DLF-Opfer - Money Talks - Stimmen zum Allstarteam

über sieben brücken mußt du gehen

Re: über sieben brücken mußt du gehen

und "Wer es nicht schafft, wird fertig gemacht"...

einmal saulus-paulus & wieder zurück ???

Maschmeyer: vom »Edlen Ritter« zum Drückerkönig
Niki Vogt

Seit ein paar Tagen wird wieder eine neue Sau durchs Mediendorf getrieben: Carsten Maschmeyer. Der Name sagte vielen Deutschen bis vor Kurzem gar nichts, auch nicht die Vermögensberatungsfirma AWD, deren Gründer Herr Maschmeyer war. Seine Opfer, deren Vermögen sich unter der Beratung des AWD in Rauch aufgelöst haben, kennen ihn dafür umso besser. Nun plötzlich sieht man nicht nur das meist etwas verkniffene Gesicht dieses Herrn überall, nein, er ist auch mit den Mächtigen und Illustren unserer Gesellschaft und mit deren eleganten und glamourösen Damen Arm in Arm abgebildet. An seiner Seite »Vollweib« Veronika Ferres. Das ist jetzt sein Problem – vielleicht auch sein letzter Joker.

Die ARD sendete am 12. Januar eine knappe 30-Minuten-Reportage unter dem Titel Der Drückerkönig und die Politik. Die schillernde Karriere des Carsten Maschmeyer. Autor Christoph Lütgert zelebrierte im Stil der amerikanischen »Presenter-Reportage« in erster Linie sich selbst, das Leid einiger um ihre Lebensersparnisse gebrachter kleiner Leute und die Demontage des Protagonisten Carsten Maschmeyer. Die dunklen Seiten des »Edlen Ritters« sollen aufgedeckt werden und wie er sich in der ZDF-Spendengala Ein Herz für Kinder gekonnt in Szene setzt.

Allein die Münchner Rechtsanwaltskanzlei Mattil & Collegen vertritt über 500 Kleinanleger, die durch die Finanzprodukte des AWD ihr Erspartes, oft ihre gesamte Altersversorgung verloren haben sollen. In Österreich sollen sich 2.500 Geschädigte zu einer Sammelklage zusammengeschlossen haben. Nichtsdestotrotz behauptet der AWD unverdrossen, es handle sich bei den Geschädigten um Einzelfälle, die zudem über zehn Jahre zurücklägen.

Grundsätzlich gelte, so rechtfertigt Maschmeyer sich, dass, je höher die Renditen seien, desto höher sei auch das Risiko. »Darauf weisen Finanzberater ihre Kunden auch hin. Wer dennoch ins Risiko will, muss dies schriftlich bestätigen. Wie bei jedem Finanzinstitut gibt es auch Kunden, die nach vielen Jahren plötzlich die Beratung als Ursache für ihren Spekulationsverlust sehen.«

Heißt das auf gut Deutsch: Wer gierig ist, muss eben mit Totalverlust rechnen – selbst schuld. Hinterher rumjammern gilt nicht?

Die Berater könnten nicht für die Verluste verantwortlich gemacht werden, meint Maschmeyer. Dies zeige auch der Umstand, dass AWD über zwei Millionen zufriedene Kunden habe, und diese gut beraten worden seien. Auf die Aussage der Geschädigten, man habe ihnen ausdrücklich versichert, die Investments seien »bombensicher«, geht er nicht ein.

Der Verdienst der ARD-Reportage liegt daher durchaus darin, dass hier der Masse der Schafe an gutgläubigen, vertrauensseligen Bürgern und Kleinanlegern einmal vorgeführt bekommt, welchen Wölfen sie ihr hart erarbeitetes, kleines Vermögen zum Fraß vorwirft. Finanztest-Redakteurin Ariane Lauenburg gibt in der Dokumentation ein sehr klares, aber sachliches Urteil ab. Sogar geschlossene Immobilienfonds, meist hochriskante Investments, wurden als »bombensiche« angepriesen und an die nichtsahnenden, braven Bürger vertickt. Auch Frau Lauenburg kritisiert zu Recht, dass die Nähe des Herrn Maschmeyer zur deutschen Führungselite wie Herrn Wulff oder Kanzler Schröder dem AWD in eine Aureole an Vertrauenswürdigkeit verlieh.

Manus manum lavat, die eine Hand wäscht die andere. Maschmeyers ehemaliger Weggefährte, Burkhard Wagner, bringt auf den Punkt, was die gemeinsamen Interessen zwischen politischer Elite und Finanz-Tycoon sind: Die Herren an den Schalthebeln politischer Macht nutzen die Zeit ihrer Regentschaft immer auch fleißig dafür, gute Beziehungen in die Finanz- und Wirtschaftswelt aufzubauen, denn jede Regierungszeit geht zu Ende, und man gewöhnt sich doch sehr gern an das VIP-Leben. Maschmeyer habe mit seinen hochrangigen Freunden ein weit verzweigtes Netzwerk aufgebaut, das alle kannten, von dem alle profitierten und das alle nutzten.

