner bei AZS Danzig sowie zwischen seinen Bundesliga-Engagements in Österreich beim TTC Stockerau spielte, bei der WM in Dortmund durch den Gewinn der Bronzemedaille seinen größten Erfolg als Einzelspieler. Ein weiterer Meilenstein, seiner Karriere war ein Jahr zuvor der Gewinn des Weltcups, Grubbas höchste Platzierung in der Weltrangliste war Anfang der 90er Jahre Rang drei.

 

Die Wertschätzung für die Leistungen von Polens früherem Serien-Meister brachte Mitte des vergangenen Jahrzehnts, als Grubba längst schon eher ein 40er denn ein 30er war und bereits seinen beiden Söhnen ebenfalls eine Profi-Karriere wünschen konnte („Sport ist eine Sache für Männer“), der damalige Weltranglistenerste und Europameister Jean-Michel Saive (Belgien) zum Ausdruck: „Gegen Jan-Ove Waldner kann jeder gewinnen. Aber Grubba zu schlagen, das bedeutet wirklich etwas, denn er spielt immer auf dem höchsten Niveau.“

 

Dabei war die Box für das wissbegierige und auch streitbare Idol, das die See genauso liebte wie die Berge, immer zu klein. Er mischte sich, übernahm Verantwortung und trug sie auch mit Würde. Ob als Spitzenspieler und Mannschafts-Kapitän, Präsident der einstigen Spieler-Gewerkschaft CTTP, Trainer oder zuletzt Sportdirektor und Vizepräsident seines Heimatverbandes sowie Mitglied im Board of Directors des Weltverbandes ITTF - Grubbas Wort hatte Gewicht, und die Menschen wussten auch warum. Zwischenzeitlich deutete sich für Grubba sogar eine Karriere in der polnischen Politik an, nachdem in der ersten Hälfte der 90er Jahre Polens damaliger Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa den Vorzeige-Athleten in den nationalen Lenkungsausschuss für Sport und Kultur berufen hatte.

 

Gerade weil Andrzej Grubba in den vergangenen Wochen und Monaten nach seiner schweren Erkrankung auf dem Weg der Besserung und einer Genesung schien, die ihm alle von Herzen gewünscht hatten, war sein letztlich doch plötzlicher Tod am 21. Juli 2005 für so viele Menschen ein Schock. Für seine Familie und Freunde kann die aufrichtige und überwältigende Anteilnahme in aller Welt nur ein unzureichender Trost gewesen sein, aber bestimmt eine wichtige Stütze in schweren Zeiten.

 

Tot aber ist nur, der vergessen ist. Andrzej Grubba bleibt unvergessen.