Das ist allgemein üblich.

Herr Roland Koch steht nach seinem überraschenden Ausscheiden aus der Politik auch nicht mittellos da. Neben seinem Job als Chef des Baukonzerns Bilfinger und Berger wurde er Aufsichtsratsvorsitzender der UBS Deutschland AG. Für Ex-Kanzler Schröder fand sich bei Gazprom ein einträgliches Pöstchen.

Leute wie Maschmeyer können für ihre Freunde schon was deichseln. Auch mit Kanzler Gerhard Schröder – Arm in Arm – ließ Maschmeyer sich gerne ablichten. Die Männerfreundschaft mit Gerhard beteuert Maschmeyer erst 2001 begonnen zu haben. Das widerlegt Hans-Joachim Selenz, der als Chef der damaligen Preussag Stahl AG schon 1998 hautnah miterlebte, wie Maschmeyer um die Gunst des Basta-Kanzlers buhlte.

So wirkt Maschmeyers Beteuerung, er habe von seinen sehr guten Kontakten zu Politikern niemals profitiert, leider ziemlich verlogen: Seine Freundschaft mit Bundespräsident Wulff erklärt er so: »Es ist logisch, wenn man in einer Stadt lebt, dass man sich trifft und kennenlernt. Aus solchen Beziehungen können Freundschaften entstehen.«

»Ich habe niemals mit dem damaligen Bundeskanzler Gerd Schröder über die Einführung der privaten Altersvorsorge gesprochen«. Ach ja? Auch nicht mit Rürup und Riester?

In der ARD-Dokumentation beschreibt ein ehemaliger Mitarbeiter des AWD ausführlich, wie Riester für seine als »Riester-Rente« bekannte private Altersvorsorge geradezu eine »Roadshow« für AWD absolviert habe. Gleichzeitig sieht der Fernsehzuschauer Bilder von Riester mit dem prominenten Logo des AWD im Hintergrund, strahlend mit Maschmeyer. Es wurde sogar eine gemeinsame Maschmeyer-Rürup-AG gegründet, die genau die Finanzprodukte vertreibt, für die Rürup als Politiker die Weichen gestellt hatte.

Auch die aktuelle Familienministerin lässt sich von seinem Unternehmen beraten. Ganz sicher nicht zu seinem Schaden.

Auch mit anderen Behauptungen tut sich der »Finanzoptimierer der kleinen Leute« keinen Gefallen. Journalist und Filmautor Christoph Lütgert hätte doch nur mal schriftlich seine Bitte um ein Interview und die Fragen einreichen müssen, dann hätte er ein Interview bekommen, mäkelt Maschmeyer in dem Bild-Interview. Ein böses Eigentor: Die ARD veröffentlicht daraufhin stantepede eine Chronologie der Anfragen Christoph Lütgerts an Maschmeyer und den AWD. 17 Anfragen hatten Lütgert und die ARD seit Anfang August gestellt, alllesamt wurden mit Vertröstungen, Ignorieren und Abweisen beschieden.

Der Erfolgsmensch Maschmeyer scheint sich sehr sicher zu sein, dass er als Amigo der Mächtigen unangreifbar und im Olymp der Eliten vor dem Pöbel sicher ist.

Das könnte sich als grobe Fehleinschätzung erweisen.

Seine Nähe zur Politik verschaffte Maschmeyer zweifellos ungeheure Vorteile, ist jetzt aber genau der Punkt, der seine zwar skrupellosen, aber branchenüblichen Methoden besonders perfide erscheinen lässt, und die Enthüllungsstory besonders saftig macht. Diese Nähe könnte aber auch seine Rettung sein. Niemandem sonst hätte die systemtreue Bild-Zeitung in einem wohlmeinenden Interview die Plattform zur Rechtfertigung und Gegendarstellung gegeben. Er sollte sich aber keinen Illusionen hingeben: Die Polit-Elite will mit diesem Entgegenkommen in erster Linie Schaden von sich selbst abwenden und das Thema schnellstmöglich abwürgen. Sollte dies nicht gelingen, wird das Distanzierungs-Domino beginnen, man habe das ja alles gar nicht gewusst und gekannt …

Statt sich der drohenden Medienkampagne bewusst zu werden und geschickt im Vorfeld als betroffen und erschrocken zu gerieren, Offenheit und rückhaltlose Aufklärung zu geloben, packte Maschmeyer die juristische Keule aus und beschäftigte prominente Anwaltskanzleien damit, über 60 Seiten Abmahnungen und Einwände zu verfassen und die Ausstrahlung der ARD-Dokumentation zu verhindern. Das misslang nicht nur gründlich, sondern befeuerte auch noch das öffentliche Interesse an der Dokumentation.

Ganz, ganz schlechtes Krisenmanagement.

Die anwaltliche Papierschlacht war aber anscheinend nicht vollkommen vergebens. Wer sich die Dokumentation genau anschaut, sieht auch als Nichtfachmann, dass hier schwer herumgeschnippelt wurde, und das offenbar in Eile. Gerade bei Statements und wichtigen Aussagen sind Sätze merkwürdig zusammengeschnitten, die ganz klar so nicht original gesprochen worden sind, oder plötzlich Teile weggelassen. Hielten hier in der Originalversion gemachte Aussagen einer eingehenden Prüfung nicht stand? Musste man schnell vor der Ausstrahlung unhaltbare Behauptungen wieder einkassieren?

Das erscheint sogar recht wahrscheinlich, wenn man den Ingrimm betrachtet, mit dem Christoph Lütgert sich der Person Maschmeyers widmet. Der Eindruck, Lütgert will den ehemaligen AWD-Chef aus persönlicher Abneigung zur Strecke bringen, drängt sich auf. Zweifel an einer objektiven Berichterstattung entstehen gleich in den ersten Minuten.

Warum muss ein Journalist seine persönliche moralische Entrüstung inszenieren? Spricht die Sache nicht für sich selbst? Da sitzt Lütgert bräsig auf einem der blauen und weißen Sitze des Hannover-96-Stadions – um sich herum AWD-Bandenwerbung – und gibt minutenlang den Betroffenen, zitiert kopfschüttelnd die AWD-Slogans wie Hamlet, der über den eigenen Selbstmord sinniert. Sein sichtlich in Szene gesetztes Abblitzen an der Tür des Maschmeyer-Büros über die Sprechanlage und seine darauf folgende, vor der Kamera zelebrierte Bitterkeit und tiefe Enttäuschung darüber wirken aufgesetzt.

Die Fragen, mit denen er die gewünschten Einschätzungen und Aussagen seiner Gesprächspartner erhält, sind so eindeutig suggestiv und absehbar, dass es den Zuschauer ärgert.

Was am Ende der Sendung an harten Fakten übrig bleibt, ist erstaunlich dünn.

Der AWD unterscheidet sich nicht maßgeblich von anderen Vermögensberatern und auch Banken. Überall leben die Vertreter und Berater von den Provisionen, die sie nur dann bekommen, wenn sie die Finanzprodukte an den Mann bringen. Und überall sind diese Investitionen zu einem gewissen Teil auch fraglich und riskant. Überall müssen die Vermögensberater in ihrem Bekanntenkreis Leute ansprechen, zu Abschlüssen bringen und sich dann weiter durch den Bekanntenkreis dieser Bekannten durcharbeiten – und denen wieder Namen und Adressen für neue Opfer entlocken.

Auch bei den als seriös angesehenen Banken werden die Privatkundenberater drangsaliert und mit ihrer Existenzangst dazu gepresst, den Bankkunden Produkte anzudrehen, die die Berater selbst eigentlich nicht vertreten können. Sie bekommen ein hohes Soll vorgegeben und geraten schwer unter Druck, wenn sie das nicht erfüllen – zum Schaden der Kunden. Laut Uwe Foullong im Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi werden »Banken immer mehr zu Drückerkolonnen«.

Hier zwei Original-Statements von Bankberatern seriöser Banken aus der »Vertriebshölle« (Süddeutsche Zeitung: »Wer es nicht schafft, wird fertig gemacht«):

»Ich bin fassungslos über diese hohen Zahlen, wie soll ich das schaffen, wo die Termine hernehmen? Ich habe Angst davor, dass ich das nicht schaffe und davor, was passiert, wenn ich das nicht schaffe.«

»Bei uns in der Bank gibt es jetzt Rennlisten, die werden regelmäßig an alle Vertriebsbeschäftigten rumgemailt. Deutschland sucht den Superverkäufer, wird das bei uns genannt. Es geht zu wie bei Bohlen. Wer es nicht schafft, wird fertig gemacht.«

In der ARD-Dokumentation berichtet eine ehemalige Mitarbeiterin, die AWD-Aussteigern hilft, wie die Vertreter gesundheitlich und psychisch – aber auch wirtschaftlich – ruiniert am Ende aufgeben. Auch das unterscheidet sie nicht von anderen Vertretern und Bankberatern.

Der AWD hat bereits Stellung genommen. Es handle sich um Altfälle vor 2001, ließ AWD-Sprecher Bela Anda wissen. Alle zitierten Fälle seien dem AWD bekannt und klar dokumentiert. Die jeweiligen Anleger hätten sehr wohl die entsprechenden Risikohinweise und Beratungsprotokolle unterschrieben. In drei der vier Fälle sei auch den Rechtsanwälten der Kunden mitgeteilt worden, dass deren Vorwürfe unhaltbar seien. Der vierte Kunde aus der Dokumentation habe sich bisher noch gar nicht an den AWD gewandt. Außerdem habe der ARD-Report verschwiegen, dass die Investments anfänglich durchaus werthaltig gewesen seien. Die Fonds seien vor allem durch den Absturz des neuen Marktes im Wert abgestürzt, so AWD-Sprecher Bela Anda, der zufälligerweise vor seinem AWD-Engagement Regierungssprecher unter Gerhard Schröder war.


http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/niki-vogt/maschmeyer-vom-edlen-ritter-zum-drueckerkoenig.html;jsessionid=0B10E2064F39DFA23D1B8D6BE1E48A98

vg

Re: über sieben brücken mußt du gehen

und immerhin knapp 4 mio leute interessierte diese "anklage":

http://www.sueddeutsche.de/medien/quotentraechtige-ard-reportage-interesse-an-maschmeyer-1.1046247

Re: über sieben brücken mußt du gehen

hr. c.m. kann auch anders:

http://www.faz.net/s/Rub510A2EDA82CA4A8482E6C38BC79C4911/Doc~E438334268A9A4E968096440577291D0B~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Maschmeyer schlägt zurück
Ein Großangriff auf die Pressefreiheit
Reporter und Redaktion des NDR-Magazins „Panorama“ müssen Carsten Maschmeyer mächtig auf die Füße getreten sein: Der Gründer des AWD-Konzerns geht gegen die Autoren des Films „Der Drückerkönig und die Politik“ mit allen Mitteln vor.
Von Michael Hanfeld

Empfindlich: AWD-Gründer Carsten Maschmeyer
22. Januar 2011 Journalisten, die investigativ arbeiten, sind juristische Auseinandersetzungen gewohnt. Post vom Anwalt zu bekommen gehört zum Geschäft, sich mit einstweiligen Verfügungen, Gegendarstellungen und Unterlassungsbegehren herumzuschlagen auch. Das Geschäft illustrer Antipresseanwälte blüht, zwei, drei Pressekammern im Land genießen einen ganz besonderen Ruf.

Der AWD-Gründer Carsten Maschmeyer aber kämpft mit noch härteren als den üblichen juristischen Bandagen gegen den Film „Der Drückerkönig und die Politik“, den der NDR über ihn gedreht und den die ARD in der vergangenen Woche gezeigt hat. Maschmeyer hat nicht nur Presseanwälte in Marsch gesetzt, er hat den bekannten Hamburger

Strafrechtler Gerhard Strate

engagiert, um dem Autor des Films nachzusetzen. Der Reporter Christoph Lütgert und die Redaktion des NDR-Magazins „Panorama“, die den Film betreut hat, müssen dem Finanzmagnaten mit ihren Recherchen mächtig auf die Füße getreten sein. Nun schlägt er zurück, mit allen Mitteln.

;-))))

Re: über sieben brücken mußt du gehen

id...ten:

Welt Online hat die Kommentarfunktion dieses Artikels geschlossen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

http://www.welt.de/kultur/article12334654/Carsten-Maschmeyer-startet-Kreuzzug-gegen-NDR.html

Re: über sieben brücken mußt du gehen

er tut mir so außerordentlich leid... aufgelauert zzz:

http://www.welt.de/fernsehen/article12456559/Meiner-Familie-wurde-monatelang-aufgelauert.html

Liebe Leser, dieser Kommentarbereich wurde von WELT ONLINE geschlossen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

warum denn daß wohl ???

Re: über sieben brücken mußt du gehen

ggg...

Liebe Leser, dieser Kommentarbereich wurde von WELT ONLINE geschlossen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

http://www.welt.de/fernsehen/article12472918/NDR-wirft-Maschmeyer-Einschuechterungsversuch-vor.html

!!! dran bleiben ndr !!!

Re: über sieben brücken mußt du gehen

da hat noch einer visionen... (und vll. auch bald alpträume):

http://www.handelszeitung.ch/artikel/Specials-_Herr-Maschmeyer-ist-ein-loyaler-Teamplayer_853640.html

der schrempp träumte mal von der welt-ag... !!!

Re: über sieben brücken mußt du gehen

gogogo...

Der Fall Maschmeyer – Nun legt auch das Schweizer Fernsehen nach
Niki Vogt

Von der Schlacht um Maschmeyer und sein Finanzdienstleistungsunternehmen hörte man seit dem Eklat im Januar fast nichts mehr. Der einst gefeierte Wohltäter der Menschheit mutierte nach einer seltsam holprig zusammengenagelten Dokumentation in der ARD für zwei Wochen zum Oberbuhmann, ein paar der von ihm Geschädigten durften ihre Wut und berechtigte Bitternis vor der Kamera herauslassen, Journalist Christoph Lütgert genoß seinen Ruhm als Rächer der Enterbten und wurde über Nacht berühmt.

Einen größeren Gefallen konnte Maschmeyer dem Präsentator Lütgert damals gar nicht tun, als ein so unglaublich schlechtes Krisenmanagement zu betreiben, wie er es tat. Der Film lebt zu einem ganz gehörigen Teil davon, den Amigo der Reichen und Mächtigen als unsympathischen Arroganzling vorzuführen. Maschmeyers Versuche des Abblockens, sich Verdrückens und seine rüde Ablehnung eines Interviews vor der Kamera – egal, wie aufdringlich und nervig ihm Lütgert vielleicht erschienen sein mag – sind einfach schlechter Stil und in ihrer Überheblichkeit dumm. Gerade er müsste wissen, dass wir in einem Medienzeitalter leben, in dem das Image alles ist. Seine Armada an Rechtsanwälten gegen die ARD aufmarschieren zu lassen, verschaffte dem Sender und insbesondere Panorama und Lütgert den Nimbus eines Robin Hood und unerschrockenen Kämpfers gegen das übermächtige Böse.

Als Freund von Bundespräsident Wulff, Exkanzler Schröder und Exminister Rürup bekam er natürlich eine Chance, die nur den Angehörigen der Elite gewährt wird: Schützenhilfe von der Bild. Wir erleben es gerade wieder beim künftigen Exminister von und zu Guttenberg. Hier konnte Maschmeyer sich sicher sein, eine geschmückte und vorbereitete Bühne für seinen Auftritt vorzufinden. Es ging bei der ganzen Sache natürlich in erster Linie darum, Schaden von unseren politischen Eliten abzuwenden. Hier konnte Maschmeyer seine Sicht und Version der Dinge ausbreiten, aber auch da patzte er.
Seine in diesem Interview geäußerte dummdreiste Lüge, man hätte ja nur mal nach einem Interviewtermin fragen müssen, dann hätte er doch gern und sofort einen gegeben, flog natürlich sofort auf. Stante pede veröffentlichte die ARD die Liste der 18 dokumentierten Anfragen um ein Interview einschließlich Datum, Ansprechpartner und Reaktion.

Der Film Lütgerts war ganz offenkundig voreingenommen, mit heißer Nadel gestrickt und nach den Interventionen der Rechtsanwaltsarmee eiligst und schlampig vor der Ausstrahlung zusammengekürzt worden. Man hatte wohl die Stellen, die auch die Hausjuristen der ARD als rechtswidrig oder »schwierig« ansahen, schnell noch rausgeschmissen. Aber – es war doch in der Eile nicht sorgfältig genug.

Nachdem der Film gesendet worden war, erstritt Maschmeyers Staranwalt Matthias Prinz vor Gericht das Verbot, die Szene zu zeigen, wo Lütgert sich mit seinem Filmteam kurz vor einem Fernsehauftritt Maschmeyers einfach Zutritt zu verschafft und ihn gegen seinen Willen dabei filmt, wie er jede Kommunikation mit Lütgert verweigert und ihn rüde anblafft.
Ein kleiner und fragwürdiger Sieg. Und zu spät. Die Öffentlichkeit hat kaum davon erfahren.

Dafür legt nun das Schweizer Fernsehen in der Causa Maschmeyer nach. Nun melden sich ehemalige Mitarbeiter des AWD in der Schweiz und berichten über die Praxis des Verkaufs von Finanzprodukten an nichtsahnende Kunden. Da Maschmeyer sein Finanzdienstleitungsunternehmen an die Swiss Life verkauft hatte, ist der schlechte Ruf plötzlich auch ein Problem der kleinen, distinguierten Schweiz geworden.

Auch hier erfahren wir dieselben Geschichten von ahnungslosen Kunden, die dem AWD ihr hart erarbeitetes Geld anvertrauten und schockiert feststellen mussten, dass die ach so sicheren Anlagen herbe Verluste brachten. Eine Küchenchefin, ein Mechaniker – sie erzählen in dem heimelig anmutenden Schweizerdeutsch, wie sie arglos vertrauten und ausgenommen wurden.

Er sei »scho wüetig g’worde« und habe schlaflose Nächte gehabt, sagt Pensionär Widmer, der bei seiner AWD-Anlage fast 60.000 Franken verlor. Möglicherweise wäre es noch schlimmer gekommen, hätte er seine Anlagen nicht wieder aufgelöst. Der AWD hält dagegen. Der Mann habe die Risiken gekannt und auch das Protokoll des Beratungsgespräches unterschrieben.

Dass das nicht viel heißt, erfährt man aus dem Bericht eines ehemaligen Beraters im Dienste des AWD. Die Berater haben gar kein Interesse, die Kunden überhaupt aufzuklären und auf Risiken aufmerksam zu machen. Im Gegenteil: Der ehemalige AWDler bleibt zwar anonym, erklärt aber offen, man habe, um von den Provisionen leben zu können, den Kunden möglichst viele Produkte verkaufen müssen. Da bleibe es gar nicht aus, dass man den Kunden auch »ungeeignete« Produkte vermitteln müsse. Das Entlohnungssystem mit den Abschlussprovisionen, sagt er, führe dazu, dass man zum »Jäger« werde und dauernd neue Kunden akquirieren müsse. Man müsse einfach Abschlüsse erreichen, die sich auch finanziell für den Berater lohnen. Die Ausbildung sei eigentlich gut, erklärt er. Man könne sie aber gar nicht umsetzen, weil eben zu viel von den Provisionen abhänge.

Wie viel auf die vom Kunden unterschriebenen Beratungsprotokolle zu geben ist, kann man anhand dieser Aussage leicht ersehen. Die ahnungslosen Anleger lesen sich wahrscheinlich noch nicht einmal die Beratungsprotokolle durch. Aber auch, wenn sie wirklich etwas von Risiko und Aufklärung lesen und nachfragen, wird der Berater ihnen lapidare Allgemeinplätze darlegen wie »nun ja, das müssen wir von Rechts wegen so machen. Und natürlich kann man bei Geldanlagen immer auch einen Verlust machen. Aber Sie sind ja hier nicht bei irgendeinem Seelenverkäufer, sondern Kunde beim AWD! Also, machen Sie sich keine Sorgen …«

Das bestätigt auch ein weiterer AWD-Mitarbeiter. Die Risiken würden von den Vertretern gern heruntergespielt. Man wisse genau, welche Produkte die meiste Provision erbringen, und die versuche man auch zu verkaufen. Was für den Kunden das Beste sei, das könne man nicht in den Vordergrund stellen.

Was die umhegten Kunden des seriösen AWD nicht wissen, ist, was Maschmeyer selbst über seine Kunden denkt, und was er in geradezu unbegreiflicher Torheit vor seinen Beratern zum Besten gibt – und auch noch von der Kamera aufzeichnen lässt:
»Er (der Kunde) kommt von seinem Niveau an seine Evolutionskameraden Affe und Hamster wieder in die Nähe. Wenn ein Hamster fünf Körner hat, dann frisst er alle fünf auf und guckt, ob er sich noch zwei bei Nachbarhamster leihen kann …«

Da kommt Maschmeyer von seinem Niveau an seine Geisteskameraden Volldepp und Trampeltier wieder in die Nähe, möchte man sagen. Wenn ein Volldepp auf einer Bühne steht und sich großspurig um Kopf und Kragen redet, dann guckt er, ob eine Kamera das auch alles schön aufzeichnet.
So etwas kommt vor Gericht, wo allein in Österreich mehrere tausend Klagen wegen Fehlberatung anhängig sind, richtig gut. Von den Medien ganz zu schweigen.

Eines sei aber ganz klar gesagt: Nicht nur beim AWD werden angehende Berater genötigt, alle ihre Verwandten und Bekannten in eine Liste zu schreiben, mit ihnen Termine auszumachen und sie dazu zu bringen, nicht nur entsprechende Produkte zu kaufen, sondern auch noch Namen und Adresse aus ihrem Bekanntenkreis herauszugeben. Auch diese werden dann mit dem Türöffner der gemeinsamen Bekannten angesprochen. Das schafft Vertrauen und einen Beratungstermin. Das ist im Finanzdienstleistungsgeschäft überall gang und gäbe, auch bei den »seriösen Bankberatern«.

http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/niki-vogt/der-fall-maschmeyer-nun-legt-auch-das-schweizer-fernsehen-nach.html;jsessionid=FD40C946685552944D59F18F28FE9A7A

Re: über sieben brücken mußt du gehen

und immer ist noch nicht schluß....

http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/hannover/maschmeyer127.html

Eine Million Euro von Maschmeyer an Schröder?

Was genau der angebliche Memoiren-Vertrag zwischen Maschmeyer und Schröder beinhaltet, ist unklar. Der Gründer und ehemalige Chef des hannoverschen Finanzdienstleisters AWD, Carsten Maschmeyer, hat zu Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) offenbar engeren geschäftlichen Kontakt gepflegt als bisher bekannt. Maschmeyer soll dem ehemaligen Ministerpräsidenten Niedersachsens eine Million Euro für dessen Memoiren gezahlt haben. Grundlage für die Zahlung soll nach einem Bericht von "Spiegel Online" (Freitag) ein Vertrag gewesen sein, den Maschmeyer und Schröder nach dessen Ausscheiden aus dem Kanzleramt geschlossen haben. Bereits 2004 soll Schröder - seinerzeit noch als Kanzler - vor AWD-Führungskräften aufgetreten sein. Dabei soll er den Mitarbeitern eine "staatsersetzende Funktion" zugesprochen haben: "Sichern Sie die Rente Ihrer Mandanten, denn der Staat kann es nicht."

Die Millionen-Zahlung wurde von Maschmeyer weder bestätigt noch dementiert. Schröder ließ dem "Spiegel" ausrichten, er gebe zu Privatangelegenheiten keine Auskunft.
Kein Kommentar vom Verlag

Der Verlag Hoffmann und Campe, der 2006 die Schröder-Erinnerungen mit großem Marketingaufwand unter dem Titel "Entscheidungen: Mein Leben in der Politik" herausgebracht hatte, wollte sich gegenüber NDR.de ebenfalls nicht zu dem Fall äußern. Das Buch war von "Spiegel" und "Bild" in Auszügen vorab veröffentlicht worden. Die Biografie hatte gemischte Kritiken geerntet.
Finanzdienstleister unter Beschuss

Der Unternehmer Maschmeyer, liiert mit der Schauspielerin Veronica Ferres, geriet in der Vergangenheit unter anderem wegen der Finanzgeschäfte des AWD und der Arbeit seiner Anlageberater immer wieder in die Kritik. Insbesondere Kleinanleger beklagten den Verlust ihrer Ersparnisse durch den Abschluss hoch riskanter Anlagemodelle.

so funktioniert also eine demokratur !?!

Re: über sieben brücken mußt du gehen

und bald komme ich mit der kopiererei ins schwitzen (ggg)

Liste belegt tausendfache Fehlberatung

Ein bislang geheimer Datensatz bringt AWD-Gründer und Politikerfreund Carsten Maschmeyer weiter in Bedrängnis. Die interne Liste dokumentiert, dass Zehntausende Kunden des Finanzdienstleisters viel Geld mit sogenannten geschlossenen Fonds verloren haben. Viele von ihnen haben zusätzlich hohe Schulden in Kauf genommen, da der AWD ihnen die Beteiligungen auf Kredit vermittelte.

Von Kristopher Sell, NDR

Die Verluste von Anlegern des umstrittenen Finanzdienstleisters AWD sind offenkundig sehr viel größer als von AWD-Gründer Carsten Maschmeyer bislang zugegeben. Der erneut in die Diskussion geratene Maschmeyer sprach in jüngster Zeit immer wieder von Einzelfällen. Jetzt präsentiert der NDR eine Liste mit den Namen und Beteiligungssummen von mehr als 30.000 Anlegern, die in verlustreiche geschlossene Fonds investiert hatten. Dabei handelt es sich um hochriskante Finanzbeteiligungen, die auch einfache Anleger zu haftenden Unternehmern machen.

Zentrale des Finanzdienstleisters AWD (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Konzernzentrale des Finanzdienstleister AWD in Hannover ]
Besonders dramatisch ist, dass laut Liste mindestens 20 Prozent der Beteiligungen den AWD-Kunden kreditfinanziert vermittelt wurden. Tausende Anleger sitzen daher zusätzlich auf hohen Schulden. Verbraucherschützer sehen darin einen Beleg für systematische Fehlberatung. Der AWD lehnt eine inhaltliche Stellungnahme zu dem Datensatz ab. Ein Sprecher verwies gegenüber dem NDR auf das Geschäftsgeheimnis.
Hohe Provisionen für AWD

Die AWD-interne Liste, die auch dem Magazin "Stern" vorliegt, nennt eine Vermittlungssumme von rund einer Milliarde Euro. Anlegern, die auf der Liste stehen, hatten AWD-Berater in den 90er-Jahren sogenannte "Drei-Länder-Fonds" vermittelt. Diese Fonds brachten den Beratern und dem AWD extrem hohe Provisionen, entwickelten sich aber nach Beobachtungen der neutralen Stiftung Warentest allesamt schlecht. Leidtragende waren die Anleger, die auch nach Abzug von Ausschüttungen und möglichen Steuervorteilen großenteils hohe Verluste - teilweise von mehreren zehntausend Euro - hinnehmen mussten.

Die Liste belegt erstmals, dass Tausenden Anlegern auch Kredite zur Finanzierung ihrer riskanten Investments vom AWD vermittelt worden waren. Wenn wegen schlechter Entwicklung der Fonds die Ausschüttungen zurückgingen oder gar ganz ausblieben, hatten diese Kunden einen doppelten Schaden: Den Verlust des Investments und hohe Kreditschulden. Ariane Lauenburg, Redakteurin der Zeitschrift "Finanztest" der Stiftung Warentest, wirft dem AWD daher "systematische Falschberatung" seiner Kunden vor. "Ich glaube, dass das Handeln des AWD auf Gewinn ausgerichtet war und nicht auf die Zufriedenheit der Kunden und dass dadurch so viele Anleger geschädigt wurden", so Lauenburg gegenüber dem NDR.
TV-Tipp:
Die AWD-Zentrale in Hannover (Foto: dpa) Link Panorama - die Reporter Neues vom Drückerkönig - heute Abend um 22.35 Uhr im NDR Fernsehen [panorama]

Die Stiftung Warentest hatte den AWD bis 2006 zehn Jahre lang auf einer Warnliste für Anleger geführt. Der Düsseldorfer Anwalt Julius Reiter, der seit Jahren AWD-Opfer vertritt, geht davon aus, dass der AWD durch die Vermittlung zahlreicher Finanzprodukte einen Gesamtschaden in Milliarden-Höhe verursacht hat.
AWD-Führung kennt Probleme offenbar seit Jahren

Dokumente weisen daraufhin, dass dem AWD offenbar schon im September 2002 bekannt gewesen war, dass es mit mehreren "Drei-Länder-Fonds" gravierende Probleme gab. Ausweislich eines Sitzungsprotokolls, das dem NDR zur Einsicht vorgelegen hat, berieten führende AWD-Manager unter anderem, wie sie klagewillige Anleger ruhig stellen und den ehemaligen FDP-Bundesminister Günter Rexrodt und damaligen AWD-Aufsichtsrat zugunsten des AWD "instrumentalisieren" konnten. Außerdem wurde eine Pressestrategie beraten. Dazu der AWD in einer Stellungnahme: "Zu einem solchen angeblichen Treffen gibt es keine Erkenntnisse."
Maschmeyers Beziehungen bald Thema im niedersächsischen Landtag

Carsten Maschmeyer, der den Finanzdienstleister vor wenigen Jahren für mehrere hundert Millionen Euro an den Schweizer Versicherungskonzern Swiss Life verkauft hat, gehört heute zu den reichsten Männern Deutschlands. Er ist der Lebensgefährte von Schauspielerin Veronica Ferres. Maschmeyer unterhält freundschaftliche Beziehungen zu Spitzenpolitikern fast aller Parteien, darunter Bundespräsident Christian Wulff und Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder. Mit dem ehemaligen Wirtschaftsweisen Bert Rürup hatte Maschmeyer 2009 die Beratungsfirma "MaschmeyerRürup AG" gegründet.

AWD-Gründer Carsten Maschmeyer und seine Frau, Veronica Ferres. (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: AWD-Gründer Carsten Maschmeyer und seine Lebensgefährtin, Veronica Ferres. ]
Vergangene Woche hatte der "Spiegel" berichtet, dass Gerhard Schröder 2006 eine Million Euro von Maschmeyer erhalten hat. Im Gegenzug habe Maschmeyer die Rechte an den Memoiren Schröders erhalten. Bereits 1998 hatte Maschmeyer eine teure Wahlkampf-Anzeige für Schröder bezahlt, der damals noch niedersächsischer Ministerpräsident war. Im vergangenen Sommer hatte sich Christian Wulff kurz nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten in einer Luxus-Villa Maschmeyers auf Mallorca eingemietet. Zu Maschmeyers privater Geburtstagsfeier im Mai 2010 empfing der AWD-Gründer unter anderem auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) und SPD-Chef Sigmar Gabriel.

Der niedersächsische Landtag wird sich demnächst mit der Verbindung Maschmeyers zu Spitzenpolitikern aus dem norddeutschen Bundesland auseinandersetzen. Die Linkspartei hat eine große Anfrage in das Plenum eingebracht. Damit will die Partei nach eigener Auskunft erreichen, dass "sich die die Landesregierung endlich mit den vielfältigen Einflüssen von Maschmeyers Firmen auf die Politik beschäftigt". Seit der Ausstrahlung einer kritischen Fernsehdokumentation in der ARD ("Der Drückerkönig und die Politik") im Januar geht Maschmeyer mit Anwälten gegen den NDR und die Autoren vor.

http://www.tagesschau.de/wirtschaft/awdberatung100.html

ja, das kann laut werden.... auch im schwabenländle !!!

vg